Valtteri Bottas schnappte sich beim Formel-1-Qualifying auf dem Nürburgring die Pole Position aus dem Hinterhalt. Nach einer schwierigen Session schlug er im letzten Moment zu und verdrängte die Favoriten Lewis Hamilton und Max Verstappen. Anders als in Russland sparte sich der Mercedes-Pilot nach diesem Coup allerdings die flotten Sprüche. Am Sonntag muss er den Job zu Ende bringen und dabei seine Achillesferse schützen.

"Es ist ein wirklich gutes Gefühl, wenn du es auf der letzten Runde mit der letzten Chance hinbekommst. Die letzte Runde im Q3 war genau das, was ich gebraucht habe", freute sich Bottas über die dritte Pole Position in der Saison 2020. Der Finne hatte in den ersten beiden Segmenten des Zeittrainings deutlich hinter Hamilton und Verstappen zurückgelegen, doch im Finale lachte er zuletzt.

Für Bottas war dieser Turnaround eher untypisch, gilt er doch als Trainingsweltmeister, dem im Qualifying nicht selten die Luft ausgeht, wenn die Pole Position entschieden wird. Diesmal war es umgekehrt. Im Q2 kam er auf dem Medium-Reifen überhaupt nicht zurecht und verlor acht Zehntelsekunden auf Hamilton.

Bottas lahmt im Q2

"Wir hatten den Medium-Reifen im Training ausprobiert, aber die Strecke war da noch sehr grün und es war schwierig, ihn zu lesen. Für mich war dieser Run ziemlich schwach, ich habe auf der Outlap nicht genug Temperatur in den Reifen bekommen", erklärt Bottas, der daraufhin auf den Soft-Compound wechselte und sein Ticket für das Q3 löste. Doch auch auf dieser Reifenmischung war er eine halbe Sekunde langsamer als Hamilton.

"Diese letzte Runde war ziemlich sauber und ich habe auch all die Details richtig hinbekommen. Ich hatte vorher im ersten Sektor ziemliche Probleme und diesmal hat er gesessen. Das war ein gutes Gefühl", so Bottas über den Schlüsselmoment, der aus seinem Qualifying in letzter Sekunde eine Erfolgsstory machte.

Keine Trendwende nach Russland-Sieg und Nürburgring-Pole

Nach dem Sieg in Sotschi scheint Bottas mit der Pole Position auf dem Nürburgring fast auf einer Welle zu schwimmen, doch der 31-Jährige sieht nach diesen zwei Etappensiegen keine Trendwende. "Ich hatte nie Zweifel daran, Pole Positions oder Siege einfahren zu können", stellt er klar.

Dass er sich nach einer Durststrecke an der Spitze zurückmeldet, hat zwar einen positiven Nebeneffekt, doch am Samstag mit Hamilton auf Augenhöhe zu sein ist nicht genug. "Natürlich ist es gut für das Selbstvertrauen. Heute war es gut, ich habe abgeliefert und auf der Pole zu stehen ist ein schöner Erfolg. Aber es ist das Rennen, auf das es ankommt."

In der Weltmeisterschaft liegt er 44 Punkte hinter WM-Leader Hamilton. Seine Nullrunde in Silverstone, als ihm wenige Runden vor Schluss der linke Vorderreifen um die Ohren flog, schlug eine tiefe Kerbe in seinen Punktestand. Doch auch danach verlor er regelmäßig an Boden, als Hamilton von einem Triumph zum nächsten eilte.

Bottas fürchtet Start: Kann Pole nicht genießen

Besonders die Starts erwiesen sich in der Saison 2020 als Bottas' Achillesferse. Beim Rennen auf dem Nürburgring gilt es für ihn diesen kritischen Moment zu überstehen, bevor er sich Gedanken über seinen dritten Saisonsieg machen kann. "Ich muss mich auf all die Details konzentrieren. Das erste davon wird der Rennstart sein. Ich kann die Pole nicht zu sehr genießen, denn morgen ist der Tag, der wirklich zählt", sagt er.

Ohne den Freitag als Rennvorbereitung wird es auf dem Nürburgring im Rennen besonders spannend. Longrun-Daten gibt es nicht, weshalb die sonst so wertvolle Pole Position für Bottas diesmal alles andere als ein Ruhekissen ist: "Es gibt für jedes Team viele Fragezeichen, zum Beispiel wie sich die Soft-Reifen im ersten Stint verhalten und wann wir sie wechseln müssen. Das macht es hoffentlich interessant."

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