Valtteri Bottas liegt in der Formel-1-WM 2020 vor dem Rennen in Russland bereits 55 Punkte hinter Lewis Hamilton. Der Weltmeister ist auf dem besten Weg, seinen Titel ein weiteres Mal zu verteidigen. Die Statistik der laufenden Saison spricht klar für den Briten, der am Wochenende Michael Schumachers Rekord von 91 GP-Siegen einstellen kann. Besonders bitter für Bottas: der Abstand zu Hamilton ist besonders im Qualifying verschwinden gering. Der Finne bleibt trotzt oder gerade wegen der knappen Niederlagen kämpferisch.

"Es tut natürlich weh, wenn du die Pole um solch geringe Abstände verpasst", so Bottas, der in drei der vier vorangegangenen Qualifikationen um sieben Hundertstelsekunden oder weniger am Teamkollegen scheiterte. Seine letzte Pole Position holte er am zweiten Silverstone-Wochenende im Kalender. Beim Jubiläums GP war es Hamilton, der um sechs Hundertstelsekunden das Nachsehen hatte.

"Ich war auch schon auf der anderen Seite und habe die Pole um wenige Hundertstel oder Tausendstel geholt", merkt Bottas an. Doch unter dem Strich steht im teaminternen Qualifying-Duell ein 7:2 für Hamilton. Der amtierende Champion steht bei sieben Pole Positions, Bottas gerade einmal bei zwei.

Bottas von knappen Niederlagen motiviert

"In Sachen Pace ist es zwischen Lewis und mir ziemlich eng gewesen. Es geht wirklich nur darum, dass in den beiden Sessions auf die es wirklich ankommt, klickt", so Bottas, der 2020 auf dem besten Weg ist, sich den Titel des Trainingsweltmeisters zu sichern. Fünf der letzten sechs Trainingssitzungen beendete er an der Spitze. Auch in Q1 und Q3 ist er regelmäßig schneller als Hamilton.

"Ich pushe hart und versuche Perfektion zu erreichen, aber er hatte knapp die Oberhand. Aber ich bleibe dabei. Die Zeit wird kommen, wenn die Dinge letztendlich klicken und ich wieder Poles und Siege holen werde", ist sich Bottas sicher. "Ich glaube daran und werde einfach so weitermachen wie jetzt, und versuchen immer besser zu sein als vor zwei Wochen."

Bottas zieht gegen Hamilton alle Register

Dass er bereit ist alle Register zu ziehen, bewies er jüngst in Mugello. Im Rennen forderte er eine alternative Strategie im Kampf gegen Hamilton an. Vor dem letzten Boxenstopp im Rennen funkte er, in jedem Fall eine andere Reifenmischung fahren zu wollen. "Das ist einfach der Gedankenprozess, wenn es darum geht die beste Chance auf den Rennsieg zu vermitteln", erklärt er.

In der Vergangenheit waren gesplittete Strategien bei Mercedes eher Zufall. In seltenen Fällen wich der Kommandostand auf Forderung des Fahrers ab und ließ einen taktischen Schlagabtausch zu. Bottas scheut offenbar nicht mehr davor zurück, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen.

Formel 1, Russland GP: Stellt Hamilton Schumis Sieg-Rekord ein? (10:38 Min.)

"Ich wusste nach dem ersten Stint hinter Lewis wie es ist, im gleichen Auto mit den gleichen Reifen zu fahren. Sofern er keinen Fehler macht, was selten der Fall ist, ist es ziemlich unmöglich, vorbeizukommen oder nah genug für ein Überholmanöver heranzukommen. Ich musste einfach eine alternative Strategie versuchen, denn eine andere Reifenmischung hätte mir vielleicht später im Stint einen Vorteil gegeben", so der achtfache GP-Sieger.

In Mugello wurden seine Pläne durch die späten Neutralisierungen im Rennen zerschlagen: "Bei der roten Flagge wollten wir auf den Reifen gehen, der am besten ist um die Position zu verteidigen. Dabei wollten wir kein Risiko eingehen. Aber ich suche immer nach einem Weg, das Rennen zu gewinnen. Und wenn ich hinten bin ist das manchmal die alternative Strategie mit einem anderen Reifen."

Sotschi für Bottas ein gutes Pflaster

In Sotschi hofft der 31-Jährige auf den extra Boost. 2017 gewann er in Russland seinen ersten Grand Prix. Vor seiner Zeit mit Mercedes fuhr er im Williams am schwarzen Meer bereits auf das Podest. "Ich habe an dieses Rennen definitiv gute Erinnerungen. Das erste Mal ist etwas Besonderes und das vergisst du nie", so Bottas.

Sein zweiter Saisonsieg hätte an diesem Sonntag den Nebeneffekt, dass Hamilton den Rekord Schumachers noch nicht einstellt: "Ich werde natürlich versuchen, das an diesem Wochenende zu verhindern. Ich bin hier um zu gewinnen. Aber es ist natürlich nur eine Frage der Zeit, bis Lewis das schafft."