Mercedes hatte am Freitag in Mugello einmal mehr die Hosen an. Valtteri Bottas markierte in beiden Trainings der Formel 1 zum ersten Grand Prix in der Toskana die Bestzeit. Lewis Hamilton stellte am Nachmittag als Zweiter den Anschluss her. Einzig Red-Bull-Pilot Max Verstappen hielt den Anschluss an das Weltmeister-Team. Doch die Favoriten hatten zum Auftakt noch viel Luft nach oben.

"Wir haben noch nicht großartig etwas am Auto geändert. Manchmal machst du als Rennfahrer die Erfahrung, dass es keinen Sinn macht das Auto anzupassen, weil du selbst erst an den Punkt kommen musst, an dem du das Limit findest. Erst dann kannst du dich an die Feinabstimmung machen", erklärt Hamilton, der im FP2 zwei Zehntel auf Bottas einbüßte.

Am Vormittag fehlte dem Briten noch eine halbe Sekunde auf den Teamkollegen. Auch Max Verstappen und Charles Leclerc waren zunächst schneller. "Im letzten Sektor bin ich ganz gut aufgestellt. In den Sektoren eins und zwei war ich noch etwas schwach, besonders im ersten", erklärt Hamilton, der noch weiter an sich arbeiten will: "Da kommt noch mehr. Wir müssen heute Abend viel Daten studieren".

Für Bottas könnten das schlechte Nachrichten sein, denn der Trainings-Weltmeister wurde zuletzt im Qualifying immer wieder von Hamilton knapp geschlagen. Gut für ihn, dass er trotz seiner Bestzeit von 1:16.989 Minuten auch noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht hat."Da ist noch sehr viel an Rundenzeit zu holen", versichert er.

Hamilton und Bottas feiern Mugello

Der Grund für das von den Fahrern noch nicht ausgeschöpfte Potential ist die Rennstrecke. Mugello war Anfang der 2000er eine beliebte Teststrecke, doch im Zuge der immer strenger gewordenen Beschränkungen wurden auf dem Traditionskurs der MotoGP in den letzten Jahren hauptsächlich Reifentests durchgeführt.

"Wir haben am Auto nur ein bisschen angepasst, um die Balance zu verbessern und die Fahrer haben selbst sehr viel Zeit gefunden", so Mercedes' leitender Ingenieur an der Rennstrecke, Andrew Shovlin.

"Man kann von einem auf den anderen Tag beim Auto wirklich enorme Fortschritte machen, aber noch mehr geht beim Fahrer", pflichtet ihm Bottas bei, der wie das gesamte Feld von der Achterbahn angetan ist. "Die Strecke ist sehr cool, der zweite Sektor ist der Wahnsinn. Ich habe jede einzelne Runde genossen."

"Das ist einer der physisch anspruchsvollsten Kurse, die ich seit einer Weile gesehen habe. Die Doppelrechtskurve geht fast immer Vollgas, das geht auf den Nacken. Ich liebe das", lobt auch Hamilton den durch die Coronavirus-Krise in den Kalender gerutschten Austragungsort. Für den Spaß der Fahrer zahlt jedoch die Technik den Preis.

Mercedes fürchtet kein Reifen-Dilemma

Auf einer Rennstrecke, die noch schnellere Passagen als Silverstone bietet, litten bei einigen Piloten in den Trainings die Reifen. Nicht so bei Mercedes. "Sie waren okay, eigentlich haben sie sogar sehr gut gehalten", so Hamilton. "Selbst der Soft-Reifen hat sich gut gemacht."

Auch Bottas war mit der Performance der Pirelli-Pneus zufrieden. "Für den Reifen bedeutet dieser Kurs hohe Belastungen. Aber er hat deutlich besser gehalten, als erwartet", so der Finne. Hamilton hofft, dass sich ein Debakel wie im ersten Silverstone-Rennen für sein Team nicht wiederholen wird: "Ich weiß noch nicht genau, was das für die Strategie heißt. Aber hoffentlich können wir Einstopp fahren."

Shovlin sieht ebenfalls andere Baustellen als die Reifenperformance: "Wir scheinen auf den Geraden etwas langsamer als der eine oder andere zu sein, aber was die Pace und den Abbau der Reifen angeht sehen wir konkurrenzfähig aus. Es gibt auf dieser Strecke noch viel zu lernen und wir werden über Nacht hart arbeiten."