In Spa hat Renault nicht zu viel versprochen. Im Qualifying des Belgien GPs konnte Daniel Ricciardo die guten Trainingsleistungen bestätigen, und er stellte seinen R.S.20 gleich neben Max Verstappen in die zweite Startreihe. Nur 0,283 Sekunden fehlten auf den Red Bull, und nur 0,809 auf die Messlatte von Lewis Hamilton.

"Die Pole auf Armeslänge, die zu sehen, ist viel aufregender!", lacht Ricciardo. "Vierter, da hast du einen diagonalen Blick auf die Pole. Wenn ich irgendwelche Probleme hätte, morgen aus dem Bett zu kommen, dann hilft das sicher!" Und vielleicht verhilft es ihm sogar zu richtig vielen Punkten - denn der Renault ist auf den Geraden richtig schnell, schneller als Mercedes und Red Bull.

Ricciardo hofft: Renault im Podium-Kampf von Spa?

Gibt es also gar Außenseiter-Chancen im Kampf um ein Podium mit den beiden Mercedes und Max Verstappen? Mit seinem Freund und Ex-Teamkollegen Verstappen hat Ricciardo darüber im Parc Ferme schon gescherzt: "Ich habe zu ihm geschaut, und er schaute mich schon an, dann haben wir uns einen freundlichen Mittelfinger gezeigt."

"Natürlich waren er und die beiden Mercedes für den größten Teil sonntags in einer eigenen Liga unterwegs", mahnt Ricciardo. "Es würde ein bisschen ein Extra brauchen, um mit ihnen mitzuhalten. Aber wir haben einen starken ersten und dritten Sektor. Wenn wir vorbeikommen, dann ist das vielleicht eine Strecke, auf der wir uns verteidigen können."

Ricciardo baut auf Renault-Topspeed für Renn-Chance

Die besten Sektor-Zeiten aus dem Qualifying verdeutlichen Ricciardos Ausführungen. Bei der Geschwindigkeitsmessung war der Renault von Esteban Ocon der Schnellste, gleich sechs km/h vor Hamilton und Verstappen. Beim Messpunkt am Ende der Kemmel-Geraden war Ocon mit 334,1 km/h der Drittschnellste. Ricciardo war in beiden Fällen nicht weit weg.

Daniel Ricciardo freut sich über ein starkes Qualifying, Foto: LAT Images
Daniel Ricciardo freut sich über ein starkes Qualifying, Foto: LAT Images

Und die Renaults sind in den Power-Sektoren schnell. In Sektor eins - den Berg hoch über die Kemmel-Geraden - war Ocon zwei, Ricciardo ein Zehntel schneller als Polemann Hamilton. Im letzten Sektor fuhr Ricciardo sogar die Bestzeit, wieder war er fast zwei Zehntel schneller als Hamilton auf seiner Pole-Runde. Die Zeit verliert Renault nur im Mittelsektor.

Aber dort kann man nicht überholen, wie Ricciardo nach dem Qualifying erinnert. Überholt wird auf den Geraden, vor Les Combes und vor der Bus Stop. Und am Start könnte Ricciardo mit Power und wenig Abtrieb dranbleiben, und in Les Combes dann schön reinhalten. "Also werden wir auf jeden Fall versuchen, [Verstappen] und den Mercedes-Jungs das Leben schwer zu machen, wenn das irgendwie in Reichweite ist."

Renaults Low-Downforce-Paket beweist sich in Spa

Mit der Qualifying-Leistung unterstreicht Renault außerdem erneut das Potential ihres Low-Downforce-Pakets. Zu Ricciardos viertem Platz kommt noch ein sechster von Esteban Ocon hinzu. Die Mittelfeld-Gegner von McLaren und Racing Point haben sie hinter sich lassen können. Ocon musste sich nur Alex Albon knapp geschlagen geben, glaubt aber, dass er noch etwas mehr hätte rausholen können.

"Normalerweise sollte es sich schlechter anfühlen, mit weniger Abtrieb auf dem Auto, es sollte mehr rutschen", so Ricciardo. "Aber es fühlt sich an, als ob ein bisschen mehr Balance da wäre. Nicht mehr Grip, aber vorne und hinten fühlen sich an, als ob sie ein bisschen besser zusammenarbeiten, wenn wir den kleineren Flügel draufmachen."

Sorgen wegen zu wenig Abtrieb machen sich die Fahrer beide nicht. Anders als etwa McLaren, wo man hofft, dass am Sonntag kein Regen kommt.

Formel 1, Podium im Visier: Muss Mercedes Ricciardo fürchten? (09:48 Min.)