Williams erlebt in der Formel-1-Saison 2020 ein historisches Jahr. Das Traditionsteam aus dem britischen Grove hat nicht nur den Anschluss an das hintere Mittelfeld wiederhergestellt, sondern kürzlich auch die eigene Zukunft gesichert. In der kurzen Pause zwischen dem Spanien GP und dem Belgien GP am kommenden Wochenende verkündete das Team, seine Suche nach Investoren abgeschlossen zu haben.

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Mit der US-Investmentfirma Dorilton Capital präsentierte Williams einen neuen Eigentürmer. Damit befindet sich das Team erstmals in seiner jahrzehntelangen Geschichte nicht länger in Familienbesitz. Der Name Williams soll dennoch erhalten bleiben, genauso die typischen Bezeichnungen der Rennboliden mit dem voranstehenden FW, den Initialen des Teamgründers Frank Williams.

George Russell: Wichtig, dass Name Williams bleibt

Die bestehenden Strukturen in Grove wollen die neuen Besitzer ebenfalls erhalten. Prüfen will Dorilton Capital gemeinsam mit dem Team, in welchen Bereichen gezielt nachgebessert, sprich investiert werden soll. Geschehen werde das alles am bestehenden Standort in Grove, versicherte Dorilton-Chef Matthew Savage.

Dieser Ansatz gab aus Williams-Sicht den Ausschlag für den Zuschlag. „Die Williams-Familie hätte an niemanden verkauft, wenn sie nicht gedacht hätte, dass er dem Team etwas bringen kann“, bestätigt Williams-Pilot George Russell am Donnerstag vor dem Belgien GP in Spa. „Die Kultur wird sich nicht ändern, auch den Namen zu behalten ist da sehr wichtig für uns Fahrer und die Leute in der Fabrik.“

Williams mit neuem Besitzer vor besserer Formel-1-Zukunft?

„Es sind sehr positive News für Williams und alle, die für das Team arbeiten“, ergänzt Russell. „Für uns Fahrer ist es auch sehr schön zu sehen, dass Unternehmen und Team stabil sind, es weitergeht und jetzt ein großes Unternehmen hinter sich hat, das helfen kann, Williams dahin zurückzubringen, wo es hingehört - was definitiv weiter vorne ist als gerade.“ Genauso sieht es sein Teamkollege Nicholas Latifi: „Insgesamt ist es sehr positiver Schritt für Williams, das hat die Zukunft und Stabilität des Teams gesichert. Das ist das Wichtigste.“

Die Auswirkungen werde man allerdings erst langfristig spüren, so Russell. „Die Formel 1 ist ein unfassbar komplexer Sport, historisch gesehen ändern sich die Dinge nicht schnell dramatisch. Aber 2022 ist eine Gelegenheit, mit einer neuen Basis zu starten. Ich bin sicher, dass das ein großer Teil ihres Ziels ist, auf das sie sich fokussieren“, sagt der Brite. „Was sie dafür tun müssen? Wir sind die Fahrer und fahren das Auto so schnell es geht. Welche Änderungen in Grove getroffen werden müssen, überlasse ich den intelligenteren Leuten!“

Williams in Spa chancenlos? Mercedes-Motor einzige Hoffnung

Sonderlich schnell zu fahren sein dürfte der Williams FW43 beim nun anstehenden Belgien GP allerdings nicht. Auf der Ardennen-Achterbahn kommt es insbesondere auf aerodynamische Effizienz an. Genau in dieser Disziplin ist der Nachholbedarf der weißen Renner besonders groß. Der FW43 generiert, wie sein Vorgänger, noch immer zu viel Luftwiderstand. „Es wird und nicht helfen! Wenn du auf dem Papier schaust, wo wir letztes und dieses Jahr stark waren, dann war das Budapest - und Singapur letztes Jahr“, erinnert Russell. „Also Strecken, auf denen es wenig auf [aerodynamische] Effizienz ankommt - auf denen es nur um Downforce und nicht den Luftwiderstand geht.“

Völlig aufgegeben hat der Mercedes-Junior den Belgien GP dennoch nicht. Der Grund: Noch sind unterschiedliche Einstellungen für die Formel-1-Motoren in Qualifying und Rennen erlaubt. Das Verbot per Technischer Direktive wurde um ein Rennen auf den Italien GP verschoben. In Spa ruhen Russells Hoffnungen deshalb voll und ganz - ein letztes Mal - auf dem Antrieb im Heck des FW43. Russell: „Mit dem Mercedes-Motor haben wir natürlich ein Monster im Heck, wir versuchen, dass der uns durchzieht. Es wird auf jeden Fall schön, den am Samstagnachmittag aufzudrehen!“