23 Punkte nimmt Renault vom Belgien GP der Formel 1 in Spa mit. So viel haben die Franzosen seit Jahren nicht mehr eingefahren. Platz vier für Daniel Ricciardo und fünf für Esteban Ocon stellt das beste Vorjahres-Ergebnis des Teams ein - und dank einer Sensations-Runde von Ricciardo zum Rennende kommt auch der Bonuspunkt für die schnellste Runde hinzu.

Erleichterung macht sich breit, nachdem Renault das ganze Wochenende schon wie die klare dritte Kraft aussah. Im Rennen waren sie dank hervorragendem Reifenmanagement in der Schlussphase dann sogar auf einem Level mit Mercedes und mit Max Verstappen - so viel fehlte dann tatsächlich nicht mehr auf ein Podium für Daniel Ricciardo.

Renault-Pace zu Rennende überrascht Ricciardo

"Wir wussten, dass das Auto gut sein würde, aber als ich die Rundenzeiten vor uns hörte dachte ich, die sparen vielleicht nur ihre Motoren", meint Ricciardo. Dem war nicht so, vorne hatte man Angst um die Reifen. Ängste, die Renault auf gleich alten Reifen nicht hatte.

Ricciardo zog also das Tempo an, in der Schlussphase verkürzte er eine Lücke von 26 Sekunden auf den Rennsieger Lewis Hamilton bis auf nur mehr 18,887 auf der Ziellinie. Tatsächlich fehlten ihm nur mehr 3,422 Sekunden auf Max Verstappen, der sein Podium vorsichtig ins Ziel trug.

Und eine weitere Chance tat sich für Ricciardo auf: Die Jagd auf die schnellste Runde. "Die Pace war überraschend, ich wurde schneller und schneller, und dann sagte mir mein Ingenieur, was die schnellste Runde war, und ich glaube, das war eine halbe Sekunde schneller als ich."

Ricciardo jagt schnellste Runde gegen Teamchef-Wunsch

Am Kommandostand war sich das Team uneins, ob man Ricciardo von der Leine lassen sollte. "Wir haben zuerst überlegt, nochmal zu stoppen und mit neuen Reifen ein bisschen Spaß zu haben, dazu dann nein gesagt", erinnert sich Renaults Sportdirektor Alan Permane. "Dann sagten wir nein dazu, den Motor aufzudrehen. Dann sagte Daniels Ingenieur Karel ihm: Übrigens, du bist eine halbe Sekunde weg von der schnellsten Runde."

"Und ich meinte, ein bisschen mehr Batterie, vielleicht kann ich das holen", sagt Ricciardo. Schließlich rang sich das Team dazu durch, Ricciardo bekam grünes Licht. Teamchef Cyril Abiteboul sträubte sich zuerst, aber Permane meint: "Er war am Ende dann doch sehr glücklich, dass wir uns über ihn hinweggesetzt haben."

Ricciardo gab auf der Strecke währenddessen alles: "Auf halbem Weg um die Runde habe ich begonnen, jedes letzte Stück Strecke zu nutzen, habe alles riskiert. Die Runde hat mir wohl mehr Angst gemacht als die Q3-Runde gestern!" Mit 1:47,483 entriss er Lewis Hamilton im letzten Umlauf den Bonuspunkt.

Renault & Ricciardo vertrauen: Setup-Lösung ist da

Der Hauptgrund für Renaults starkes Ergebnis in Spa bleibt die Streckencharakteristik. "Das Auto ist mit wenig Abtrieb aus Gründen, deren ich mir nicht ganz sicher bin, besser", meint Ricciardo zu Motorsport-Magazin.com. "Ich bin kein Aerodynamiker, aber als Fahrer bin ich auf jeden Fall glücklicher."

Ricciardo vertraut aber auch darauf, dass Renault aus diesen Leistungen mehr gelernt hat als nur wie man ein Auto in der Low-Downforce-Konfiguration einsetzt: "Es gibt da auf jeden Fall etwas, das haben wir ab Silverstone gefunden. Etwas, ein Sweetspot, besonders ich habe den gefunden. In dem müssen wir mit dem Auto fahren."

"So eine Entdeckung hatten wir im Vorjahr nicht", meint Ricciardo. "Damit haben wir hier wieder gespielt, und ich glaube in FP2 habe ich diesen Sweetspot wieder gefunden. Das können wir glaube ich auch mit viel Abtrieb schaffen, das ist was am Setup, nicht nur allein die Low-Downforce-Konfiguration. Das kann mit jedem Abtriebs-Niveau funktionieren."

Ricciardo nach Spa voller Vorfreude auf Monza

Zuerst aber geht es nach Monza - und dort war Renault im Vorjahr sogar noch stärker. "Es ist nur mehr das Podium vor uns", meint Ricciardo. "Ich will jetzt nicht zu weit gehen, aber wir können zuversichtlich nach Monza gehen und hoch anzielen."

"Sogar heute - wenn die Strategie von Gasly und Perez sie nicht als Puffer zwischen Max und mich gebracht hätte, dann hätte ich im letzten Stint an Max dranbleiben können", glaubt Ricciardo. Die beiden Angesprochenen waren als einzige in der Safety-Car-Phase nicht an die Box gekommen, und Ricciardo hatte sie auf der Strecke überholen müssen.

Ricciardo und Ocon führten in Spa klar das Mittelfeld an und schlugen Alex Albon, Foto: LAT Images
Ricciardo und Ocon führten in Spa klar das Mittelfeld an und schlugen Alex Albon, Foto: LAT Images

Danach fiel er zuerst zurück, holte Verstappen aber am Schluss wieder ein. Esteban Ocon musste nur aufgrund der Safety-Car-Phase - er kam als zweites Auto hinter Ricciardo an und musste kurz auf seine Reifen warten - lange im Rennen mit Alex Albon kämpfen. Den Red Bull knackte er erst kurz vor dem Ende.

Hätte Renault den Doppel-Stopp unter dem Safety Car besser hinbekommen, wäre Ocon nie hinter Albon zurückgefallen. Das stimmt alles sehr zuversichtlich für Monza. Ricciardo: "Monza, wenn alles glattläuft, sollten wir ganz gut dabei sein."