Niederlagen für Mercedes sind in der Formel-1-Saison 2020 eine Rarität. Zuletzt beim Belgien GP verpassten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas zumindest am Freitag die Tagesbestzeit. In Monza endeten die Trainings nun wieder mit dem gewohnten Bild. In der ersten Trainingseinheit zum Italien GP holte sich Bottas die Bestzeit vor Hamilton, am Nachmittag drehte der Weltmeister den Spieß um.

Die Konkurrenz? Aussichtslos weit entfernt. Acht Zehntel fehlten dem im FP1 Drittplatzierten, Alex Albon im Red Bull, auf die Bestzeit, sogar neun Zehntel waren es für Lando Norris, der im Autodromo Nazionale di Monza mit seinem McLaren die drittschnellste Zeit des Nachmittags fuhr.

Bottas wundert sich über großen Mercedes-Vorsprung

Angesichts dieser Abstände wundert sich Mercedes schon selbst. „Die Performance und Rundenzeit in Relation zu den anderen war zu diesem Zeitpunkt schon etwas überraschend“, sagt Bottas. Weil Mercedes im regulären Trimm - ohne den jetzt verbotenen Partymodus - eben deutlich gewonnen hat, wie Junior George Russell am Donnerstag nahelegte? „Wie eng es wird, sehen wir dann morgen", sagt Bottas. Insgesamt habe sich der W11 allerdings aus dem Stand einfach gut angefühlt, erklärt Bottas den sofort großen Vorsprung. „Und ich bin sicher, dass wir es noch weiter verbessern können“, droht der Finne.

Als einziges Problem notiert Bottas ein in manchen Kurven noch etwas instabiles Heck - und ein wenig auch sich selbst. „Meine Runde im zweiten Training war auch nicht klasse. Da kommt auch von meiner Seite noch mehr“, verspricht der Finne nach nun 0,262 Sekunden Rückstand auf Hamilton (FP1 0,245 Sekunden Vorsprung). „Es sind kleine Unterschiede. Es ist eine schnelle und kurze Runde mit wenigen Kurven - da ist es nicht leicht, um einen Unterschied zu machen.“

Hamilton: Bottas in Monza näher dran? Normal

Das heißt im Umkehrschluss allerdings auch: Nuancen reichen, um den Unterschied auszumachen. Das weiß auch Hamilton, der im Qualifying in Monza deshalb nicht erwartet, Bottas wie zuletzt in Spa um mehr als eine halbe Sekunde abschütteln zu können. „Valtteri ist hier schneller. Es gibt nicht viele Kurven, deshalb ist es hier oft viel enger als in Spa“, weiß auch der sechsfache Formel-1-Weltmeister.

Formel 1: Wiederholt sich die Qualifying-Farce in Monza? (09:33 Min.)

Eng werden dürfte es im Qualifying auch unter einem anderen Gesichtspunkt – und der bereitet Hamilton am Wochenende noch die größten Sorgen: Die Rede ist von der in Monza üblichen Suche nach dem perfekten Windschatten. Im Vorjahr führte das zu bizarren Szenen. Durch Bummelfahrten kamen gleich acht von zehn Fahrern im Q3 nicht rechtzeitig über die Linie, um ihre Schlussattacke zu reiten.

Verkehr im Monza-Qualifying: Hamilton erwartet harte Arbeit

„Das war hier immer schwierig und letztes Jahr bin ich die letzte Runde ja nicht einmal gefahren“, erinnert Hamilton. 2020 müht sich die FIA nach Kräften, um eine Wiederholung dieser Szenen zu vermieden. So wird eine Maximalzeit für die Outlap festgelegt. Wer diese überschreitet, riskiert eine Strafe zu kassieren.

„Vielleicht hilft das“, hofft Hamilton. Der Brite geht allerdings nicht davon aus. „Ich glaube, dass es in der letzten Kurve noch immer ein Albtraum wird“, sagt Hamilton. „Da will jeder einen Gap.“ Regulär zu Pole Nummer 94 fahren können, werde er nicht. Hamilton: „Es wird harte Arbeit.“

Noch dazu sei die Pole in Monza überaus wichtig, so Hamilton. „Ich will jetzt einfach sicherstellen, dass ich die beste Balance für diese eine Runde habe, denn es ist schwer, hier zu überholen“, sagt der Brite nach dem Training. Vom ersten bis zum zweiten Training habe Mercedes sich dabei schon verbessert. „Das erste Training fühlte sich nämlich nicht großartig an“, berichtet Hamilton. „Aber dann sind wir Schritte in die richtige Richtung gegangen. Ich denke aber, wir können noch ein paar weitere machen, um da zu sein, wo wir auch sein müssen.“