Nicht nur für den Nürburgring steht am kommenden Wochenende ein Comeback in der Formel 1 auf dem Programm. Dasselbe gilt für Sebastian Vettel. 2013 gewann der Deutsche, damals noch bei Red Bull, dort zum ersten Mal sein Heimrennen. Das macht den heutigen Ferrari-Piloten zum bis dato letzten Sieger auf der legendären Strecke in der Eifel.

Bei der Rückkehr an diesen Ort wird für Vettel allerdings nur bei einem chaotischen Rennverlauf eine Wiederholung des sieben Jahre alten Triumphs möglich sein. Zur sehr schwächelt die Scuderia 2020. Ein Heimsieg in Rot dürfte Vettel in seiner Formel-1-Karriere damit verwehrt bleiben. Immerhin endet seine Amtszeit in Maranello mit Saisonende. Ferrari bot Vettel keinen neuen Vertrag mehr an, stattdessen wechselt der vierfache Weltmeister 2021 zu Aston Martin.

Sebastian Vettel: Mit Ferrari gescheitert, aber keine Reue

Einen besseren Anlass als sein Heimrennen könnte es für einen Moment des Reflektierens - sowohl über die rote Vergangenheit als auch über seine (mutmaßlich) grüne Zukunft - kaum geben. Gesagt, getan. Im offiziellen Formel-1-Podcast „Beyond the Grid“ blickte Sebastian Vettel nun vor und zurück. Vor allem Letzteres lieferte interessante Aussagen zu den Gründen seines Scheiterns bei Ferrari.

Ein Scheitern sei es jedenfalls gewesen, so Vettel selbst. „Es stimmt, dass ich gescheitert bin, denn ich habe mir selbst als Mission das Ziel gesetzt, die WM mit Ferrari zu gewinnen. Dabei bin ich gescheitert, denn ich habe es nicht geschafft, das zu erreichen“, sagte Vettel. Hätte er etwas anders machen können? „Ich denke nicht, dass ich irgendetwas bereuen werde, wenn ich zurückblicke“, sagte Vettel.

Vettel: Hätte Dinge früher sehen sollen ...

Dennoch sei - auch von seiner Seite - nicht alles ideal gelaufen. Wobei Vettel hier auch Ferrari mit ins Boot nimmt - und zwischen den Zeilen von internen Grabenkämpfen spricht. „Es gibt Dinge, die ich hätte besser machen sollen, Dinge, die ich vielleicht früher hätte sehen sollen, Kämpfe, die ich vielleicht nicht hätte aufnehmen sollen“, sagte Vettel. „Aber es ist wieder so: Ich denke, dass alles, was geschehen ist, mich dahin gebracht hat, wo ich jetzt bin.“

Vorfälle im Renngeschehen meint Vettel damit nicht. Welchen Moment Kritiker und Experten gerne bemühen, weiß der Deutsche allerdings genau. Vettel: „Ich spreche jetzt generell nicht über Dinge, die auf der Strecke passieren - wie das Auto in Hockenheim bei Mischbedingungen zu verlieren. Viele Leute streichen das als einen Tiefpunkt heraus, aber ich spreche nicht über solche Dinge.“

Vettel: Kämpfe waren es nicht wert, aber hatte Recht

Heißt: Sehr viel mehr geht es Vettel um Dinge hinter den Kulissen, offenbar die berühmte Politik bei Ferrari. Kleine Kämpfchen, Querelen und Scharmützel eben. „Ich denke, dass sie es im Rückblick nicht wert waren, gekämpft zu werden“, sagte Vettel mit einem gewissen Bedauern. Alles herunterschlucken können habe er allerdings nicht. „Ein Teil davon lag in meiner Natur und so war es nur natürlich, es so zu machen“, erklärte Vettel.

Zumal der Fehler in so einigen Punkten - Vettel zufolge - wohl kaum bei ihm gelegen habe. „Ich denke, ich hatte in einigen dieser kleinen Kämpfe und Schlachten nicht Unrecht“, sagte Vettel. Das alles hat der 14-fache Ferrari-Sieger jetzt abgehakt: „Wie auch immer. Ich denke, dass du am Ende so reifer wirst und lernst.“

Vettel zieht Lehren, blickt auf Aston-Martin-Zukunft

Gescheitert sei er dennoch. „Wenn ich hart, aber fair bin, dann bin ich gescheitert“, betonte Vettel erneut. „Gab es Gründe? Vielleicht schon, aber ich akzeptiere sie nicht als Entschuldigungen. Was auch immer passiert ist, hat mich auch den nächsten Schritt nach vorne und auf den nächsten Level gebracht, um mich auf die nächste Sache zu fokussieren. [...] Noch einmal: Das Wichtige ist, dass ich nicht dieses Gefühl des Bedauerns habe. Ich bin froh, mich weiterzubewegen ...“

Die Richtung führt Vettel dabei 2021 zurück nach England. Zahlreiche Beobachter - zuletzt etwa Ex-Teamchef Christian Horner und Ex-Teamkollege Mark Webber - sehen Vettels Wechsel zu Aston Martin als Chance. Im englischen Umfeld funktioniere Vettel als Typ und Fahrer besser, so die Vettel-Kenner von einst. Vettel selbst scheint das ähnlich zu sehen. So lang es nach anhaltenden Gerüchten auch dauerte, bis Vettels Wechsel offiziell wurde, so klar war Vettel seine Absicht.

Aston Martin: Vettel fiel Entscheidung leicht

„Da waren die Kästchen in Sachen Performance, der Renn-Seite, wo das Team steht, wo es sein könnte und in Sachen Potential recht leicht abzuhaken“, berichtete Vettel. „Es hört sich wir ein spaßiges Projekt an, und etwas, dessen Teil ich am Ende sein möchte.“ Der Unterschied zu Ferrari spielte auch eine Rolle. „Es ist ganz anders als Ferrari“, sagte Vettel.

„Natürlich wird das heutige Racing Point und künftige Aston Martin wachsen. Viele Dinge werden zum ersten Mal passieren und ich denke, das ist eine unglaublich herausfordernde Reise für das gesamte Team. Indem ich dazustoße, kann ich hoffentlich jede Menge Dinge beisteuern und meinen Job im und außerhalb des Autos gut machen.“