Das Formel-1-Rennen in Spa-Francorchamps ließ im Kampf um den Sieg an Spannung missen. Lewis Hamiltons einsamer Sieg geriet nicht einmal durch die Safety-Car-Phase in Folge der Unfälle von Antonio Giovinazzi und George Russell in Gefahr. Doch während der Wunsch nach mehr Spannung an der Spitze unerfüllt blieb, bekamen Pierre Gasly und Sergio Perez mehr Action geboten als ihnen lieb war. Als große Verlierer der Gelbphase waren sie zur Aufholjagd gezwungen.

"Wir wussten, dass ein Safety Car zwischen dem Start des Rennens und der 20. Runde für uns ein Killer sein würde", sagt Gasly. Der Franzose war vom zwölften Startplatz aus als einziger Pilot auf dem harten Reifen in den Grand Prix gegangen. Die alternative Strategie zahlte sich aus, denn schon nach wenigen Runden zeigte er im Mittelfeld die schnellste Pace.

Zum Zeitpunkt der Neutralisierung war er bereits auf die siebte Position vorgefahren und lag in unmittelbarer Schlagdistanz zum Fünftplatzierten Esteban Ocon. "Es lief besser als erwartet. Ich war in der Lage zu attackieren und einige Autos zu überholen", so Gasly. Der Unfall von Giovinazzi am Ausgang von Fagnes machte seinen Plänen jedoch einen Strich durch die Rechnung.

Bis auf ihn und Perez nutzte das gesamte Feld die Gelbphase für einen Boxenstopp ohne Zeitverlust. Dabei profitierte die Konkurrenz von den Erkenntnissen, die Gasly auf dem Hard-Compound im ersten Viertel des Rennens gesammelt hatte. Fast alle Piloten entschieden sich für die durch Gaslys starken Rundenzeiten für gut befundene Reifenmischung.

Gasly rettet Rennen mit P8: Da war mehr drin

Für den AlphaTauri-Pilot war ein Boxenstopp in Reaktion auf die Safety-Car-Phase keine Option, da er ihn zu einem Zweistopp-Rennen gezwungen hätte. "Wir entschieden uns, Pierre auf dem Startreifen draußen zu lassen, weil es für unser Strategie zu früh gewesen wäre, ihn reinzuholen", so Teamchef Franz Tost.

Gasly rutschte durch die Boxenstopps der Rivalen auf die vierte Position nach vorne. Er stretchte seinen Stint bis in die 26. Runde. Erst dann erfolgte an sechster Stelle liegend der Wechsel auf den Medium-Compound. Der Service warf ihn auf die 16. und damit vorletzte Position zurück. Lediglich Ferrari-Pilot Charles Leclerc, der schon zweimal gestoppt hatte, lag hinter ihm.

In den 17 Runden bis zur Zielflagge brillierte der 24-Jährige mit einer furiosen Aufholjagd. Zehn Runden später hatte er sich auf die zehnte Position zurück in die Punkteränge vorgearbeitet. "Er hat eine starke Aufholjagd gezeigt, um den Rückstand aufzuholen. Das war eine fantastische Fahrt von Pierre", lobt Tost.

Mit einigen beherzten Manövern rettete Gasly seinen Sonntag mit einem achten Platz. Trotz der Freude über dieses Comeback hatte er allen Grund, einem besseren Resultat hinterherzutrauern. "Ich denke, das Safety Car hat uns einen möglichen fünften Platz gekostet. Wir haben deshalb rund 20 Sekunden verloren und ich bin nur fünf Sekunden hinter Ocon auf P5 ins Ziel gekommen", rechnet er vor. Als kleiner Trost blieb ihm die Wahl zum Driver of the Day.

Pierre Gasly und Sergio Perez saßen nach dem Safety Car im selben Boot, Foto: LAT Images
Pierre Gasly und Sergio Perez saßen nach dem Safety Car im selben Boot, Foto: LAT Images

Racing Point splittet, Perez muss ackern

Einen ähnlich arbeitsreichen Nachmittag erlebte Racing-Point-Pilot Sergio Perez. Im Ziel lag er als Zehnter nur sechs Sekunden hinter Gasly. Doch auch ihm hatte die Safety-Car-Phase einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit Pech hatte das allerdings nichts zu tun. Die Racing-Point-Strategen holten den Mexikaner absichtlich nicht zum Reifenwechsel und ließen ihn auf einem alten Soft-Reifen weiterfahren.

"Ich denke, das Safety Car hat für allen eine schwierige strategische Entscheidungen abverlangt", sagt Teamchef Otmar Szafnauer. Die Strategen waren sich schlichtweg unsicher und splitteten die Strategien von Lance Stroll und Sergio Perez. "Wir wussten nicht, ob eine Einstopp-Strategie möglich war. Deshalb haben wir Sergio draußen gelassen, in der Hoffnung am Ende einen Vorteil gegenüber den Konkurrenten zu haben", so Szafnauer weiter.

Perez rutschte durch die Neutralisierung zwar von der neunten auf die fünfte Position vor, doch auf dem abgefahrenen weiche Reifen war er nach dem Restart nicht konkurrenzfähig. "Es ist wichtig, dass wir unsere Strategie überprüfen", so Perez, der nach seinem Boxenstopp in Runde 18 noch lange vor Gasly zur Aufholjagd durch das Feld gezwungen war. Vom letzten Platz aus bahnte er sich auf dem Hard-Compound den Weg in die Punkte.

"Wir konnten nach dem Boxenstopp einige Positionen gutmachen und schafften es zurück in die Punkte. Es war schön, ein paar Überholmanöver zu setzen", freut sich Perez. Als Zehnter sah er die Zielflagge nur wenige Zehntelsekunden nach dem Teamkollegen. Für Racing Point war das ohnehin das Maximum. "Ich denke nicht, dass es [Strategie] einen großen Einfluss auf das Rennen hatte, denn wir haben es mit beiden Autos in die Punkte geschafft."