Das neunte Rennen der Formel-1-Saison 2020 hat für Alfa-Romeo-Pilot Kimi Räikkönen die Erlösung gebracht: Mit einem neunten Platz beim Toskana GP in Mugello erzielte der Finne sein erstes Punktresultat des Jahres und schob sich dank besserer Einzelergebnisse im WM-Stand vorbei an seinem punktgleichen Teamkollegen Antonio Giovinazzi.

Der Italiener schied bei seinem zweiten Heimrennen als eines der Opfer des Massencrashs beim fliegenden Restart in Runde fünf früh aus. Für Räikkönen verlief das Rennen dennoch chaotischer als für Giovinazzi - seine Fahrt in die Punkte kam alles andere als regulär zustande, inklusive Startunfall, Schäden an seinem Alfa Romeo C39, technischen Problemen beim Boxenstopp und einer Zeitstrafe.

Formel 1 Mugello: Räikkönen in Startcrash verwickelt

Los ging es gleich am Start. In den Startcrash in Kurve zwei war Räikkönen direkt verwickelt. Räikkönen fuhr nach Kurve eins auf der äußeren Linie, zog leicht nach rechts, um sich besser für Turn zwei zu platzieren. Dort fuhr allerdings auch Pierre Gasly, der seinerseits nicht weiter nach rechts ausweichen konnte, hatte ganz außen auch noch Romain Grosjean seinen Haas platziert. Das war zu eng. Das Trio berührte sich, Räikkönen rutschte daraufhin ins Heck des Red Bull von Max Verstappen, beschädigte sich dabei Frontflügel und Unterboden.

„Mein Rennen fing ziemlich schlecht an. Ich bin nicht sicher, was genau in Kurve zwei passiert ist, aber ich wurde getroffen und habe jede Menge Schaden erlitten“, kommentierte Räikkönen die Szene. „Vielleicht hat, wer auch immer mich getroffen hat, nicht erwartet, dass der Pulk zu stark verzögern würde.“

Räikkönen-Alfa mit Flügel- & Unterbodenschaden

Anders als bei Verstappen und Gasly reichte es für Räikkönen zumindest, das Rennen fortzusetzen. Das allerdings längst nicht mehr unter idealen Voraussetzungen. „Durch den Schaden war das Handling des Autos richtig schlecht und ich hatte mit der Balance zu kämpfen. Wir haben Abtrieb verloren, aber dann wieder irgendwie noch sowas wie eine Balance gefunden. Für den Schaden, den wir hatten, war der Speed noch ordentlich“, berichtete Räikkönen.

Vorletzter war der Finne zunächst dennoch erst einmal - weit genug hinten, um dem Massencrash beim fliegenden Restart nach einem kurzen Safety Car zur Beseitigung der Wracks des Startunfalls zu entrinnen und das Trümmerfeld umkurven zu können. Nach dem zweiten Start des Toskana GP lag Räikkönen dann auf P11 der noch dreizehn aktiven Fahrer, klopfte also direkt an den Punkterängen an. Um einen Angriff auf den Zehnten, George Russell, zu lancieren, reichte die Alfa-Pace jedoch nicht. Im Gegenteil. In Runde 16 musste Räikkönen sich Vettel geschlagen geben - P12.

Technisches Problem: Räikkönen verliert zehn Sekunden an der Box

Durch einen Boxenstopp des anderen Ferrari rutschte Räikkönen danach kurz vor auf P11, ehe mit seinem eigenen Reifenwechsel in Runde 27 der nach dem Startunfall zweite Nackenschlag folgte. Durch ein seitens Alfa Romeo noch nicht näher definiertes technisches Problem beim Boxenstopp stand Räikkönen rund zehn Sekunden länger beim Service als üblich - jetzt war der Finne Dreizehnter und Letzter. Dann wendete sich das Blatt.

„Ich hatte einen langsamen Stopp, aber zum Glück hat uns die zweite rote Flagge dann zurück in den Fight gespült“, sagte Räikkönen. Ausgelöst hatte die zweite Rennunterbrechung ein Abflug Lance Strolls in Runde 43. Alfa Romeo hatte noch zuvor schnell reagiert und Räikkönen sofort in die Box zitiert - zu schnell. Der Call kam derart spät, dass der Finne bei der Boxeneinfahrt über die weiße Linie fuhr. Das führte zu einer Zeitstrafe von fünf Sekunden.

Zeitstrafe für Räikkönen: Boxeneinfahrt zu spät

Nach Wiederaufnahme des Rennens lag Räikkönen nun zwar auf P9, überholte nach einer Runde sogar Leclerc für P8, war nun allerdings mit einer Hypothek unterwegs. Die fünf Sekunden Strafen konnten bei einem Stopp nicht mehr abgedient werden und sollten auf die Rennzeit addiert werden. Räikkönen brauchte im Ziel also ein Polster auf seine Verfolger - in zwölf Runden herauszufahren mit einem Alfa, der sich weiter nicht in Normalzustand befand. Den Platz gegen Leclerc verlor Räikkönen deshalb nach Aufschlag der fünf Sekunden. Um P9 vor Vettel zu halten, reichte es jedoch knapp um zwei Zehntel.

„Das hat nicht geholfen“, kommentierte Räikkönen die Strafe. „Aber ich hatte genug Speed, um ein paar gute Runden hinzulegen und die meisten hinter mir zu halten. Einer kam wegen der Strafe vorbei, aber wir haben nur einen Platz verloren.“

Räikkönen-Pace reicht trotz Strafe für Punkte

Mehr ärgerte sich Räikkönen über den Unfall am Start - und die Folgen in Form von Beschädigungen. „Ich war ziemlich angepisst, wie die Dinge am Anfang liefen“, fluchte der Finne. „Wir haben heute immer etwas bekommen, aber an solchen Tagen wünschst du dir, dass du keinen Schaden hast. Dann springt viel mehr dabei heraus.“

Dennoch: Hauptsache endlich Punkte, so Räikkönen. „Auch wenn es weit entfernt von perfekt ausgeführt und auf keinen Fall das sauberste Rennen war“, sagte der 40-Jährige. Einer verpassten noch größeren Chance trauerte am Sonntag auch Frederic Vasseur hinterher.

Noch größere Chance verpasst: Kimi angepisst

„Es ist ein sehr gutes Ergebnis, zurück in die Punkte zu kommen - obwohl ein Gefühl bleibt, dass wir mit einem sauberen Rennen mehr hätten erreichen können. Das ereignisreiche Rennen und die Tatsache, dass Kimi gezwungen war, das ganze Rennen mit einem beschädigten Auto zu fahren, haben bedeutet, dass unser Fortschritt etwas verschleiert wurde“, sagte der Alfa-Teamchef.

„Aber wir waren in der Lage, eine Lücke auf unsere Gegner aufzumachen, die groß genug war, um die Strafe beinahe null und nichtig zu machen. Das Zeit, welch großen Schritt nach vorne wir gemacht haben“, ergänzte der Franzose. „Es war ein sehr harter Nachmittag, an dem viele Dinge nicht zu unseren Gunsten liefen, trotzdem ein Top-10-Ergebnis nach Hause zu bringen zeigt von der Stärke und Beharrlichkeit dieses Teams.“