Carlos Sainz verpasste seinen ersten Formel-1-Sieg in Monza um nicht einmal eine halbe Sekunde. Im ersten Moment schwankte der McLaren-Pilot zwischen Freude und Frust. Eine Woche später hat er sich mit dem Ausgang und Pierre Gasly als Sieger abgefunden. Das beste Rennen seiner Karriere war nicht für einen Sieg bestimmt.

"Eigentlich war alles positiv, bis auf das Resultat. Ich hätte gerne diesen Sieg geholt", blick der Spanier auf den vergangenen Sonntag zurück. Mit Platz drei im Qualifying war er als erster Verfolger der Mercedes-Piloten in den Grand Prix von Italien gegangen. Nach dem Start lag er hinter Leader Lewis Hamilton auf der zweiten Position. Doch dann kam die Safety-Car-Phase, die alles änderte.

Durch die Neutralisierung auf die sechste Position zurückgefallen, kämpfte er sich wieder zurück und nahm die Verfolgung von Gasly auf. Am Ende fehlten 0,415 Sekunden für den ersten Grand-Prix-Sieg im 109. Anlauf. Der Triumph mit McLaren wäre zweifelsohne ein bedeutender gewesen.

Einerseits hat das ehemalige Top-Team seit Brasilien 2012 nicht mehr gewonnen, andererseits zieht Sainz zum Saisonende in Richtung Ferrari weiter, wo ihn zwar die Erfüllung des Traums eines jeden Rennfahrers, aber auch harte Zeiten erwarten. Dass ihm dieser Erfolg durch die Finger glitt, beschäftigte ihn die vergangenen Tage sehr.

Sainz: Monza 2020 mein bestes Rennen

"Ich habe mir seit dem Rennen alles angeschaut, was passiert ist. Es ging darum, was ich anders hätte machen können, um zu gewinnen und was ich versuchen könnte, wenn ich noch einmal so eine Möglichkeit bekomme und ich den Sieg holen will", erklärt er. Doch all die Grübelei führte letztlich immer nur zu ein und demselben Ergebnis.

"Das muss mein bestes Rennen gewesen sein. Dieses Rennen bestand aus zwei Rennen und ich habe in beiden das Maximum herausgeholt", ist Sainz überzeugt. "Je mehr ich mir das alles angeschaut habe, umso mehr kam ich zu dem Schluss, dass es im Grunde unmöglich war, irgendetwas anders zu machen."

Bei seiner Aufholjagd auf Gasly setzte sich Sainz sogar gegen die Empfehlung seines Renningenieurs hinweg, es ruhig angehen zu lassen. "Wir haben alles richtig gemacht. Wir haben so hart gepusht, wie wir konnten, wir haben unsere Reifen so gut es geht geschont und unsere Batterie komplett leergefahren, um Pierre zu erwischen. Da war nicht mehr drin", sagt er.

Platz zwei fühlt sich nach Analyse besser an

Dieses Gefühl hatte er schon unmittelbar nach dem Rennen, und genau deshalb haderte er damit, den zweiten Platz zu akzeptieren: "Aus diesem Grund war ich am Sonntag so frustriert. Normalerweise schaust du zurück und siehst, was du anders hättest machen können. Aber das Team und ich hatten einfach einen sehr guten Tag und es war so gut wie unmöglich, zu gewinnen."

Mit einigen Tagen Abstand fällt es ihm leichter, sich seinem Schicksal zu fügen."Wenn du zurückdenkst und nichts findest, was du hättest besser machen können, musst du dir einfach eingestehen, dass der Sieg einfach nicht sein sollte. Der zweite Platz fühlt sich besser an, wenn du realisierst dass du nichts anders hättest machen können. Ich habe alles gegeben und es hat nicht gereicht", sagt er. "Ich will mich also nicht beschweren. Wir schauen nach vorne und konzentrieren uns auf das nächste Rennen."