George Russell reist mit Frust im Gepäck zum zehnten Formel-1-Rennen der Saison 2020 in Sotschi. Der Williams-Pilot wurde vor zwei Wochen in Mugello um die ersten Punkte seiner Karriere gebracht. Der Mercedes-Junior versucht optimistisch zu bleiben, doch die verpasste Chance macht ihm auch vor dem Grand Prix von Russland noch zu schaffen.

"Das war mental wahrscheinlich eines der härtesten Rennen, die ich in den letzten fünf Jahre erlebt habe", so der Brite, der bis zur Rotphase in Folge von Lance Strolls Unfall sicher in den Top-10 gelegen hatte. Die Rennunterbrechung machte nicht nur seinen Vorsprung auf die Ferrari-Piloten Charles Leclerc und Sebastian Vettel zunichte, er ruinierte auch die bis dahin makellose Teamleistung von Williams.

"Es war wahrscheinlich das beste Rennen und das beste Auto, das ich in meiner F1-Laufbahn mit Williams hatte. Wir hatten einen großartigen Sonntag", sagt Russell, der dem Lohn für die harte Arbeit nachtrauert. "Es ist für uns alle, mich und das Team, unglaublich enttäuschend. Wir hatten es verdient."

Kampf gegen Ferrari macht Mut

Der 22-Jährige ließ unmittelbar nach dem Toskana GP seinem Frust freien Lauf. Vor allem die Rotphasen stießen bei ihm auf Unverständnis. Schlussendlich war es der zweite stehende Restart, der ihn aus den Punkterängen warf. "Wir haben diese Chance unter sehr seltsamen Umständen verloren. Es war ein sehr guter Sonntag und beim Restart habe ich innerhalb von zwei Sekunden alle Positionen verloren. Das war übel", erklärt er.

Als tragischer Held von Mugello erhielt er von Experten und Fahrerkollegen nach dem Rennen aufbauende Worte. Für Russell war das einer der wenigen positiven Aspekte von Mugello: "Es ist definitiv schön, dass die Leute unsere Arbeit anerkennen, die das gesamte Team an der Rennstrecke von den Mechanikern über die Ingenieure und die Strategen geleistet hat."

2019 sah Russell sich regelmäßig mit der Frage konfrontiert, wie frustrierend es sei, mit einem Auto weit hinter dem Rest des Feldes unterwegs zu sein und sich nicht in Szene setzen zu können. In seiner zweiten Saison hat sich das geändert. Mugello sieht er als Hoffnungsschimmer, in Zukunft regelmäßig weiter vorne im Mittelfeld kämpfen zu können: "Wir konnten mit unserer Pace gegen Ferrari kämpfen. Ich weiß, dass sie ein schwieriges Jahr haben, aber letztes Jahr waren sie Sekunden schneller als wir."

Russell glaubt an Williams' Zukunft

Für den bis einschließlich 2021 bei Williams unter Vertrag stehenden Youngster sind starke Rennen mit dem britischen Traditionsrennstall unerlässlich, um sich für ein Cockpit bei seinen Förderern von Mercedes zu empfehlen. Da darf es gerne auch etwas mehr als nur ein zehnter Platz sein. "Das Team und ich haben höhere Ansprüche, als nur hier und da mal einen Punkt einzufahren", stellt er klar.

Mit dem für 2020 deutlich verbesserten Auto und der Übernahme des britischen Traditionsrennstalls durch den Investor Dorilton Capital sieht er für die Zukunft die richtigen Weichen gestellt: "Wir befinden uns als Team im Aufwind und wir wollen häufiger um diese Positionen kämpfen. Wir schauen nach vorne und nicht zurück."