Das Qualifying zum Großen Preis von Spanien in Barcelona zeigte einmal mehr ein Problem der modernen Formel 1 auf. Vor und nach einer fliegenden Runde krochen die Formel-1-Fahrer nur noch um die Strecke, wie sie es schon in den Training-Sessions getan hatten. Der Grund: Die Piloten müssen ihre Reifen auf die richtige Temperatur bringen und das bedeutet bei Streckentemperaturen von bis zu 50 Grad eben, dass sie in äußerst niedriger Geschwindigkeit die Strecke umrunden müssen.

Doch genau das kann zu einem Problem werden, wenn nämlich andere Fahrer auf einer schnellen Runde unterwegs sind, sich dann in die Quere kommen und im letzten Moment einschätzen müssen, wo sie wie viel Platz lassen. So geschehen in den letzten Minuten der letzten Trainingssession, als Esteban Ocon vom Gas ging um Kevin Magnussen vorbeizulassen. Nichtwissend, dass der dänische Haas-Pilot auch nur auf einer langsamen Runde war, konzentrierte sich Ocon auf die nächsten heraneilenden Piloten, krachte beinahe in Magnussens Heck und flog bei dem Ausweichmanöver selbst in die Mauer.

Ocon: Das ist nicht akzeptabel

Dementsprechend aufgebracht zeigte sich Ocon nach dem Qualifying über das Fahrverhalten vor den Hotlaps: "Es ist nicht akzeptabel eine Schlange von Autos zu haben. Wenn jemand mit Rennspeed daherkommt, kann das gefährlich sein." Der Renault-Pilot forderte eine Beschränkung, um solche Probleme in Zukunft vermeiden zu können. Ein Vorschlag der häufig in den Raum geworfen wird, um diese großen Geschwindigkeitsunterschiede zu vermeiden ist eine vorgegebene Maximal-Rundenzeit, die auf der Out-Lap nicht überschritten werden darf.

Doch diese Maßnahme ist noch nicht erprobt und bei den Fahrern auch nicht allzu beliebt. Kevin Magnussen ist skeptisch: "Eine Maximalzeit könnte unter Umständen erst recht Chaos oder Probleme verursachen, die wir noch nicht abschätzen können" und auch Esteban Ocon, der Leittragende des Unfalls im Freien Training lehnte darauf angesprochen eine Maximalzeit ab.

Steiner und Grosjean: Reifen sind das Problem

Laut Haas-Teamchef Günther Steiner ist die Konstruktion der Reifen der Verursacher dieser Probleme: "Die Reifentemperatur muss in ein so schmales Fenster gebracht werden" beschwert sich Steiner. Vor allem auf kürzeren Strecken, sei es dann auch noch ein Problem wenn alle Fahrer gleichzeitig am Ende der Session die Boxengasse verlassen: "Die Strecke verbessert sich so stark, dass man bereit ist dieses Risiko einzugehen", erklärt Steiner den zweiten Grund für die extrem langsamen Out-Laps. Und so fächern sich die Piloten auf der Strecke auf und versuchen irgendwie genügend Abstand zum Vordermann zu lassen.

"Es ist natürlich eine Sicherheitsfrage", sagt Romain Grosjean, der als Präsident der Fahrervereinigung (GPDA) tätig ist, "aber wir müssen auf einer Runde 30 Grad Reifentemperatur verlieren und das geht nur wenn man so langsam fährt." Dennoch fühle er sich immer unwohl, wenn er in langsame Fahrer von schnellen Fahrzeugen überholt wird. "Es fühlt sich nicht richtig an", gestand der Franzose. Bereits beim Driver-Briefing in Silverstone seien diese langsamen Out-Laps ein Punkt bei der Fahrerbesprechung gewesen. Doch eine Lösung wurde dort nicht erreicht und ist nach wie vor nicht in Sicht.