Romain Grosjean, P5. Mit diesem Ergebnis hatte in Barcelona eigentlich niemand gerechnet. Und doch tauchte der Haas des Franzosen am Freitag in beiden Trainings plötzlich weit vorne in den Top-10 auf. Nur 1,250 Sekunden Rückstand auf die Bestmarke von Lewis Hamilton, nachdem in Silverstone in der gleichen Session noch 1,688 Sekunden fehlten.

Wichtiger noch - auf den ersten Mittelfeld-Konkurrenten, den Renault von Daniel Ricciardo, fehlten nur 0,265 Sekunden. "Ist es wahr? Zwick mich!", fordert Grosjean bei den TV-Interviews nach dem Training. Was war passiert? "Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Niemand weiß es so recht. Es ist das gleiche Auto wie zu Jahresbeginn."

Grosjean baut auf Barcelona-Charakteristik

"Ich glaube, wir haben einfach seit Silverstone gute Setup-Arbeit verrichtet", mutmaßt Grosjean. "Dort lief es schon richtig gut, aber Silverstone erfordert Leistung." Leistung, die der 2020 schwächelnde Ferrari-Motor im Heck des Haas einfach nicht aufbieten kann.

Haas-Teamchef Günther Steiner ergänzt: "Diese Art von Strecke, mit weniger Highspeed-Sektoren, hilft uns sehr. Wir waren auch immer relativ gut hier in Barcelona, keine Ahnung warum. Nach dem Wintertest war ich vorsichtig optimistisch, und das zeigt, dass ich nicht falsch lag."

Auch die Longrun-Pace von Grosjean sah passabel aus, im Vergleich mit den Renaults, Ferraris, McLarens und Racing Points um ihn herum. "Also stimmt es zuversichtlich, aber ich will nicht übermäßig enthusiastisch werden, weil wir uns noch am Samstag qualifizieren müssen und am Sonntag das Rennen fahren müssen", meint Steiner.

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Magnussen unterstreicht Grosjean-Sentiment trotz P16

Wenn es nun für Grosjean so gut lief, warum findet sich Kevin Magnussen dann aber nur auf dem 16. Platz im zweiten Training wieder? "Ich habe keinen guten Run mit wenig Benzin zusammengebracht, also sieht meine beste Rundenzeit nicht gut aus", erklärt der Däne. "Aber Romain hat gezeigt, was im Auto steckt."

Haas konnte Racing Point diesmal auf eine Runde schlagen, Foto: LAT Images
Haas konnte Racing Point diesmal auf eine Runde schlagen, Foto: LAT Images

Magnussens Laune scheint gut: "Mit viel Benzin war alles sehr positiv. Das Auto scheint hier sehr gut zu funktionieren. Es war sehr heiß, die Reifen werden sehr heiß, aber es scheint zu funktionieren."

Steiner: Barcelona-Trainings Moral-Boost für Haas

Grosjean sieht noch ein bisschen Setup-Potential, "um das Auto besser auf mich abzustimmen. Ich hoffe aber, dass sich nichts ändert. Ich hoffe, dass das alles so bleibt, damit wir morgen eine richtig gute Qualifying-Session haben - das würde auf jeden Fall ein gutes Wochenende vorbereiten."

Steiner unterstreicht: "Es gibt noch einige Dinge, die wir hinbekommen müssen - und die wir verhauen können, also will ich nicht negativ sein. Insgesamt denke ich, dass das ein großer Boost für das Team ist. Es ist toll, dass wir so gut dabei waren, das hebt bei allen die Stimmung."

"Jetzt müssen wir hart arbeiten, um an den nächsten beiden Tagen keine Fehler zu machen", mahnt Steiner. "Hoffentlich bringen wir ein gutes Ergebnis nach Hause." Das braucht Haas auch noch dringender als einen guten Freitag, denn sie sitzen aktuell noch immer nur auf einem WM-Punkt, und auf dem neunten Rang in der Team-Wertung.