Betont vorsichtig gaben sich am Freitag Carlos Sainz und Lando Norris nach einem starken Resultat für McLaren im Tagesergebnis beim Trainingsauftakt zum Portugal GP 2020 der Formel 1. Durch die völlig zerstückelte Session und die widrigen Grip- und Windverhältnisse im Autodromo Internacional do Algarve mahnten der Spanier und der Brite zur Vorsicht. P3 und P5 - so gut sei McLaren sicher nicht.

Das bestätigte sich im Qualifying am Samstag. Mit den Plätzen sieben für Sainz und acht für Norris erzielte das McLaren-Duo dennoch ein Resultat, das man noch am Vortag als zufriedenstellend beschrieben hatte. Beide Renault waren geschlagen, zumindest ein Racing Point besiegt. „Das Qualifying lief gut, das Auto war das gesamte Wochenende konkurrenzfähig und vor allem bin ich dieses Wochenende mit dem Gefühl im Auto zufriedener“, freute sich Sainz.

McLarens steiniger Weg mit neuer Nase

Damit zielte der Spanier auf die Irrungen und Wirrungen der Updates für den MCL35 der vergangenen Wochen. Sowohl Sainz als auch Norris gaben sich nie wirklich zufrieden damit, McLaren laborierte daran, die neuen Teile - allen voran ein neues, an den Mercedes erinnerndes Nasenkonzept - zu verstehen und maximal zu nutzen.

In die Quere kamen dem Team dabei allerdings auch Wochenenden wie der Eifel GP. Durch einen ausgefallenen Freitag waren große Vergleichstests kaum möglich. Ähnlich erging es dem Team am Freitag in Portimao. 30 Minuten Pirelli-Reifentest, zwei rote Flaggen und insgesamt nicht repräsentativ dürftige Gripverhältnisse erschwerten die Arbeit. Dennoch will McLaren nun endlich ein gewisser Durchbruch gelungen sein - zumindest sind sich darin alle Parteien einig.

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Carlos Sainz: McLaren gibt mir jetzt besseres Gefühl

Technikchef James Key sah McLaren mit den Neuerungen schon nach dem Freitag auf einem guten Weg, am Samstag bestätigten die Fahrer diese Einschätzung. „Wir haben da als Team einen guten Job gemacht. Das Auto gab mir ein besseres Gefühl, das ganze Wochenende lief leichter, in Q2 und Q3 haben wir uns genauso sehr verbessert, wie wir es vorhatten. Wir sind mit beiden Autos in den Top-8. Das ist eine gute Ausgangslage für morgen“, sagte Sainz.

Einzig die Bedingungen - der rutschige Asphalt in Portimao - sei dafür verantwortlich, dass es sich dennoch grauenvoll angefühlt habe, ergänzte Norris. Damit tanzt McLaren in Portugal allerdings mitnichten aus der Reihe. Nahezu alle Fahrer und Teams monierten eine Fahrt wie auf Eis, mal mehr, mal weniger. Abgesehen davon zeigte sich auch Norris zufrieden.

Lando Norris: Verstehen Updates jetzt besser

„Wir verstehen die Updates jetzt besser als in Deutschland“, bestätigte Norris seinen Teamkollegen. „In Deutschland war es ja nicht schlecht, wie hatten da nur nicht die Zeit, es komplett zu verstehen, da wir nur ein Training gefahren sind. Jetzt haben wir ein besseres Verständnis und wissen mehr darüber, wie wir dieses Paket maximieren können.“

In Portugal fährt McLaren nun unterdessen mit dem ersten Teil des neuen Nasen-Pakets, nahezu der identen Version, die Norris bereits auf dem Nürburgring eingesetzt hatte. Sainz und Norris fahren zudem mit derselben Spezifikation, keine Vergleiche. „Nur das, von dem wir noch nicht ganz wissen, ob es wirklich besser ist oder, wie wir das Maximum damit rausholen können, fahren wir noch nicht“, berichtete Norris.

McLaren in Portimao mit Update-Paket 1

Dabei handelt es sich um Teile, die McLaren am Freitag in Portimao ausprobiert hatte. Für Qualifying und Rennen sind diese aus den genannten Gründen allerdings erst einmal wieder in der Schublade verschwunden. Positiv seien die Aero-Tests allerdings verlaufen, versicherte Teamchef Andreas Seidl. „Diese Teile werden dann bei künftigen Rennen eingesetzt“, sagte der Deutsche. Jetzt gehe es erst einmal mit dem ersten Teil des Nasen-Konzepts weiter.

In Portimao hofft McLaren, damit gut genug aufgestellt zu sein, um im Rennen einmal mehr Ferrari zu überlisten. Charles Leclerc fuhr den SF1000 im Qualifying immerhin erneut auf einen starken vierten Startplatz. Seidl hofft auf ein Déjà-vu auch am Sonntag. „Wir haben ja schon ein paar Mal gesehen, dass besonders Charles im Qualifying mega Runden schafft, dann aber im Rennen zurückfällt. Ich bin gespannt, wie es morgen wird“, sagte Seidl.

Renault & Racing Point jetzt besser? McLaren widerspricht

Auf das eigene Paket könne man sich zum Glück verlassen. „Unser Auto ist ein Allrounder“, sagte der Teamchef. „Wir sind mit beiden Autos ins Q3 gekommen, das spricht auch für beide Fahrer. So können wir am Sonntag um gute Punkte kämpfen und das neue Nasen-Konzept haben wir jetzt ja auch verstanden, sodass wir das nutzen können.“

Den Kampf um WM-Rang drei habe McLaren mitnichten aufgegeben. Zuletzt zog Racing Point zwar schon vorbei während Renault dramatisch aufholte, doch habe McLaren aus reiner Performance-Sicht mithalten können. „Wir haben in den letzten Rennen viele Punkte verloren, ja, aber wir waren eigentlich immer in einer guten Position“, sagte Seidl.

„Es waren nur Vorfälle in ersten Runden oder der Defekt bei Lando letztes Wochenende, was uns gekostet hat. Aber das gehört eben auch zum Racing dazu. Hoffentlich kommen wir morgen dann mit beiden Autos über die Linie und holen gute Punkte!“