Fernando Alonso kehrt mit Renault 2021 in die Formel 1 zurück, um eine alte Rechnung zu begleichen. Der dritte WM-Titel muss im Spätherbst der Karriere noch in den Lebenslauf. Sämtliche Hoffnungen dafür ruhen auf dem großen Regelumbruch 2022, wie der Spanier bei seiner Bekanntgabe klar betonte. Mittlerweile scheint der 39-Jährige jedoch auf einem ganz anderen Dampfer zu sein. Die jüngsten Erfolge Renaults haben Alonso schon jetzt in Bereitschaft versetzt.

"Ihr wärt beeindruckt davon, wie hoch sein Interesse schon ist", so Renault-Teamchef Cyril Abiteboul, der sich mittlerweile mit einem äußerst ambitionierten Fernando Alonso konfrontiert sieht. "Die Situation ist sehr positiv", freut sich der Franzose, der nach der Rückkehr des verlorenen Sohnes in die Arme von Renault auch eher die langfristigen Ziele im Blick hatte.

"Als er zum Team gestoßen ist war es in seiner und unserer Kommunikation bei der Bekanntgabe klar, dass sich alles um die Saison 2022 dreht", sagt Abiteboul. Doch Renaults Aufwärtstrend in der Saison 2020 haben bei Alonso offenbar schon sämtliche Alarmglocken schrillen lassen.

Alonso signalisiert mehr Interesse an 2021

"Je mehr die Saison voranschritt und das Team sowie das Auto Fortschritte machte, wurde bei ihm das Interesse an 2021 geweckt", so Abiteboul weiter. Am vergangenen Dienstag absolvierte Alonso in Barcelona seine erste Ausfahrt im Renault R.S.20. Ein Filmtag musste dafür herhalten. Neben den schönen Bildern für die PR-Abteilung von Renault unterstrich diese Ausfahrt zweifelsohne die Motivation Alonsos.

Am Filmtag sind nur 100 Kilometer Laufleistung gestattet. Für einen 312-fachen GP-Teilnehmer, der zudem noch im Frühjahr 2019 für McLaren testete, eigentlich keine große Sache - außer, er will unbedingt schon mal das aktuelle Auto fahren. "Ich denke, Fernando ist wie ein großer Hai. Sobald er Blut riecht, will er angreifen. Ich sehe einen Hai, der sehr hungrig ist. Das ist gut zu sehen", erklärt Abiteboul.

Formel 1 2021: Fernando Alonso - Mission WM-Titel beginnt!: (06:30 Min.)

Renault bereut gescheiterte Ricciardo-Ehe nicht

Für das Oberhaupt des Renault-Teams ist das ein wichtiges Zeichen, denn Alonso muss 2020 sein bestes Pferd im Stall ersetzen. Ausgerechnet der abtrünnig gewordene Daniel Ricciardo war es, der auf dem Nürburgring mit Platz drei den ersten kleinen Meilenstein der Neuzeit für das Renault-Werksteam erreichte.

Noch vor dem Saisonstart hatte der Australier bekanntgegeben, dass er 2021 für McLaren Mercedes an den Start gehen wird. Dabei hatte Renault bei der Verpflichtung des einstigen Red-Bull-Hochkaräters im Sommer 2018 noch so große Pläne. "Ich glaube immer noch, dass es die richtige Entscheidung war.", verteidigt Abiteboul die Verpflichtung Ricciardos trotz der gescheiterten Ehe.

Ricciardo verließ Renault nach einer enttäuschenden Saison 2019, um sich dem zu dieser Zeit erfolgreichsten Team im Mittelfeld anzuschließen. "Es war ein enttäuschendes Jahr und vielleicht kann man argumentieren, dass es ein Jahr zu früh war", so der Teamchef über den Deal mit dem einstigen Red-Bull-Zögling. "Aber die Chance, einen Fahrer wie Daniel auf dem Markt zu haben, gibt es nicht alle Tage."

Vielleicht hätte die Lovestory zwischen Renault und Ricciardo eine längere sein können, doch vielleicht war es gerade die Unzufriedenheit des siebenfachen GP-Siegers, die dem Management bei den Gelben die Augen öffnete." "Das Team wäre ohne Daniel heute nicht das, was es ist. Vielleicht haben wir es sogar diesem schmerzhaften letzten Jahr zu verdanken, das uns alle angetrieben hat", glaubt Abiteboul.

Ricciardo-Podest wichtiger Beweis, Verbitterung nie ein Thema

Nach Renaults unmittelbarer Reaktion auf Ricciardos Abgang befürchteten viele eine Saison 2020 im Rosenkrieg. Doch anders als bei der Scheidung von Sebastian Vettel und Ferrari ist der Australier in diesem Jahr weiter voll auf der Höhe. Teamkollege Esteban Ocon hat gegen den 31-Jährigen nicht den Hauch einer Chance und folglich war auch er es, der das erste Podium seit dem Renault-Comeback 2016 eroberte.

"Ich denke, das ist für das Team, Daniel und mich gleichermaßen wichtig", so Abiteboul über den dritten Platz auf dem Nürburgring. "Unsere Entscheidung ihn zu holen wurde damals hinterfragt, genau wie seine Entscheidung, zu unserem Team zu kommen. Es war sehr wichtig, um all diese Kritiker verstummen zu lassen."

Dass Renault angesichts des Korbs von Ricciardo zunächst verbittert reagierte, war kein Zeichen eines zwischenmenschlichen Zerwürfnisses: "Ich weiß, dass unsere Kommunikation damals etwas negativ war, als wir herausgefunden haben, dass er nicht bei uns bleibt. Aber das war nur so, weil das zu diesem Zeitpunkt unsere ungefilterte, ehrliche emotionale Reaktion war. Genauso, wie Daniel innerhalb des Teams ungefiltert und authentisch auftritt."