Sergio Perez hängt seit seinem Aus bei Racing Point beziehungsweise Aston Martin in der Luft. Seine Leidenschaft für die Formel 1 ist ungebrochen, doch die Optionen für eine Zukunft im Sport sind rar gesät. Er rechnet mit baldiger Klarheit. Dass er für Sebastian Vettel Platz machen musste, trägt er mit Fassung. Kein böses Blut zwischen dem Mexikaner und seinem Nachfolger, dafür seltsame Stimmung unter den Kollegen im Team.

"Seit die Nachricht raus ist, neigen ein paar Leute innerhalb des Teams dazu, Dinge zu verheimlichen. Das ist nicht so toll, denn wir sollten im Moment so transparent wie möglich arbeiten, um sicherzustellen, dass wir unsere Ziele erreichen", so Perez, der vor zwei Wochen den bösen Anruf von Teambesitzer Lawrence Stroll erhielt.

Das Management nutzte die Ausstiegsklausel in Perez' gültigem Vertrag, um ihn für 2021 durch Vettel zu ersetzen. Für den langjährigen Piloten des Rennstalls war das eine bittere Pille, war er doch derjenige, der Force India Mitte 2018 vor der Insolvenz bewahrte und sich 2019 mit seiner Unterschrift für weitere drei Jahre langfristig verpflichtete.

Perez nimmt Vettel-Vertrag nicht persönlich

"Wenn du nicht das bekommst, was du wolltest, wirst du immer enttäuscht sein. Aber ich bin lange genug in diesem Geschäft und verstehe die Gründe für die Entscheidung", gibt sich Perez abgeklärt. Auch was seinen Nachfolger angeht gibt es kein böses Blut. "Ja, ich hasse Sebastian", flachst der 30-Jährige bei diesem Thema zunächst. "Nein, natürlich habe ich nichts gegen Seb. Er ist ein toller Kerl und ein großartiger Fahrer."

Perez würde zwar lieber selbst Teil der vielversprechenden Zukunft Aston Martins sein, doch sein F1-Traum lebt auch ohne diese Perspektive weiter. "Ich nehme das alles nicht persönlich. Ich schaue einfach nach vorne und werde glücklich sein, mit was auch immer mich erwartet", bleibt er optimistisch. Doch was hält die Zukunft bei dem für 2021 weitestgehend abgegrasten Fahrermarkt für ihn parat?

Perez verhandelt mit Teams für 2021

"Ich stehe natürlich mit ein paar Teams in Kontakt. Ich denke, in der kommenden Woche oder so werden wir wissen, was genau eine realistische Option ist und wo sie ist", sagt Perez. Freie Cockpits gibt es lediglich bei Red Bull, AlphaTauri, Haas und Alfa Romeo. Letztere scheinen für den Routinier die wahrscheinlichsten Möglichkeiten für eine Fortsetzung seiner Laufbahn zu sein.

Bei Alfa Romeo sind neben den aktuellen Stammfahrern Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi auch die Ferrari-Junioren aus der Formel 2 im Rennen um die freien Plätze. Haas ist für alles offen, doch Teamchef Günther Steiner will sich auch bei der Aktie Perez nicht in die Karten schauen lassen: "Na klar ist Checo ein guter Fahrer, an ihm würde ich nie zweifeln. Aber ist er auch mittel- bis langfristig der Beste? Das weiß ich nicht."

Perez hält sich was die Verhandlungen angeht genauso bedeckt wie der Südtiroler. "Das ist etwas, das zwischen mir und den Teams bleibt. Jeder verdient Respekt, und sie haben auch ihre aktuellen Fahrer und sind in Gesprächen. Deshalb behalte ich das für mich", stellt er klar. Mit dem Rückschritt ins hintere Mittelfeld hätte er jedenfalls kein Problem, solange die Perspektive stimmt.

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Verzweiflungsvertrag für Perez kein Anspruch

"Ich will weiterfahren, aber nur wenn ich das richtige Projekt finde, und nicht einfach nur um hierzubleiben", so Perez, der nicht aus purer Verzweiflung in der F1 bleiben will. "Ich brauche die Motivation, um weiterzumachen, um zu trainieren und jede Runde 100 Prozent zu geben, wie ich es jetzt tue. Ich muss sicherstellen, dass es ein Projekt ist, dass mich antreibt. Andernfalls werde ich nicht weitermachen."

Dass er sich unter den richtigen Voraussetzungen auch nach zehn Jahren Formel 1 noch zu Höchstleistungen motivieren kann, steht für ihn außer Frage: "Ich liebe wirklich, was ich mache. Wenn du ein gutes Wochenende hattest, ist es das tollste Gefühl. Wenn du ein schlechtes hattest, ist es das schlimmste Gefühl. Das Verlangen weiterzumachen ist da."