Es ist nur mehr eine Frage der Zeit, bis Lewis Hamilton auch die letzten Formel-1-Rekorde von Michael Schumacher an sich nimmt. Dank seines Sieges auf dem Nürburgring hat er Schumachers 91 Siege erreicht, der siebte WM-Titel erscheint inzwischen für 2020 nur noch wie eine Formsache.

Das verleiht den Diskussionen um den "bester Formel-1-Fahrer aller Zeiten" neuen Schwung. Für Ex-F1-Pilot Gerhard Berger lässt sich diese Frage überraschend einfach und klar beantworten - denn Schumacher gegen Hamilton ist für ihn hier gar kein Wettstreit um diesen Titel.

Berger zieht Senna als größten Formel-1-Fahrer aller Zeiten vor

"Ayrton Senna", lautet Bergers Antwort, als er am Rande des DTM-Wochenendes gefragt wird, ob denn nun Schumacher oder Hamilton der größere Rennfahrer sei. "Es sind zwei solche Giganten, dass man es dabei lassen muss, dass sie in unserem Sport jene Leute sind, die ihn am meisten geprägt haben. Aber für mich ist es trotzdem Ayrton."

Senna und Berger waren in den frühen 1990er-Jahren Teamkollegen bei McLaren, und abseits der Strecke verband die beiden ebenfalls eine enge Freundschaft. Senna starb 1994 in Imola - bis dahin hatte er drei WM-Titel, 41 Siege und 65 Poles in 161 Starts eingefahren. Zum Vergleich: Hamilton hat 261 Starts, Schumacher feierte seinen 91. Sieg im 248. Rennen.

"Er ist zu früh gestorben", bedauert Berger. "Bis dorthin hatte er alle Rekorde in der Hand und saß zu der Zeit auch in dem Auto, das man hätte schlagen müssen. Natürlich gehört zu so einem Spitzenfahrer auch immer das richtige Material. Das hatte Michael mit Ferrari, und Lewis mit Mercedes. Ich glaube, dass Ayrton sehr oft in den nächsten Jahren Weltmeister geworden wäre."

Senna war 1994 nach sechs Jahren McLaren zu Williams gewechselt. An seiner Stelle verlor Damon Hill zweimal knapp gegen Michael Schumacher im Benetton, bevor er 1996 den Titel holte. Auch 1997 war der Williams das Auto, dass es zu schlagen galt, und holte mit Jacques Villeneuve im Cockpit noch einen WM-Titel.

Berger zollt Hamilton & Schumacher Tribut: Kampf der F1-Giganten

Dass Senna die Zahlen von Hamilton und Schumacher erreichen hätte können, ist also durchaus vorstellbar. "Ich habe sie alle nahe erlebt und für mich ist Ayrton nach wie vor der beste Rennfahrer, den ich jemals gesehen habe", meint Berger.

Die Leistungen von Schumacher und Hamilton will er aber nicht schmälern: "Von den beiden - wir sind da auf einer Spitze, wo man nicht sagen kann, wer der bessere von den beiden ist."

"Eigentlich unglaublich, dass diese irre Zahl, die Michael über die Jahre an Rennsiegen verbucht hat, und sieben WM-Titel auf dem Konto, dass die in so kurzer Zeit von Lewis geknackt worden ist", zeigt sich Berger aber von Hamilton beeindruckt. "Hätten wir alle nicht geglaubt, dass das passieren wird. Wenn man bedenkt, wie lange Fangio seinen Rekord hatte."

"Lewis ist ein ganz außerordentlicher Rennfahrer", so Berger. "Er hat x-mal bewiesen, dass er diese Weltmeisterschaften verdient. Ich glaube, dass ist ein Kampf zweier Giganten, die wir alle noch viele Jahre lang diskutieren werden."