George Russell war im chaotischen Formel-1-Rennen in Mugello der große Verlierer. Nach einer starken Performance waren die ersten WM-Punkte seiner F1-Karriere im Grand Prix der Toskana zum greifen nahe. Die zweite Unterbrechung des Sonntags brachte den Williams-Pilot um den Lohn für seine harte Arbeit. Russell kann sein Pech kaum fassen und flucht auf das Regelwerk. Rote Flaggen lächerlich, Kritik an stehendem Restart und Reifenwechseln unter Rot.

"Es ist herzzerreißend. Ich bin bitter enttäuscht, denn wir hatten es verdient und es war unser Rennen", so Russell nach seinem elften Platz hinter den Ferrari-Piloten Charles Leclerc und Sebastian Vettel. Dem Briten war nach den chaotischen Szenen zu Beginn des GP früh der Vorstoß in die Top-10 gelungen. Lange Zeit lag der Mercedes-Junior auf Kurs, im 30. Rennen endlich den ersten Punkt in der Königsklasse einzufahren.

"Wir waren ausgezeichnet unterwegs, Position neun war absolut unter Kontrolle und schon im Sack", so Russell, der zum Zeitpunkt der zweiten roten Flagge in Runde 44 vor Sebastian Vettel und Charles Leclerc lag. Seinen Vorsprung auf den viermaligen Weltmeister hatte er seit der 16. Runde des Rennens souverän kontrolliert.

"Das Auto hat sich großartig angefühlt, ich konnte die Pace von Sebastian und Charles hinter mir matchen. Ich habe mir die Seele aus dem Leib gefahren, denn ihre Pace war ungefähr fünf Zehntel schneller als unsere. Ich habe alles gegeben, um vor ihnen zu bleiben", erklärt der 22-Jährige.

Russell wird beim letzten Restart durchgereicht

Durch die zweite Unterbrechung des Rennens in Folge von Lance Strolls Unfall war nicht nur der Vorsprung im Eimer, sondern auch die Strategie von Williams. "Die rote Flagge hat alles versaut", hadert Russell mit seinem Schicksal. "Zwei rote Flaggen in einem Rennen sind lächerlich!"

Beim stehenden Restart wurde er umgehend von Räikkönen, Grosjean und Vettel kassiert. "Wir hatten einen wirklich schlechten Start und ich weiß nicht warum. Ich habe alles richtig gemacht", beteuert er. Dass nach einer Unterbrechung nicht mehr fliegend gestartet wird, hält er für ein unnötiges Show-Element.

George Russell hielt die Ferrari-Piloten über weite Strecken in Schach, Foto: LAT Images
George Russell hielt die Ferrari-Piloten über weite Strecken in Schach, Foto: LAT Images

"Das ist für die Fans sicher aufregender, aber für mich macht es nur im Nassen Sinn und nicht mitten im Rennen", sagt er und übt harte Kritik am Reglement. "Das ist so nur eine Lotterie, aber wir sind nicht zum zocken hier, sondern um zu sehen wer der Schnellste ist und um einen verdienten Sieger zu ermitteln."

Der stehende Start nach einer Unterbrechung ist Russells Ansicht nach ein unkalkulierbarer Faktor: "Mitten im Rennen hast du eine andere Benzinmenge. Normalerweise starten wir immer mit über 100 kg, aber plötzlich hast du nur noch 40 kg oder so und das hat einen massiven Einfluss auf den Start. Es ist für alle ein Unsicherheitsfaktor, manche bekommen es hin und andere nicht."

Russell fordert Regeländerung: Reifenwechsel unter Rot geht nicht

Doch das ist noch nicht alles. Noch mehr gegen den Strich geht ihm die Tatsache, dass Fahrer während einer Rotphase die Reifen wechseln dürfen. Bereits in Monza profitierte Lance Stroll von diesem Passus im Reglement, was Lando Norris auf die Palme brachte. Nun stimmt auch sein Landsmann mit ein.

"Die bekommen einen kostenlosen Reifenwechsel, während wir auf einer guten Strategie unterwegs sind. Unsere Reifen waren super in Schuss und auf einmal können die anderen einen Boxenstopp machen und nach Lust und Laune jeden Reifen aufziehen, den sie haben wollen", schimpft Russell, der durch diese Regel eine Position an Leclerc verlor.

Er fordert für die Zukunft eine Anpassung des Reglements: "Wenn wir so etwas häufiger haben, müssen wir an ein paar Regeln arbeiten. Es sollte nicht erlaubt sein, einfach so die Reifen zu wechseln. Eigentlich ist das Teil des Rennens, und zwar während des Rennens. Die Leute planen ihre Strategien auf Basis eines normalen Rennens, und nicht auf Basis eines Rennens mit zwei roten Flaggen."