Die Formel 1 kehrt aus ihrer zweiten Mini-Pause zurück, und startet ins siebte Rennen in neun Wochen. Nächster Halt: Der Belgien GP, der Klassiker in Spa. Wieder stellt sich die wohlbekannte Frage: Wer stoppt Mercedes?

Einmal war es Red Bull, mit Hilfe der Reifen und des Wetters. In Spa könnte wieder das Wetter helfen, aber anders als zuletzt in Silverstone geht es nicht um die Hitze. Stattdessen ziehen echte, wahrhaftig dunkle Wolken am Horizont der Ardennen-Achterbahn auf.

Wetterprognose für Spa: 2020 unsicher?

Vorsichtige Prognosen versprechen in Spa ein nasses Wochenende. Über 70 Prozent Regenwahrscheinlichkeit wird für das Rennen am Sonntag vorhergesagt, momentan ist das der Spitzenwert. Auch am Freitag und am Samstag soll Regen möglich sein.

Das ist aber am Donnerstag noch alles Zukunftsmusik. Genaue Prognosen sind so früh noch nicht möglich, und verschiedene Wetterdienste bieten verschiedene Zahlen an. Irgendwo im Bereich von 30 bis 80 Prozent bewegt sich gegenwärtig daher die realistische Regen-Chance.

Mercedes in Spa schwer zu halten

Und überhaupt - kann das Mercedes stoppen? Ein verregnetes Qualifying hat die Formel 1 2020 bereits hinter sich, am Samstag des Steiermark GPs düpierte Lewis Hamilton mit 1,2 Sekunden Vorsprung die von Max Verstappen angeführte Konkurrenz.

Dem Briten ist die Favoritenrolle nur schwer abzusprechen, egal wie das Wetter wird. Im Regen präsentierte Hamilton sich in den letzten Jahren immer wieder wie das Maß aller Dinge, nur Hockenheim 2019 endete für ihn mit Crash, Dreher und neuntem Platz. Abgesehen davon sind im Regen Hamilton-Poles und -Siege an der Tagesordnung.

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Sein Mercedes bleibt außerdem auch im Nassen der Maßstab, beim ersten Regen-Auftritt in Österreich waren keine Defizite zu erkennen. Regen wäre in diesem Sinne wohl auch eine schlechte Nachricht für Valtteri Bottas, der in der WM ohnehin schon in den Seilen hängt. Zuletzt konnte er Hamilton auf einer Runde Paroli bieten und nahm sich dann durch kleine Fehler aus dem Rennen. Im Trockenen sollte er ein Siegkandidat sein. Im Regen wird er es gegen Hamilton schwer haben.

Was kann Red Bull in Spa?

Red Bull und Ausnahme-Regentalent Max Verstappen müssen gezwungenermaßen auf Regen hoffen. "Ich rechne damit, dass die Jungs hinter uns im Qualifying sehr nah sein werden und Mercedes hat viel Power, die werden natürlich sehr schnell sein", weiß Verstappen, der WM-Zweite. "Wir rechnen nicht damit, dass das unser bestes Rennen wird, was das Zusammenspiel des Layouts mit unserem Paket angeht."

Max Verstappen lag zuletzt auch im Regen deutlich hinter Mercedes, Foto: LAT Images
Max Verstappen lag zuletzt auch im Regen deutlich hinter Mercedes, Foto: LAT Images

Das Verbot des Qualifying-Motormodus wurde auf Monza verschoben, auch das wird Red Bull nicht helfen. Im Qualifying droht vor allem Alex Albon wieder Gefahr von hinten. Das Team beschwört weiter, bei ihm Fortschritte im Qualifying zu sehen, doch die sind klein. Wenn es so weitergeht, wird auch in Spa keine Podiumschance für ihn bestehen. Eine gute Nachricht gibt es für den zweiten Bullen: Hier ist Überholen einfacher als in Barcelona, und die Rennpace passte vor dem Spanien-Wochenende meist.

Wem gehört in Spa das Formel-1-Mittelfeld?

Racing Point steht für den Highspeed-Kurs von Spa wieder in den Startlöchern, um weit vorne mitzufahren. Sofern sie strategische Fehltritte vermeiden können. Etwas, mit dem sie sich seit Jahresbeginn schwer tun. Auch Regen scheint den Pinken außerdem nicht zu bekommen, im Österreich-Qualifying waren sie plötzlich nirgends, als es nass wurde.

Ferrari hat keine großen Erwartungen. Das Low-Downforce-Paket in Silverstone schien gut, aber in Spa werden alle Teams Abtrieb abbauen. Mit dem schwachen Motor bleibt Charles Leclerc und Sebastian Vettel nur mehr eines: auf Chaos hoffen.

Die viel gescholtenen Renaults beeindruckten im Vorjahr mit Top-Leistungen auf den Highspeed-Kursen. Dieses Jahr ging es in Silverstone gut, für Spa ist mit ihnen wieder weit vorne zu rechnen. Man will die Schmach von Spanien wettmachen, wo gar nichts ging, was das Team auf die Streckencharakteristik zurückführte. Esteban Ocon bekommt außerdem einen neuen Motor - am alten bemängelte er Performance-Defizite.

Auch McLaren ist wieder ein Kandidat für die Top-10, genauso wie die AlphaTauris, die sich nach Barcelona freuten: In ihren Augen machen sie schnelle Fortschritte, und wollen den Anschluss an McLaren, Renault und Ferrari gefunden haben. Seit Saisonbeginn entscheiden Hundertstel hier um Positionen, im Trockenen würde wohl alles von den Low-Downforce-Paketen der Teams abhängen.

Ob der Rest Punkte machen kann, ist zu bezweifeln. Williams darf sich über Mercedes-Powervorteil freuen, zweifelt aber daran, dass dem Gesamtpaket die Strecke liegt. Alfa und Haas kämpfen mit dem Ferrari-Defizit, und Haas bringt in diesem Jahr keine Upgrades. Damit sind die Erfolgsaussichten ohne Wetterchaos mager.

Die Strecke: Spa-Francorchamps

Der belgische Kurs ist eine legendäre Highspeed-Berg-und-Talfahrt, und bei den Fahrern beliebt. Passagen wie Eau Rouge-Raidillon, Pouhon oder Blanchimont sind schnell und herausfordernd. Über 70 Prozent Vollgas sowie die lange Kemmel-Geraden helfen beim Überholen und fordern zugleich Topspeed: Hier bringen die Teams meist neue Aero-Pakete mit weniger Abtrieb, gehen aber nicht ganz so ans Limit wie in Monza. Denn der Mittelsektor mit seinen fließenden Kurven benötigt noch immer Grip.

Der Zeitplan zum Belgien GP

Wie bei jedem Europarennenn gilt auch in Spa die übliche Aufteilung: Freitagstrainings um 11:00 Uhr, 15:00 Uhr, am Samstag dann um 12:00 Uhr das 3. Training, und um 15:00 Uhr das Qualifying. Das Rennen folgt am Sonntag um 15:10 Uhr. RTL, Sky, ORF und der SRF bieten ihr normales Programm.