Um Haaresbreite hätte Lewis Hamilton in Sotschi den Einzug ins Q3 verpasst. Seine erste Runde wurde gestrichen, weil er in der letzten Kurve die Strecke verlassen hatte. Seine zweite Runde konnte er nicht zu Ende fahren, weil Sebastian Vettel mit seinem Unfall für eine Unterbrechung der Session sorgte.

Gut zwei Minuten standen im Q2 noch auf der Uhr, als die Rote Flagge kam. Gerade noch genug, um eine finale gezeitete Runde zu fahren - die Lewis Hamilton dringen benötigte, schließlich stand hinter seinem Namen noch gar keine Zeit.

Doch auch die anderen Piloten wollten beim Restart der Session so schnell wie möglich auf die Strecke gehen, weshalb sich am Boxenausgang eine Schlange bildete. Etwas überraschend ließ sich Mercedes ausgesprochen viel Zeit. Hamilton reihte sich weit hinten in der Schlange ein.

Mercedes-Motor mit Besonderheit im Formel-1-Feld

So weit hinten, dass er es nur um Haaresbreite rechtzeitig über die Linie schaffte. Doch warum wartete Mercedes so lange? Schließlich hatte Hamilton von allen Piloten am meisten zu verlieren. Die Antwort liegt im Motor begraben.

Der Mercedes ist der einzige Motor im Feld, der nicht über die MGU-K gestartet werden kann. Ferrari, Renault und Honda können den Verbrennungsmotor mit Hilfe der MGU-K starten. Genau das machte sich die Mercedes-Konkurrenz am Boxenausgang zunutze.

Ihnen machte das lange Warten an der roten Ampel nichts aus, weil sie einfach den Motor abschalteten. Kurz bevor die Session wieder aufgenommen wurde, starteten sie ihre Motoren mit der MGU-K direkt aus dem Cockpit.

Mercedes-Motor im Racing Point überhitzt

Alle Mercedes-befeuerten Autos konnten aber erst spät in die Fastlane geschickt werden. Mit laufendem Motor ist das Risiko hoch, dass das Aggregat überhitzt, weil der kühlende Fahrtwind fehlt. Racing Point versuchte mit Lance Stroll dennoch, eine gute Position in der Warteschlange zu ergattern - und scheiterte.

Weil der Motor im Stillstand überhitzte, musste Stroll seinen Boliden aus der Fastlane bewegen und den Mercedes-V6 im Heck abschalten. Herbeigeeilte Mechaniker kühlten den Boliden sofort und schoben Stroll zurück in die Garage. Für ihn war die Qualifikation damit beendet.

Ein moderner Formel-1-Motor besteht aus zahlreichen Bestandteilen, Foto: Renault Sport F1
Ein moderner Formel-1-Motor besteht aus zahlreichen Bestandteilen, Foto: Renault Sport F1

Aber wie funktioniert der Start des Motors mittels MGU-K überhaupt? Normalerweise werden Formel-1-Motoren über einen externen Starter angelassen. Eine kleine Öffnung im Heck erlaubt es, eine lange Welle ins Getriebe zu stecken. Wenn der externe Starter betätigt wird, dreht sich die Welle, die das Getriebe und dadurch schließlich die Kurbelwelle antreibt.

In der modernen Formel 1 gibt es aber eine weitere Möglichkeit: die MGU-K. Die Motor-Generator-Einheit sitzt direkt an der Kurbelwelle. Beim Bremsvorgang bremst die MGU-K die Kurbelwelle ab und verwandelt die kinetische in elektrische Energie. Beim Beschleunigen fungiert das Element als Motor und treibt die Kurbelwelle mit 120 Kilowatt an.

Im Wesentlichen ist die MGU-K damit nichts anderes als ein Startermotor. Allerdings gibt es in der Formel 1 im Reglement gewisse Freiheiten. So zum Beispiel bei der Übersetzung zwischen MGU-K und Kurbelwelle. Ferrari, Honda und Renault haben die MGU-K offenbar so ausgelegt, dass sie den Motor auch starten können - Mercedes nicht.