Racing Point führte beim Formel-1-Qualifying in Russland einmal mehr das Verfolgerfeld an. Sergio Perez brillierte als Vierter und wies Renault, McLaren & Co. in die Schranken. Der Mexikaner liefert trotz Verlust seines Cockpits und Update-Nachteil ab. Teamkollege Lance Stroll fiel nach konstanten Leistungen in der Saison 2020 in alte Muster zurück. Über drei Zehntel Rückstand und Startplatz 13 sorgen für Frust.

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"Es ist ziemlich frustrierend aber wir waren heute nicht sonderlich schnell", so Stroll zerknirscht. Der Kanadier erhielt für das Wochenende auf dem Sochi Autodrom wie in Mugello exklusiv die Updates des RP20, die bis zu vier Zehntelsekunden bringen sollen. Trotzdem hatte Stroll schon von der ersten Session an das Nachsehen gegenüber Perez.

"Das lag hauptsächlich an der roten Flagge, die seine schnellste Runde in den Schlussminuten des Q2 behindert hat", verteidigt Teamchef Otmar Szafnauer den 22-Jährigen. Während der Rest des Feldes nach dem Unfall von Sebastian Vettel im zweiten Segment für einen Showdown ausrückte, war Stroll außer Gefecht.

Stroll mit Sotschi auf Kriegsfuß: Kein Rhythmus

"Es gab einen Kampf um die Track Position, als die Autos in der Boxengasse Schlange standen. Wir hatten abgeschätzt, wann die Session weitergeht aber leider ist seine Power Unit überhitzt und wir haben Lance darum gebeten, das Auto abzustellen", so Szafnauer weiter. "Er hätte heute mehr verdient, aber er wird morgen stark sein. Zumindest hat er freie Reifenwahl."

Aber auch ohne die Probleme hatte Stroll in Sotschi bisher nicht das beste Gefühl. "Ich habe hier noch nicht wirklich meinen Rhythmus gefunden. Ich muss die kleinen Details besser auf die Reihe bekommen und morgen zurückschlagen. Es ist nicht einfach hier zu überholen, aber wir haben im Rennen ein gutes Auto", so der Sohn von Teambesitzer Lawrence Stroll.

Perez bleibt Profi: Team verdient mein Allerbestes

Den Rhythmus gefunden und den Kopf trotz Entlassung und langsamerem Auto frei hat offenbar Sergio Perez. Der 30-Jährige stellte im teaminternen Duell zum 6:2 und überraschte mit Startplatz vier vor Renault-Pilot Daniel Ricciardo, der in Russland in Topform ist und als Favorit der Verfolgergruppe ins Qualifying ging.

"Im Auto denke ich nicht unbedingt daran, dass ich für das nächste Jahr keinen Job habe", sagt Perez am Mikrofon von Sky UK mit einem Schmunzeln. Vor dem Wochenende hatte er Kritik an Teilen des Teams geäußert, die seit der Bekanntgabe seiner Entlassung für 2021 Dinge vor ihm verheimlicht haben sollen. Dies bezieht sich aber offenbar nicht auf seine Crew in der Garage.

Auf der Rennstrecke ließ er sich schon in Mugello, unmittelbar nach seinem Aus bei Racing Point, nichts anmerken. Für Perez steht außer Frage, dass er wie in den vergangenen sechs Jahren unermüdlich für den Erfolg des Teams kämpft. "Ich bin wirklich dankbar für die Unterstützung. Ich bin schon so lange Teil dieses Teams und sie verdienen nur mein Allerbestes", stellt er klar.

Perez zweifelt an Sotschi-Podest

Das Qualifying in Sotschi war für ihn eine willkommene Kampfansage nach den Rückschlägen der vergangenen Wochen. "Ich bin mit unserer Leistung heute sehr glücklich. Ich denke, P4 war das Maximum, dass ich rausholen konnte. Wir haben uns vor unseren direkten Konkurrenten qualifiziert. Das ist das Wichtigste", sagt Perez.

2015 feierte er für Force India in Sotschi einen sensationellen dritten Platz. Dass es für ihn in seiner Abschiedssaison für den Rennstall für eine Wiederholung dieses Erfolges reicht, glaubt er unter normalen Umständen allerdings nicht: "Ein Podium dürfte hier schwierig werden. Aber es kann am Start bei der langen Anfahrt auf Turn zwei alles passieren."