Die FIA will mittels einer technischen Direktiven schon ab dem Belgien GP in Spa die unterschiedlichen Motor-Modi verbieten. Wie der Automobilweltverband in einem Brief an die Formel-1-Teamchefs ankündigte, wird eine Technische Direktive in den nächsten Tagen vorschreiben, dass im Qualifying und im Rennen nur noch ein einziger Motormodus erlaubt ist.

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"Sie versuchen immer uns einzubremsen", beklagte Lewis Hamilton am Donnerstag. Mercedes profitiert im Qualifying am stärksten von der Leistungssteigerung, die Power Unit aus Brixworth hat offenbar die größten Reserven. Hamilton gibt sich aber kämpferisch: "Ich denke nicht, dass sie damit das Ergebnis bekommen, das sie haben wollen."

Aber trifft Mercedes die Neuregelung tatsächlich am härtesten? Tatsächlich handelt es sich nicht um ein Verbot des Party-Modes, wie die spezielle Qualifying-Motoreinistellung bei Mercedes auch gerne genannt wird.

Profitiert Mercedes am Ende sogar von der Regelklarstellung?, Foto: Mercedes-AMG F1
Profitiert Mercedes am Ende sogar von der Regelklarstellung?, Foto: Mercedes-AMG F1

Mercedes könnte theoretisch auch weiterhin mit der aggressiven Einstellung fahren - müsste sie dann aber auch im Rennen einsetzen. Das allerdings würde enorm auf die Zuverlässigkeit der Aggregate gehen. Deshalb müssen alle Motorenhersteller einen Kompromiss finden.

Performance vs. Zuverlässigkeit: Kompromiss bei Formel-1-Motoren

Der Kompromiss wird sich an der Zuverlässigkeit orientieren. Je mehr Reserven ein Motor bei der Zuverlässigkeit hat, desto länger kann er in einem aggressiveren Modus betrieben werden. Auch Renault, Ferrari und Honda müssen diesen Kompromiss machen, auch wenn dort der Unterschied zum Qualifikationsmodus geringer sein dürfte.

Die Frage ist, wie aggressiv der Kompromiss bei den einzelnen Herstellern aussieht. "Wir sehen es als Herausforderung", sagt Mercedes Motorsportchef Toto Wolff zu Motorsport-Magazin.com und fügt an: "Wir haben einen guten Qualifikationsmodus, wir können in der letzten Session ein bisschen mehr Leistung herausholen."

Trifft die Neuregelung Mercedes also doch am härtesten? "Wenn das nicht mehr möglich ist, weil alles über das Rennen angeglichen werden muss, dann ist das kein Defizit für uns", so Wolff weiter. "Im Gegenteil: Wir glauben, dass wir das in mehr Performance im Rennen übertragen können. Das ist eine großartige Herausforderung für uns, der wir uns stellen, wenn die Regeln eingeführt werden."

Heißt konkret: Während Mercedes im Qualifying definitiv Leistung verlieren wird, könnte das zu einer Steigerung der Leistung im Rennen führen. Im Renntrimm dreht Mercedes die Leistung gerne runter, wenn sie nicht mehr benötigt wird, um die Motoren zu schonen.

Nun stellen sich zwei Fragen: Auch wenn der Qualifying-Modus der Konkurrenz nicht so aggressiv ist, müssen sie ihre Motoren dennoch konservativer betreiben, weil sie im Rennen nicht so große Reserven haben wie Mercedes? Bleibt Mercedes' Vorsprung im Qualifying deshalb bestehen?

Benzinverbrauch wieder mehr im Mittelpunkt

Im schlimmsten Fall bleibt der Vorsprung im Qualifying und Mercedes zieht beim Motor auch im Renntrimm davon. Das hängt schließlich auch mit dem Benzinverbrauch zusammen. Wenn der Verbrennungsmotor ständig im gleichen Modus betrieben werden muss, spielt der Benzinverbrauch wieder eine größere Rolle.

110 Kilogramm Rennsprit dürfen über die gesamte Renndistanz maximal verbrannt werden. Wird der Motor die Renndistanz über in einem aggressiven Modus betrieben, spiegelt sich das auch im Benzinverbrauch wider. Welcher Motorhersteller hat hier die Nase vorne?

Auf den ersten Blick wirkt es, als würde die Technische Direktive hauptsächlich Mercedes schaden. Tatsächlich aber sind die Auswirkungen so vielfältig, dass abzuwarten bleibt, wer tatsächlich gewinnt und verliert. Schlussendlich stellt die Änderung auch die Zuverlässigkeit der Aggregate auf die Probe. Die Folge könnten mehr Motorschäden sein.

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