Nur einen WM-Punkt erzielte Sebastian Vettel in den vergangenen fünf Rennen der Formel-1-Saison 2020 - bei der Ausfallorgie von Mugello. Auch bei seinem Heimrennen auf dem Nürburgring setzte sich die anhaltende Ergebnis-Flaute des Ferrari-Piloten am heutigen Sonntag in der Eifel also fort.

Von Platz elf gestartet, kam Vettel auf genau dieser Position auch ins Ziel - hinter Teamkollege Charles Leclerc, Kurz-Comebacker Nico Hülkenberg, der vom letzten Startplatz losgefahren war, und den Ferrari-Kunden von Romain Grosjean im Haas und Antonio Giovinazzi im Alfa.

Sebastian Vettel: Medium-Start kostet einen Platz

Der Start in das Rennen lief noch passabel. Als erster Fahrer in der Startaufstellung mit freier Reifenwahl, legte Vettel mit dem Medium los. Das sollte auf lange Sicht einen strategischen Vorteil generieren. Vor allem lautete die Devise jedoch: Aufgrund ohnehin geringer Aussichten für Vettel und Ferrari wollten die Roten unbedingt gegen den Strom schwimmen. Das erklärte der Deutsche noch vor dem Start mehrfach.

Tatsächlich stand Vettel mit seiner Reifenwahl nahezu exklusiv da. 16 Fahrer begannen auf Soft, nur vier mit Medium. Wenig überraschend büßte Vettel am Start durch den Traktionsnachteil eine Position gegen Giovinazzi ein. Damit konnte der vierfache Formel-1-Weltmeister noch halbwegs leben. „Der Start mit dem Medium war okay, wenn man das mit den anderen vergleicht“, sagt Vettel. Aber wir haben schon eine Position gegen den Alfa verloren und dann steckten wir fest.“

Vettel: Beim Überholen unheimlich schwergetan

Letzteres sei der Kern aller Probleme seines Eifel Grand Prix gewesen, so Vettel. „Ich habe mich unheimlich schwergetan, Autos zu überholen, obwohl ich schneller war und viel Risiko eingegangen bin“, schildert der Ferrari-Fahrer. „Das war knifflig.“ In Runde elf wurde es zu viel Risiko. Vettel: „Beim ersten Mal ging es in die Hose ...“

In der Dirty Air von Antonio Giovinazzi verlor Vettel die Kontrolle, Foto: LAT Images
In der Dirty Air von Antonio Giovinazzi verlor Vettel die Kontrolle, Foto: LAT Images

Wie? Beim Anbremsen auf Kurve eins, fast schon im Getriebe Giovinazzis, verlor Vettel die Kontrolle und drehte sich. Zwei Plätze verlor der Deutsche dabei sofort, vor allem jedoch die Form seiner Reifen. „Ich hatte Glück, dass ich weiterfahren konnte, aber die Reifen waren hinüber“, berichtet Vettel. Dementsprechend verloren war der potenzielle strategische Vorteil der härteren Pneus. Am Ende der Runde musste Vettel sich der Medium-Walzen entledigen - weit früher als die meisten Starter auf Soft.

Vettel erklärt Dreher: Vielleicht zu viel riskiert

„Zu dem Zeitpunkt war es vielleicht zu viel Risiko“, ärgert sich Vettel deshalb umso mehr. Wie genau der Dreher zustande gekommen sei, müsse er noch genauer anschauen. „Ich war sehr überrascht und weiß nicht genau, was passiert ist. Ich nehme an, dass es einfach passiert ist, weil ich hinter ihm die Linie wechseln wollte und dann das Auto in seiner verwirbelten Luft verloren habe“, vermutet der Ferrari-Fahrer.

Sebastian Vettels Reifen waren hinüber, Foto: LAT Images
Sebastian Vettels Reifen waren hinüber, Foto: LAT Images

Danach sei es schwer gewesen, noch einmal zurückzukommen. „Wir haben versucht, zu retten, was zu retten ist. Mit dem Safety Car gab es nochmal eine Chance auf Punkte. Aber das ist nicht passiert“, sagt Vettel. „Natürlich habe ich gehofft, dass wir zum Schluss ein bisschen mehr abstauben können. Zum Ende hin hatte ich aber keine Reifen mehr und es blieb sehr schwer, zu überholen. Das Auto war das gesamte Rennen über im Verkehr sehr schwer zu fahren. Es war heute mit Sicherheit kein gutes Rennen von uns.“

Vettel: Ferrari im Verkehr schwer fahrbar

Erstmals sei das jetzt allerdings auch nicht so gelaufen, so Vettel ernüchtert. „Im Moment ist ein bisschen der Wurm drin“, sagt der mit 17 Punkten in der WM-Wertung weiter auf P13 klassierte Vettel - sieben Punkte mehr als Landsmann Hülkenberg, der als Reservefahrer 2020 nur zwei Rennen wirklich aufnahm. „Schade, dass wir keine Punkte holen konnten“, klagt Vettel.

Das neuste Ferrari-Update habe jedenfalls nicht sonderlich viel gebracht. So viel sei klar. Erwartet hatte Vettel einen großen Satz ohnehin nicht. „Ich denke, dass wir nicht viel erwartet haben und auch nicht viel auf der Strecke gesehen haben. Insgesamt sind wir im Rennen wieder zurückgefallen und hatten nicht die Pace, die wir haben wollten“, sagt Vettel.

Für Leclerc galt das kaum weniger. Der Monegasse ergatterte für Ferrari mit Platz sieben zwar einige Punkte, wurde nach einem starken Qualifying mit P4 allerdings erneut durchgereicht.