Man kann Ferrari in der Formel-1-Saison 2020 viel vorwerfen, dass sich die Italiener aufgegeben hätten, allerdings nicht. Zwar kommen Neuerungen am lahmenden SF1000 eher in homöopathischen Dosen, aber sie kommen.

In Russland kamen mit Front- und Heckflügelendplatten die ersten Teile eines Upgrade-Pakets. Am Nürburgring brachte Ferrari hauptsächlich Neuerungen an den Bargeboards. Und auch für das bevorstehende Rennwochenende in Portugal gibt es Neuerungen.

Ferrari hofft in Portugal auf neuen Diffusor

"Dabei geht es hauptsächlich um den Diffusor. Damit wird das Programm, das die letzten paar Monate lief, komplettiert", verrät Ferraris Chef der neuen Performance-Entwicklungs-Abteilung Enrico Cardile.

Wunder bewirkten die bisherigen Änderungen aber nicht - doch das hatte Ferrari auch nicht erwartet. "Das wichtigste ist, dass wir eine Bestätigung erhalten, dass unsere Entwicklung in die richtige Richtung geht", erklärt Cardile. "Die Anzeichen der letzten paar Rennen sind positiv."

"Wir müssen bedenken", so der Ferrari-Ingenieur weiter, "dass die Entwicklung auch auf nächste Saison abzielt - dieses Jahr mehr denn je." Denn das Reglement bleibt nicht nur weitgehend stabil, viele Komponenten dürfen gar nicht mehr entwickelt werden.

Dazu kommt, dass die Windkanalzeit 2021 weiter limitiert wird - abhängig vom Platz in der Konstrukteurswertung. "Das bedeutet, dass die Arbeit, die wir jetzt machen, noch wichtiger ist", meint Cardile. "Wir müssen jetzt wissen, dass die Konzepte, an denen wir arbeiten, die richtigen sind, statt 2021 damit Zeit zu verschwenden."

KategorieEinheitBasiswert
Windkanal-Läufe#320
Windkanal-BelegungStunden400
Windkanal aktivStunden80
3D-Modelle im CFD#2000
CFD-BerechnungenMAUh6

Als Sechster muss Ferrari derzeit jedoch keine besonders großen Einschnitte bei der Windkanalzeit befürchten. Im Gegenteil: Alle Teams, die schlechter als Platz fünf abschneiden, bekommen sogar Gutschriften im Verhältnis zum Richtwert.

Aber Ferrari würde Einschnitte bei der Windkanalzeit aus diesem Grund liebend gerne hinnehmen. "Uns auf Platz sechs zu sehen, tut weh. Wir wissen sehr wohl, dass das Ferrari nicht gerecht wird", gibt sich Cardile selbstkritisch.

Ferrari hat Heck für Formel-1-Saison 2021 im Fokus

Neben den stetigen Aero-Updates hat Ferrari auch bei den mechanischen Komponenten schon den Fokus auf 2021 gelegt. Während die Aerodynamik nächstes Jahr frei entwickelt werden darf, ist die Entwicklung der meisten mechanischen Komponenten eingefroren.

Als Joker bleiben jedem Rennstall zwei sogenannte Entwicklungstoken. Ferrari hat schon etwas im FIA-Regal gefunden: "Wir glauben, dass wir am Heck das größte Verbesserungspotential haben", meint der Entwicklungs-Chef. Gerüchten zufolge wollen die Ingenieure in Maranello die zwei Token für eine überarbeitete hintere Crash-Struktur ausgeben - was wiederum hauptsächlich aerodynamische Auswirkungen hat.

Gleichzeitig betreffen die wenigen Regeländerungen, die es 2021 geben wird, das Heck. Die Unterböden werden beschnitten, dazu dürfen sie weniger komplex ausfallen. Außerdem werden die Diffusoren strikter reglementiert und auch die hinteren Bremsbelüftungen. Das ist aber nicht der einzige Grund, weshalb Ferrari am Heck Hand anlegen will. "Wir glauben, dass wir dort aufgrund unseres aktuellen Fahrzeugkonzepts signifikante Fortschritte erzielen können", so Cardile.

Bis Saisonende hat Ferrari sportlich noch ein klares Ziel: "Wir wollen die Gruppe, in der die Fahrer derzeit nur um wenige Zehntel um Platz vier und dahinter kämpfen, anführen." Charles Leclerc schaffte das zuletzt im Qualifying, musste aber im Rennen immer wieder federn lassen. In der Konstrukteurswertung hat Ferrari bereits einen satten Rückstand: Die Scuderia steht bei 80 Punkten. Renault auf Platz fünf hat bereits 114 Zähler, McLaren auf Rang vier 116 und Racing Point auf Platz drei 120.