Es war eine der unangenehmeren Medientermine für Otmar Szafnauer. Der US-Amerikaner rumänischer Abstammung genießt das Spiel mit den Medien normalerweise und ist stets zu Späßen aufgelegt. Die Pressekonferenz zwischen den beiden Freitagstrainings in Mugello wurde aber eher zum Spießrutenlauf für den Racing-Point-Teamchef.

Szafnauer musste nämlich erklären, warum Sergio Perez rausgeworfen wurde. Rausgeworfen, weil Sebastian Vettel plötzlich verfügbar war, obwohl Perez eigentlich einen Vertrag bis einschließlich 2022 beim Rennstall unterschrieben hatte, der in der kommenden Saison zu Aston Martin wird.

Es fiel Szafnauer, der - selbst bei den immer heißeren Vettel-Gerüchten - stets betont hatte, zwei Piloten unter Vertrag zu haben, sichtbar schwer, den Rausschmiss von Perez öffentlich zu rechtfertigen.

So erklärt der Racing-Point-Teamchef den Perez-Rauswurf

"Wir haben uns Zeit genommen, um zwischen Sebastian und Sergio zu entscheiden. Das zeigt schon, was für einen fantastischen Job Checo für uns gemacht hat", holte Szafnauer aus. "Im Team gibt es viele Änderungen, die finanzielle Situation ist anders, wir haben 20 Prozent mehr Personal, es wird eine neue Fabrik geben. Sebastian wird mit seinen vier WM-Titeln und mehr als 50 Siegen viel Erfahrung ins Team bringen."

Damit wäre aber noch immer nicht genau geklärt, warum Perez nun - trotz gültigem Vertrag - das Team verlassen muss. "Ich gehe bei den Fahrerverträgen nicht ins Detail. Aber was ich in der Vergangenheit gesagt habe, dass wir zwei Fahrer haben, war wahr. Aber man kann sich vorstellen, dass es eine Ausstiegsklausel auf beiden Seiten gibt."

Genau diese Ausstiegsklausel brach Perez schließlich das Genick. Sportlich steht Teamkollege Lance Stroll weiterhin im Schatten des Mexikaners. "Lance ist seit ein paar Jahren bei uns. Er ist mit 21 ein junger Kerl und seinem Vater gehört das Team", stellte Szafnauer klar. "Als wir über einen Fahrerwechsel nachgedacht haben und Seb verfügbar wurde, haben wir immer nur über Checo nachgedacht, weil es bei ihm eine Ausstiegsklausel gab, die bei Lance nie existierte."

Gerüchte, wonach die beiden Rennen, die Perez aufgrund seiner Corona-Infektion fehlte, die Ausstiegsklausel wirksam machten, verneint der Teamchef: "Zwischen diesen Dingen gibt es keine Beziehung."

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Aston Martin mit großem Einfluss auf das Formel-1-Team

Lawrence Stroll ist aber nicht nur Rennstallbesitzer, sondern auch Großaktionär bei Aston Martin. Letztendlich ist er der Alleinherrscher in Silverstone, wo der Rennstall angesiedelt ist. Szafnauer soll sich hinter den Kulissen für einen Verbleib von Perez und gegen eine Verpflichtung von Vettel stark gemacht haben. Doch Stroll sitzt am längeren Hebel. Wer zahlt, schafft an.

"Lawrence hat großen Einfluss auf das, was das Team macht. Er ist Mehrheitseigner. Es war aber eine kollektive Entscheidung. Er hat auch andere Leute befragt und es war eine gemeinsame Entscheidung", so Szafnauer. Eine gemeinsame Entscheidung ist aber noch keine einstimmige Entscheidung.

Für Milliardär Stroll ist Vettel eine doppelt lukrative Lösung. Er bekommt nicht nur einen guten Formel-1-Piloten, er bekommt mit einem vierfachen Formel-1-Weltmeister auch einen Markenbotschaft für Aston Martin.

Am Ende dürfte die Liebe zum Sohn aber trotzdem größer sein als die Liebe zum Markenbotschafter. Darf Vettel gegen den Sohn des Rennstallbesitzers und Hauptsponsors überhaupt gewinnen? "Wir haben unseren Fahrern immer erlaubt, gegeneinander zu fahren. Das wird so weitergehen", verspricht Szafnauer.