Sergio Perez hat den ersten Tag zurück im Formel-1-Cockpit nach seiner überstandenen Infektion mit dem Coronavirus geschafft. Selbst unter erdrückender Hitze im katalonischen Hochsommer von Barcelona litt ‚Checo’ in den ersten beiden Freien Trainings zum Spanien GP nicht mehr als ohnehin alle F1-Piloten im Grid.

„Es war ein anstrengender Tag da draußen mit diesen hohen Temperaturen“, bilanziert Perez, nicht mehr geschlaucht als seine Rivalen. Etwa Teamkollege Lance Stroll. Der Kanadier gab nach 180 Minuten Formel 1 bei 30 Grad Celsius und mehr zu Protokoll: „Jetzt freue ich mich auf eine kalte Dusche!“

Sergio Perez schlägt Lance Stroll aus dem Stand

Aber zurück zu Rückkehrer Perez - der sich bei seinem Comeback selbst überraschte. „Es war großartig, heute zurück im Auto zu sein. Ich habe die Formel 1 so sehr vermisst! Ich bin echt happy, wieder hinter das Lenkrad zu klettern und mit meinem Team zu arbeiten“, freut sich Perez. „Ich dachte, dass es etwas Zeit brauchen würde, um nach zwei verpassten Rennwochenenden wieder auf Speed zu kommen. Aber ich bin froh, dass ich in der Lage war, sehr schnell wieder in den Rhythmus zu finden.“

Im Ergebnis spiegelte sich das sofort: Perez verwies Stroll aus dem Stand in die Schranken. Im ersten Training lag der Mexikaner mit Platz sieben drei Ränge und zwei Zehntel vor dem Kanadier, in der zweiten Session mit Platz acht erneut drei Position, dafür nur gut sechs Hundertstelsekunden.

Racing Point im Barcelona-Training außer Form

Die Resultate deuten allerdings mehr als nur an: Racing Point insgesamt scheint auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya noch weit weniger bestechend in Form als zuvor. „Ich denke, dass wir nicht so gut aussehen wie in Silverstone“, weiß auch Perez. „Aber schauen wir erst einmal, was morgen geschieht.“

Formel 1: Neues Ferrari-Chassis, neuer Vettel?: (13:56 Min.)

Stroll ist das mäßige Ergebnis auf Habenseite ebenfalls nicht entgangen. „Es war nicht der einfachste Freitag“, sagt der Kanadier. Doch Stroll bleibt Optimist: „Wir wissen, in welchen Bereichen wir uns über Nacht und für Sonntag verbessern können. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir einen guten Schritt nach vorne schaffen können.“

Motivator Checo: Big Points mit beiden Autos!

So sieht es auch Perez. „Big Points mit beiden Autos“, lautet Checos erklärtes Ziel für das Formel-1-Rennen in Barcelona am Sonntag. Das soll auch das Team motivieren. Dieser Boost, den Perez Racing Point verleiht, soll mitunter dafür verantwortlich sein, warum das Team den Mexikaner unbedingt schnell zurück im RP20 sehen wollte - so blendend Nico Hülkenberg seinen ehemaligen Teamkollegen auch vertreten hatte.

Das überträgt sich selbst auf Stroll. „Es war klasse, Checo zurück im Auto zu sehen. Ich bin zuversichtlich, dass wir am Sonntag um Punkte kämpfen werden“, hofft der Sohn des Milliarden-schweren Teambesitzers deshalb. So gut sei die Pace dann eben doch, bestätigt Perez. „Eine vielversprechenden Pace haben wir schon gezeigt“, so der Mexikaner.

Stroll: Können RP20 in Form bringen

Vor allem auf das Zeittraining, den Thrill, auf eine schnelle Runde alles perfekt zu machen, freut sich Perez nun. „Das ist etwas, dass ich besonders vermisst habe, das Qualifying habe ich immer richtig genossen! Und wir können ein gutes Ergebnis im Qualifying und Punkte am Sonntag anpeilen“, sagt Perez.

Im Rennen geht es dann allerdings genau um das Gegenteil von Thrill und Action. Im Glutofen von Spanien wird Devise lauten: Reifenschonen, Reifenschonen, Reifenschonen. „Wir haben heute schon gesehen, dass ein starkes Rennergebnis gutes Reifenmanagement erfordern wird, da die Streckentemperatur dieses Wochenende so hoch ist“, sagt Stroll. „Da wir diese Bedingungen jetzt erlebt haben, können wir aber sicherstellen, dass wir das Auto für morgen und Sonntag bestmöglich abstimmen können.“

Barcelona: Ferrari, Renault, AlphaTauri machen Dampf

Zumindest im Longrun überzeugte Racing Point bereits im Training. Auf dem Soft drehte Stroll den stärksten Longrun aller nicht Top-Teams. Nur die Mercedes, Sebastian Vettel und Max Verstappen waren besser. Auf dem Medium liegen keine Stints vor, auf dem Hard befand sich Racing Point auf Augenhöhe mit Renault und AlphaTauri.

Bei diesen Teams handelt es sich - neben Ferrari und bis dato mit Abstrichen McLaren - um die größten Rivalen im Kampf um Punkte hinter Red Bull und Mercedes. Vor allem Renault befindet sich gegenwärtig klar im Aufschwung. Ricciardo etwa katapultierte den R.S.20 im zweiten Training tatsächlich wieder in die Top-4.

„Es war ziemlich ähnlich wie in Silverstone. Da hatten wir auch ein ruhigeres FP1 und dann ein schmackhaftes FP2 - wie heute. Max [Verstappen] hat mich gerade so bekommen [für P3], da wollte ich wieder hin, aber er hat mir den Weg abgeschnitten. Trotzdem war es ein guter Tag“, witzelt der Australier. Zumindest im Rennen sieht sich allerdings auch AlphaTauri gerüstet für den Kampf gegen die pinken Panther. „Racing Point ist vor uns, ich denke nicht, dass wir die bekommen“, sagt Franz Tost. Nachsatz: „Im Qualifying. Das Rennen ist eine andere Sache.“