Valtteri Bottas erlebte beim Großen Preis von Spanien 2020 ein drittes frustrierendes Formel-1-Rennen in Folge. Nach den Reifendramen bei den beiden Grands Prix in Silverstone erwischte der Finne in Barcelona einen schwachen Start und kam nicht mehr über Platz drei hinaus.

Durch dieses Ergebnis verlor Bottas im WM-Stand weiter entscheidend an Boden. Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton ist nun bereits 43 Punkte enteilt. „Ich kann mir die WM schon wieder entgleiten sehen ...“, klagte der Finne.

Mercedes 2020 ganz in Schwarz

Sichtlich niedergeschlagen präsentierte sich Bottas bei den Medienterminen nach dem Rennen - und geschlaucht. Die Hitze des spanischen Hochsommers sollte den Frust des Finnen nur noch potenzieren. Das hatte bereits im Cockpit seinen Anfang genommen. „Diese schwarzen Overalls sind verdammt heiß“, fluchte Bottas bereits in Runde 27 per Boxenfunk.

In der Formel-1-Saison 2020 fährt das Mercedes-Team nicht nur mit schwarzen Boliden statt Silberpfeilen, sondern hat Hamilton und Bottas auch mit schwarzen statt weißen Rennanzügen ausgestattet. Hintergrund dieser Änderungen ist Mercedes’ Form der Beteiligung an den Maßnahmen der Formel 1 im Kampf gegen Rassismus und für Gleichberechtigung.

Überhitzung durch schwarze Lackierung?

Insbesondere Hamilton liegt dieses Thema am Herzen. Der Brite gründete sogar eine eigene Kommission, um Gleichberechtigung zu fördern und macht sich bis heute für die Bewegung ‚Black Lives Matter’ stark. Dass Mercedes das von allen Teams optisch deutlichste Zeichen setzt im Kampf gegen Rassismus setzt, überraschte deshalb allenfalls im ersten Moment.

Bis ein sportlicher Dreh gefunden war, brauchten die Medien nicht lang. Würde der Mercedes wegen der schwarzen Lackierung nicht schneller überhitzen als zuvor? Immerhin waren heiße Bedingungen schon 2019 die Achillesferse der damals noch echten Silberpfeile gewesen.

Mercedes-Stratege: Neue Lackierung ändert nichts

Das entkräftete Mercedes-Chefstrategie James Vowles nach dem Saisonstart per Youtube-Video auf eine Fan-Frage. „Innerhalb der Motorabdeckung befindet sich eine silberne Beschichtung, eine Beschichtung, die Hitze abwehrt, und das ist unabhängig von der Außenfarbe“, erklärte Vowles.

Österreich-Debrief mit Mercedes: So meisterte Bottas das Chaos (10:51 Min.)

„Wir können keine Unterschiede unser Kühlertemperaturen oder anderen Temperaturen Von Kernsystemen innerhalb des Autos erkennen, die Resultat der äußeren Lackierung wären.“ Einzig etwas besser das Licht reflektiert hätte die Lackierung der Vorjahre, so Vowles. „Aber die Realität ist, dass der Effekt auf unsere System-Temperaturen unerheblich ist.“

Bottas: Wir mussten ja die Farbe ändern …

Verhält es sich mit dem ‚System’ Fahrer und dessen Körpertemperatur oder Empfinden im schwarzen Rennanzug anders? Bottas vermutet jedenfalls einen Zusammenhang. „Natürlich mussten [sic!] wir die Farbe der Overalls ändern ...“, so Bottas. „Und es ist bekannt, dass schwarze Farbe mehr Hitze aufnimmt, besonders bei direkter Sonneneinstrahlung.“

Wie viel Temperaturunterschied Schwarz statt Weiß ausmache, könne er nicht sagen. „Aber dieses Jahr ist es im Auto echt heiß gewesen. Es war richtig heiß im Auto. Es war einfach so heiß, sodass ich gesagt habe ‚Leute, ihr wisst, dass diese Overalls viel zu heiß sind’“, erklärte Bottas seinen Funkspruch.

Bottas überzeugt: Weißer Anzug wäre kühler

Derart heiß, so Bottas weiter, dass das Leistungsvermögen leiden könne. „Natürlich wäre Weiß in Sachen Temperatur kühler, heute habe ich während des Rennens zum Beispiel drei Kilo verloren. Das ist eine ganze Menge. Und da kann es auch anfangen, die Performance zu beeinträchtigen“, mahnte der Finne. Deshalb fordert Bottas nun Nachbesserungen: „Ich weiß, dass ich unter allen Fahrer einer der fittesten, wenn nicht der fitteste bin. Also kann ich es aushalten. Aber es ist nie komfortabel und es gibt immer Dinge, die wir verbessern können.“

Fährt Bottas also bald in Weiß und Hamilton in Schwarz? Das muss nicht unbedingt die Konsequenz sein. Es gibt noch einen zweiten Ansatzpunkt. „Die Overalls sind in diesem Jahr auch neu homologiert, sie sind dicker und die Unterwäsche ist auch dicker“, sagte Bottas. „Wie groß da der Effekt ist, weiß ich nicht.“

Neues, dickeres Material das größere Problem?

An diesem Punkt vermutet Toto Wolff den wahren Kern des Problems. „Ich glaube nicht, dass das mit den schwarzen Rennanzügen zu tun hat, sondern wir haben einfach ein neues Material“, sagte der Mercedes-Motorsportchef. „Vielleicht muss man da noch einmal draufschauen, ob wir einen Kompromiss finden können, wie wir da ein klein wenig dünner werden können.“ Der Bekleidungspartner des Teams würde Mercedes allerdings sensationell unterstützen. Wolff: „Die haben das so kurzfristig möglich gemacht, dass wir diese schwarzen Rennanzüge haben, und jetzt müssen wir es uns einfach anschauen.“