Des einen Freud ist des andern Leid: Während Sergio Perez nun um seine Formel-1-Zukunft bangen muss, darf sich Sebastian Vettel über ein Cockpit bei Aston Martin freuen. Am Donnerstagmorgen war die Katze endlich aus dem Sack, Vettels neuer Vertrag endlich besiegelt.

Entsprechend stressig wurde der Medientag für Vettel. Gemeinsam mit Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc musste Vettel um 16:40 Uhr zur großen Pressekonferenz antreten. "Es hat sich wie das Richtige angefühlt", bewertet er seine Entscheidung. "Ich habe in den letzten Wochen und Monaten viel über meine Zukunft nachgedacht, und was das Beste für mich ist."

Vettel dem Rücktritt nahe: Aston-Martin-Entscheidung nicht einfach

"Es ist nicht lange her, dass es final ist", gibt Vettel zu. "Checo hat die Ankündigung am letzten Abend gemacht, und dann war es nur richtig, darauf sofort zu antworten." Er gibt auch zu: "Es war keine einfache Entscheidung. Aber wie ich von Tag eins weg gesagt habe: Ich wollte in der Formel 1 bleiben, sofern es etwas gab, was mich anzieht. Und es wurde immer klarer - die Leistungen des Teams in diesem Jahr stimmen zuversichtlich."

"Es gibt viel Wachstumspotential, das ist aufregend", meint Vettel in Richtung seines neuen Teams. "Es gibt zwei wichtige Komponenten. Ich kenne einige der Leute, Otmar [Szafnauer, Teamchef] seit über zehn Jahren. Natürlich stellst du bestimmte Fragen, damit war ich zufrieden. Der zweite Schlüsselfaktor war, mich selbst zu fragen, was ich aus einer potenziellen Zukunft in der Formel 1 holen will. Die Performance-Seite war schnell erledigt, dann musste ich viel nachdenken, was ich wollte."

Er sei "nah" am Rücktritt gewesen: "Gibt es eine Maßeinheit, wie nah man kommt? Es war nah genug, dass ich viele Gedanken dazu hatte. Ultimativ muss ich mich selbst voranstellen und machen, was das Beste für mich ist. Was ich jetzt beschlossen habe, ist glaube ich das Beste für mich, und ich freue mich darauf, mich zu beweisen."

Formel 1, Aston Martin rettet Vettel: Ich war nah am Rücktritt! (09:50 Min.)

Vettel: Aston Martin gibt mir Chance, vorne mitzufahren

Den positive Trend, den Racing Point in den letzten Wochen und Monaten zeigen konnte, streicht Vettel in der Pressekonferenz immer und immer wieder hervor, wie auch das Wachstumspotential. Dass das Team nach dem Rebranding als Aston Martin weiter ein Mercedes-Kunde sein wird und gegenwärtig noch im Mittelfeld fährt, stört ihn nicht. Denn in Zukunft wird das Team am Limit des erlaubten Budgets operieren - so viel Geld hatte es in den letzten Jahren nie, und war trotzdem immer an der Spitze des F1-Feldes zu finden.

Racing Point kann sich noch nicht konstant an der Formel-1-Spitze halten, Foto: LAT Images
Racing Point kann sich noch nicht konstant an der Formel-1-Spitze halten, Foto: LAT Images

Das stimmt zuversichtlich, dass mit einem echten Budget bei Aston Martin jetzt alles möglich ist. "Ich will natürlich an der Spitze des Feldes fahren, nicht am Ende, und ich glaube das Team gibt mir die Chance", ist Vettel zuversichtlich. "Sie sind bereit zu wachsen, und ich gehe gerne mit ihnen. Kurzfristig - wenn wir uns nächstes Jahr anschauen, gibt es noch immer aufregende Neuigkeiten. Das erste Jahr mit einer Kostengrenze. Wie gesagt, das Team ist schon in einer viel besseren Position als in der Vergangenheit. Sie wachsen, andere müssen kürzen. Also gibt es viele Dinge, die mich zuversichtlich und glücklich stimmen."

Für wie lange der Vertrag mit Aston Martin laufen wird, verrät Vettel nicht: "Darüber spricht man nicht."

Vettels Ferrari-Ende: Ein Fehlschlag?

Mit dem Kapitel Ferrari hat Vettel bald abgeschlossen. Noch gilt sein Fokus der Scuderia, aber bei den Zukunftsplänen spielte sie keine Rolle mehr, sobald klar war, dass die Partnerschaft nicht weitergehen würde: "Ich freue mich auf Veränderung, weil ich glaube, dass wir gut abliefern können. Wo andere Teams sein werden, ist irrelevant."

Die Vergangenheit - 14 Ferrari-Siege in sechs Jahren, zwei WM-Niederlagen - hinterlässt aber einen etwas schalen Beigeschmack. "Ich bin natürlich nicht zu Ferrari gegangen, um bei Ferrari zu sein", so Vettel zu Motorsport-Magazin.com. "Ich bin nicht nur gekommen, um Rennen zu gewinnen, sondern um Titel zu gewinnen."

"Dahingehend könnte man sagen, ich sei gescheitert", gesteht Vettel. Aber: "Wir hatten gute Momente, Highlights die ich nicht vergessen möchte. Ich habe viele Leute kennengelernt, die mir geholfen haben. Ich habe Freundschaften geschlossen, potentiell fürs Leben. Ich bereue die Ferrari-Jahre nicht, sie sind ein großer Teil meines Lebens."

"Ich wollte mehr erreichen als ich habe", schließt Vettel. "Aber ich habe auf jeden Fall alles versucht, es gab gute und schlechte Zeiten. Das ist wahrscheinlich ein Teil davon, und jetzt ist es für beide Seiten Zeit, getrennte Wege zu gehen."