Am kommenden Formel-1-Wochenende in Portugal könnte Lewis Hamilton sich mit einem Sieg zum alleinigen Rekordhalter in Sachen Rennsiege krönen. Es wäre sein 92. Sieg, damit würde er die alte Bestmarke von Michael Schumacher endgültig überholen.

Dass Hamilton die Marke knackt, scheint - wie auch sein siebter WM-Titel - jedenfalls nur noch Formsache. Da der Brite auch nicht an einen Rücktritt zu denken scheint, wird sie außerdem voraussichtlich noch weiter steigen. Trotz dieser luftigen Höhen gibt es Kritiker, in deren Augen Hamilton nur dank der Dominanz seines Mercedes-Teams die Rekorde bricht. Für seinen Teamchef Toto Wolff unverständlich.

Kommentare wie die des dreifachen Formel-1-Weltmeisters Jackie Stewart - "Das Auto und der Motor sind so überlegen, dass es für die Gegner fast unfair ist" - gibt es in allen Formen und Farben. Nicht unbedingt wollen Leute wie Stewart damit Hamiltons Werk schmälern, und doch kommt es immer wieder zur Sprache.

"Viele Leute sagen mir was nach, besonders ältere Fahrer, keine Ahnung warum", meint Hamilton selbst. "Vielleicht kommen sie eines Tages darüber hinweg, denn ich habe so viel Respekt für die Vergangenheit und die Legenden, auch wenn sie immer negativ über mich sprechen."

Wolff kontert Hamilton-Kritiker: Er hat Mercedes gewählt

Mit einem so dominanten Team sei es einfach, Rekorde einzufahren? "Das ist in meiner Meinung nicht ganz fair", kritisiert Mercedes-Teamchef Toto Wolff. "Rennen und Meisterschaften zu gewinnen ist in diesem Sport immer eine Team-Übung, aber du musst dich in eine Position bringen, damit du im besten Auto landest. Du siehst viele Talente und fähige Fahrer, die falsche Entscheidungen trafen, oder schlecht beratene Entscheidungen"

"Diesbezüglich war er es, der 2013 zu Mercedes gegangen ist", merkt Wolff in Richtung Hamilton an. "Er sitzt im Auto, er setzt es auf der Strecke um mit einem Werkzeug, das wir ihm geben."

Wolff streicht Partnerschaft Hamilton-Mercedes hervor

"Aber wir hätten die Rekorde nicht erreichen können, die wir haben, und er hätte wohl seine Rekorde nicht ohne dem richtigen Auto erreichten können", schätzt Wolff. "Punkt. Ich will nicht, dass diese Stimmen sagen 'Gut, er fährt einen Mercedes, natürlich gewinnt er'. Die Fahrer, die das sagen, sollten analysieren, warum sie keinen Weg in einen Mercedes gefunden haben."

Lewis Hamilton mit Schumacher-Helm zur Ehrung des eingeholten F1-Rekordes, Foto: LAT Images
Lewis Hamilton mit Schumacher-Helm zur Ehrung des eingeholten F1-Rekordes, Foto: LAT Images

"Lewis hat einen integralen Part dabei gespielt, das Team dorthin zu bringen, wo es jetzt ist - wie 1.999 Teammitglieder in Brixworth und Brackley und die zuständigen Jungs in Stuttgart", lobt Wolff aber auch. "Es gibt keinen einzelnen Superstar, sondern zweitausend, und wir könnten kein Auto abliefern, wenn wir nicht diese kollaborative Power seit 2013 aufgebaut hätten. Und wir könnten die Ergebnisse ohne herausragende Fahrer nicht einfahren. Wir erkennen das an, genauso wie Lewis anerkennt, dass es ohne das Auto keine Rekorde gäbe."

Wolff beeindruckt von Hamiltons Entwicklung

Wie immer will Mercedes letzten Endes sowieso nicht bei den Rekorden hängen bleiben. "Ich kann euch sagen, ich bin noch nicht fertig", kündigt Hamilton an. "Ich glaube noch immer, dass ich mich weiter verbessern kann."

Daran glaubt auch seinen Teamchef: "Ich glaube, was mich am meisten beeindruckt, ist seine Entwicklung als Mensch von Jahr zu Jahr. Der Lewis Hamilton, den wir heute sehen, hat mit dem Lewis Hamilton, den ich 2013 getroffen habe, nichts zu tun. Und das ist am Beeindruckendsten - jemand, der auf diesem Level performt und jedes Jahr besser wird als Mensch, außerhalb des Autos, und auch im Auto. Das ist wahrlich inspirierend."

Dass die Rekorde für die Ewigkeit sein werden, denken weder Hamilton noch Wolff. "Rekorde sind da, um gebrochen zu werden, und ich glaube Michael hat das auch gesagt. Lewis ist noch immer auf seiner Reise, aber vielleicht gibt es da jemanden im Kindergarten, der eines Tages Lewis' Rekorde angreifen wird."

Und Hamilton verspricht: "Ich werde keinen jungen Fahrer kleinreden, der aufsteigt und Erfolg hat. Es ist unsere Verantwortung als ältere Fahrer, denen die du kennst Zuspruch zu geben. Es wird jemanden geben, ob es Max [Verstappen] oder sonst jemand ist, der meinen Rekord letztendlich jagen wird."