Romain Grosjean und Kevin Magnussen starten 2021 nicht mehr für das Haas F1 Team in der Formel 1. Nach ersten Bekanntgaben durch die Fahrer selbst auf ihren Social-Media-Profilen bestätigte wenig später das Team per Pressemitteilung die Trennung von seinen altgedienten Piloten. Grosjean fährt seit dem F1-Einstieg Haas 2016 für das US-Team, Magnussen stieß nur eine Saison später hinzu. Ging die Entscheidung also von den Fahrern aus?

Nein. Am Mittag erklärte Teamchef Günther Steiner in einem virtuellen Call, von wem die Entscheidung ausging - von Haas. „Wir wollten Veränderungen. Dieses Jahr war ein außergewöhnliches Jahr für uns - nicht nur für uns. Wir müssen einfach sehen, wie wir mit dem Budgetcap weitermachen, wo wir unser Geld bestmöglich investieren und was wir tun. Das war der Grund. Wir wollten eine Veränderung und müssen uns auf die neuen Regeln 2022 vorbereiten, was eine neue Welt für alle werden wird“, begründete Steiner das Aus seiner beiden Fahrer.

Grosjean: Steiner sprach von finanziellen Gründen

Kurzum: Haas will schlicht die Gunst der Stunde nutzen und angesichts des Umbruchs auch bei den Fahrern Hand anlegen. Ganz so simpel kam es zu der Entscheidung allerdings offenbar doch nicht. Mehr als ein reiner Drang zur Veränderung spielte offensichtlich die Frage der Finanzen eine entscheidende Rolle. Zumindest legen das Aussagen Grosjeans mehr als nahe.

„Ich hatte schon erwartet, dass vielleicht einer von uns beiden gehen muss. Aus finanziellen Gründen, da die Welt es wegen Covid für viele Unternehmen hart gemacht hat“, sagte Grosjean am Donnerstag in der FIA-Pressekonferenz in Portimao. Damit nicht genug. Wie der Franzose verriet, soll Haas das Thema sogar konkret als Grund angeführt haben. „Als Günther anrief habe ich ihm gesagt, dass ich schon erwartet hatte, dasss einer von uns gehen muss, aber da sagte er 'Nein, ihr müsst aus finanziellen Gründen beide weg'“, sagte Grosjean. "Das verstehe ich. Das Team beschreitet einen anderen Weg und ich wünsche ihnen Glück dabei."

Magnussen: Mein Sponsoring nicht mehr groß genug

Im klaren Widerspruch zu den Aussagen Steiners in dessen Medienrunde steht das allerdings nicht. Der Südtiroler sprach ebenfalls von Finanzfragen - auch bei der Suche nach neuen Fahrern. Dass sich Haas nun auch nach Piloten mit finanzkräftigem Sponsoring im Hintergrund umsehe, bestätigte Steiner sogar offen.

Darüber verfügen zwar auch die noch aktuellen Fahrer, allerdings längst nicht in dem Ausmaß wie derzeit umhergehende Namen wie Sergio Perez oder Nikita Mazepin. „Ich habe Partner und Sponsoren, aber die sind in dieser Welt nicht so groß“, sagte Magnussen. „Nicht groß genug jedenfalls, um für mich einen Unterschied zu bewirken. Aber Gene [Haas, Teambesitzer] und Günther müssen erklären, warum sie getan haben, was sie getan haben. Es gibt sicher Fahrer, die da mehr bringen können ...“

Magnussen: Habe in Formel 1 noch etwas zu geben

Ähnlich ergeht es Grosjean. „Ich hatte immer diverse Partner, die mich über meine Karriere hinweg zu verschiedenen Teams begleitet haben. Aber ein Paydriver war ich nie, ganz wie bei Kevin“, sagte der Franzose. Ähnlich gestaltet sich nun auch die Situation für beide Fahrer mit Blick auf ihre Zukunft. In der Formel 1 sieht es für keinen von beiden nach rosigen Aussichten aus. Nicht für den erst 28-jährigen Dänen, noch etwas weniger für den sechs Jahre älteren Franzosen.

„Ich fühle mich so, dass ich in der Formel 1 noch mehr zu geben habe. Ich bin erst 28“, sagte Magnussen zwar. „Aber es gibt nicht mehr viele Cockpits. [...] Ich habe in der Formel 1 aber gelernt, dass du niemals nie sagen solltest.“ Ein Jahr Auszeit kommt für den Dänen nicht in Frage. „Das hatte ich 2015 schon - und ich habe es nicht genossen. Ich hatte großes Glück, danach überhaupt nochmal eine Chance zu bekommen“, sagte Magnussen. Noch dazu wolle er nicht nur zuschauen. Magnussen: „Ich bin ein Racer und will Rennen fahren. Ich sehe mich nicht ein Jahr lang nur an der Seitenlinie.“

Grosjean vor Formel-1-Aus: Will sowieso wieder gewinnen

Grosjean schätzt die Lage ähnlich ein. „In der Formel 1 sind nicht mehr viele Cockpits frei, das sieht kompliziert aus“, sagte der Franzose. Deshalb habe er sich längst nach Alternativen umgesehen. Das hatte Grosjean tatsächlich schon vor Wochen berichtet. Die Pläne scheinen sich nun zunehmend zu konkretisieren - zumal den Franzosen außerhalb der Formel 1 bei Haas vor allem ein Faktor lockt: Siegchancen.

„Ich vermisse das Gefühl des Siegens“, sagte Grosjean. „Das Gefühl, wenn du in ein Wochenende gehst und denkst, dass du um den Sieg oder das Podium kämpfen kannst - statt wie jetzt zu hoffen, das Q1 zu überstehen und ein oder zwei Punkte zu holen. Da hoffe ich, etwas zu finden. Ich vermisse das Gefühl, zu gewinnen wirklich sehr. Hoffentlich erfahre ich das bald wieder!“

Magnussen träumt von Wechsel in IndyCar Series

Genauso nach Abschied von der Formel 1 klingt es bei Magnussen. „Ich wäge schon länger meine Optionen ab, deshalb hat sich gar nicht so viel verändert als Günther uns informiert hat“, sagte Magnussen über seine Zukunftspläne. „Ich bin gerade für fast alles offen. Auch ich vermisse das Gefühl, Rennen zu gewinnen. Das ist etwas, worüber ich zuletzt sehr viel nachgedacht habe.“

Ziehen könnte es den Dänen vom US-Team in der Formel 1 in ein Team in den USA. „IndyCar ist etwas, woran ich immer interessiert war“, berichtete Magnussen. „Mein Vater war in den 90ern ein Indy-Fahrer und ich war da als Kind mit dabei. Ich fand das immer supercool. Das würde ich gerne mal ausprobieren.“

Allerdings weiß Magnussen genau, dass im das Thema Finanzen auch außerhalb der Formel 1 das Leben in Zeiten der Corona-Krise nicht gerade erleichtern wird. „Auch außérhalb der F1 ist die ganze Motorsportwelt von diesen harten Zeiten getroffen“, sagte Magnussen. „Da ist es gerade nicht leicht, einen guten Deal zu bekommen.“