Fernando Alonso ist wieder auf der Jagd nach der "Triple Crown" des Motorsports, Siegen bei den drei größten Rundstrecken-Events der Welt: Den Monaco GP und die 24 Stunden von Le Mans hat er bereits, das Indianapolis 500 fehlt ihm noch. 2020 wagt er einen dritten Versuch. Den letzten auf absehbare Zeit, denn 2021 kehrt er mit Renault in die Formel 1 zurück.

Zwei Mal war er bereits angetreten. 2017 ließ er gar Monaco dafür aus und startete in einem Gast-Cockpit des Top-Teams Andretti. 22 Runden vor Schluss musste er mit Motorschaden aufgeben. Da war er auf einem aussichtsreichen siebten Platz gelegen und hatte lange um die Führung mitgekämpft. 2019 blamierte er sich mit einem neuen McLaren-Team im Qualifying, sie waren zu langsam und schafften es gar nicht in das 33 Autos zählende Feld.

McLaren geht nach Indy-Blamage 2020 All-In

Das hat Alonso 2020 schon einmal abgewendet, er qualifizierte sich auf dem 26. von 33 Plätzen. Viel Aufwand hatte McLaren nach 2019 dafür betrieben. Zuerst einmal stiegen sie beim Indycar-Team Schmidt-Peterson Motorsport ein, und setzen dort inzwischen zwei Autos bei allen Rennen für Pato O'Ward und Oliver Askew ein.

"Es ist eine komplett andere Umgebung", erklärt McLarens Motorsport-CEO Zak Brown. Im Vorjahr hatte McLaren nur ein Rennen bestritten, und nur die Indycar-Neulinge von Carlin Motorsport als Partner. Das neue Partnerteam von Sam Schmidt kann hingegen bereits auf zehn Jahre Vollzeit-Erfahrung zurückblicken, und feierte schon sieben Siege.

"Unser Indycar-Team hatte jetzt einen starken Start in die Saison", ergänzt Brown. "Zwei Podien, in Road America hätten wir fast gewonnen. Wir waren stark auf Rundkursen, auf Ovalen, das Team ist gut vorbereitet." Außerdem heuerte das Team im Winter Craig Hampson an. Der gilt als Top-Ingenieur, holte vier Champcar-Titel mit Sebastien Bourdais, und wird in Indianapolis Alonsos Renningenieur sein.

"Wir sind also deutlich besser vorbereitet", folgert Zak Brown. "Verglichen mit einem Ein-Auto-Team [in 2019], mit fehlenden Daten, mit lauter neuen Leuten. Jetzt haben wir hingegen ein Team, das bereits läuft, mit einer gigantischen Menge an Erfahrung. Das ist wie Tag und Nacht, und hoffentlich werden das auch die Ergebnisse zeigen."

Alonso warnt: McLaren fehlt weiterhin Indianapolis-Erfahrung

Trotzdem - für Alonso ist es nur das dritte Indycar-Rennen in vier Jahren. Seine Teamkollegen O'Ward und Askew sind jung, nur O'Ward fuhr bisher mit einem Indycar in Indianapolis. Wie Alonso scheiterte er 2019 an der Qualifikation.

Alonsos 2019-Gastspiel in Indy war eine Nullnummer, Foto: LAT Images
Alonsos 2019-Gastspiel in Indy war eine Nullnummer, Foto: LAT Images

Alonso macht sich daher keine Illusionen: "Es ist eine große Herausforderung, das ist mir bewusst. Ich weiß, dass wir vielleicht nicht unter den Favoriten sind, weil uns die Erfahrung im 500 fehlt. Das Team ist nicht neu, aber die Kollaboration ist erst ein paar Monate alt. Es wird Dinge geben, die wir innerhalb von Tagen lernen müssen, im Training, im Qualifying, und Rennen."

Alonso hofft nach schwachem Qualifying auf Renn-Pace

Das Qualifying mochte zwar besser als im Vorjahr gelaufen sein, aber an der Spitze fuhr McLaren nicht mit. O'Ward qualifizierte sich auf Platz 15, Askew auf 21 und Alonso auf 26. Letzterer hatte das Auto noch im Training zuvor geschrottet. Alonso gab sich schließlich früh mit seinem Startplatz zufrieden und legte den Fokus auf das Renn-Setup, um ein Auto zu bekommen, das sich im dichten Verkehr des Indycar-Mittelfeldes gut verhält.

Einmal crashte Alonso in Indianapolis 2020 bereits, Foto: Indycar
Einmal crashte Alonso in Indianapolis 2020 bereits, Foto: Indycar

"Der Speed war gestern im Training und heute im Qualifying nicht da", gab Alonso danach zu. Der Crash hatte Vorbereitungszeit gekostet, außerdem waren die Chevrolet-Motoren im Heck der McLarens im Qualifying-Trimm nicht ganz so stark wie die Hondas der Konkurrenz. Nur ein Chevrolet schaffte es unter die Top-10. "Wir wussten das, also wollten wir einfach einen soliden Run im Qualifying hinbekommen, ohne Fehler. Das haben wir heute denke ich erreicht, und damit bin ich happy."

"Ich glaube, wir haben ein gutes Auto für das Rennen, weil wir in den ersten paar Tagen vorne dabei waren", meint Alonso aber. "Der Startplatz ändert nichts an unseren Hoffnungen für den nächsten Sonntag. Aller unser Fokus liegt jetzt auf dem Rennen. Dieser Ort bietet viele Chancen, auch für die, die ganz hinten starten, auf diese Chance werden wir nächste Woche bauen."

Im anschließenden Post-Qualifying-Training fuhr Alonso 115 Runden (mit einem Dreher), seine beste reichte für Platz elf, danach sprach er erneut von einem Schritt nach vorne. Das schnellste Auto mag er 2020 nicht haben, doch ein Auto, mit dem er den Anschluss an die Spitzengruppe halten kann, könnte schon reichen - gepaart mit etwas Glück, was in Indianapolis immer vonnöten ist. Die Trainings-Zeiten lassen jedenfalls für das Rennen hoffen.

Auf der Pole steht zum ersten Mal in seiner Karriere währenddessen Marco Andretti, neben ihm stehen mit Scott Dixon und Takuma Sato zwei ehemalige Sieger. Um 20:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit wird am Sonntagabend gestartet, in Deutschland überträgt DAZN live.