Eigentlich lief der Spanien GP für Charles Leclerc ganz okay. Weil sich Ferrari schon etwas damit abgefunden hat, dass man in der Formel-1-Saison 2020 nicht im Konzert der Großen mitspielen kann, verlief das Rennen in Barcelona den angepassten Ansprüchen angemessen.

"Ich hatte einen guten ersten Stint, die Einstopp-Strategie hat gut funktioniert", erklärte Leclerc. Der Monegasse konnte zwar von Startplatz neun keine großen Sprünge machen, doch er schaffte es mit den Soft-Reifen immerhin bis Runde 29.

Auf frischen Mediums blies Leclerc dann zum Angriff - der allerdings nicht lange währte. In Runde 36 drehte sich der Ferrari-Pilot in der letzten Schikane. "Das Auto ging komplett aus", funkte er am Funk als Erklärung.

Die Aufnahmen zeigen klar, dass der Motor plötzlich ausging und die Hinterachse blockierte. Möglicherweise hatte das harte Überfahren eines Kerbs zur Fehlfunktion eines Steuergerätes geführt, ließ Ferrari später wissen.

Damit wäre Leclercs Rennen aber noch nicht zu Ende gewesen: Die MGU-K bei modernen Formel-1-Boliden kann auch als Startermotor benutzt werden. Die Motor-Generator-Einheit sitzt direkt an der Kurbelwelle an kann die mit bis zu 163 PS antreiben.

Leclerc löst Gurt im Cockpit

Nach einem misslungenen Versuch schnallte sich Leclerc allerdings im Cockpit ab. Kurz darauf sprang der Ferrari-V6 im Heck aber wieder an. Der Wagenlenker meldete zwar zunächst, 'etwas Komisches' im Cockpit zu fühlen, hörte aber schließlich auf die Ingenieure, die in der Telemetrie nichts Ungewöhnliches sehen konnten.

"Wir müssen aber boxen, denn ich habe meinen Gurt gelöst, als ich den Motor neu gestartet habe", funkte Leclerc nach einer Runde. Das Reglement schreibt klar vor, dass der Fahrer angeschnallt sein muss.

Weil der Sechspunktgurt extrem festgezurrt werden muss, um seine Wirkung zu entfalten, können sich die Piloten nicht selbst anschnallen. Deshalb beugten sich beim Boxenstopp umgehend zwei starke Mechaniker über das Cockpit, um Leclerc wieder festzuzurren.

Weil offenbar ein kleines Teil verlorengegangen war, dauerte der Vorgang ungewöhnlich lange, sodass sich Ferrari schließlich dazu entschied, den Motor abzustellen und das Rennen zu beenden. Leclerc lag nach dem Dreher ohnehin schon aussichtslos auf der letzten Position.