Racing Point macht sich derzeit wenig Freunde im Formel-1-Fahrerlager. Erst war es der Kopie-Skandal, der die Konkurrenz auf die Barrikaden rief, nun der Umgang mit dem Coronatest von Lance Stroll.

Der Kanadier sagte seine Teilnahme am Eifel GP am Samstagmorgen kurzfristig ab. Als Grund nannte Stroll Magenbeschwerden. Der Racing-Point-Pilot begab sich anschließend in Selbstisolation und flog am Sonntag im Privatjet zurück in seine Wahlheimat Schweiz. Dort wurde er schließlich positiv auf das Coronavirus getestet.

Der Test, der das positive Ergebnis lieferte, wurde bereits am Sonntagabend des Nürburgring-Rennens durchgeführt. Öffentlich wurde der Fall aber erst, als sich Stroll am Mittwoch vor dem Portugal GP auf seinen Social Media Kanälen zu Wort meldete.

Racing Point: Keine Verwarnung von der FIA

Weder die Konkurrenz, noch die Offiziellen fanden den Umgang des Rennstalls mit dem Fall angemessen. Deshalb meldete sich auch die FIA bei Racing Point. "Es war aber keine Verwarnung", stellt Teamchef Otmar Szafnauer klar und erklärte: "Es war eine Erinnerung. Eine Erinnerung, dass wir dazu verpflichtet sind, die FIA zu informieren."

Szafnauer wies bereits mehrfach jegliche Schuld im Umgang mit dem Coronafall vom Team. "Wir haben uns an alle Protokolle gehalten und testen mehr als jedes andere Geschäft auf dem Planeten", wiederholte er am Freitag in Portimao.

Eine Aussage, die McLaren-Boss Zak Brown so nicht gefiel. Der US-Amerikaner saß in der Pressekonferenz - mit Sicherheitsabstand - neben seinem Racing-Point-Kollegen. "Ich kenne nicht alle Testprotokolle der anderen Teams, ich habe nur gehört, dass Racing Point mehr als jedes andere Unternehmen testet", begann Brown mit leicht ironischem Unterton.

"Als wir unser Problem in Australien hatten, haben wir das sehr schnell an alle kommuniziert", so Brown. "Wir haben eine Verpflichtung gegenüber der Gesundheit alle anderen. Auch Mercedes hat das gemacht, als sie Fälle hatten. Es sieht aber so aus, als gab es hier nicht sofort Transparenz."

Brown verspottet Stroll-Arzt: Dr. Mallya? Dr. Dre?

McLaren war als erstes Formel-1-Team von einem Coronafall betroffen. Am Donnerstagabend des eigentlichen Saisonauftakts wurde ein Teammitglied positiv getestet. Der Rennstall aus Woking kündigte umgehend an, sich vom Australien GP zurückzuziehen. Anschließend wurde das gesamte Event in Melbourne abgesagt.

Aber nicht nur die Kommunikationspolitik stört McLaren. Auch die Tatsache, dass Stroll erst am Sonntag - nach seiner Rückkehr - getestet wurde, stößt Brown auf: "Ich weiß, dass sein Arzt dachte, dass er nicht positiv ist. Im Nachhinein sollte das anders sein. Ich weiß nicht, wer sein Arzt ist - vielleicht Dr. Mallya oder Dr. Seuss. Vielleicht Dr. Dre. Das nächste Mal sollten wir jedenfalls testen, egal wer egal welche Symptome hat."

Der McLaren-Boss appelliert deshalb an die Formel-1-Gemeinschaft: "Diese Seuche ist extrem ansteckend und gefährlich. FIA und Formel 1 haben seinen sehr guten Job gemacht, die Rennen durchzuziehen. Dafür bedarf es aber viel Vertrauen, Transparenz, gute Kommunikation und Verantwortungsbewusstsein von allen Teams, um sicherzustellen, dass wir nicht nur Sicherheit in unseren eigenen Teams haben, sondern in der ganzen Renngemeinschaft."