Dieser Protest wird die Formel 1 noch lange beschäftigen: Auch zwei Tage nach Verkündung des Urteils im Kopie-Prozess zwischen Racing Point und Renault kochen die Emotionen bei den Beteiligten hoch.

McLarens Zak Brown tat Racing Points Verteidigung sogar in der offiziellen FIA-Pressekonferenz als 'Bullshit' ab, insgesamt kündigten fünf Rennställe an, gegen das Urteil Berufung einlegen zu wollen. McLaren, Williams, Ferrari und Renault fordern ein härteres Urteil, Racing Point hingegen einen kompletten Freispruch.

Am Sonntag meldete sich Racing Points Big-Boss Lawrence Stroll vor dem 70. Jubiläums GP der Formel 1 in Silverstone zu Wort. Der kanadische Milliardär hatte den Rennstall vor zwei Jahren mit einem Konsortium übernommen und lenkt seither die Geschicke im Hintergrund.

Lawrence Stroll spricht Klartext

In einem Statement, dass der Rennstall an Medienvertreter ausschickte und Stroll für den britischen TV-Sender Sky persönlich aufzeichnete, sagt der Geschäftsmann: "Ich spreche nicht oft in der Öffentlichkeit, aber ich bin extrem sauer über die Kommentare, wir wären hinterlistig oder wir hätten beschissen - vor allem über die Kommentare, die von unseren Gegnern kommen."

"Ich habe nie in meinem Leben bei irgendetwas betrogen", fährt Stroll fort. "Diese Anschuldigungen sind komplett inakzeptabel und nicht wahr. Meine Seriosität und die meines Teams stehen völlig außer Frage."

Aber nicht nur die Kommentare der Konkurrenz bringen Stroll auf die Palme: "Jeder bei Racing Point war geschockt und enttäuscht von dem Urteil der FIA und wir beteuern unsere Unschuld aufs stärkste."

"Dieses Team ist - unter verschiedenen Namen - über 30 Jahre in der Formel 1 an den Start gegangen und hat heute 500 Mitarbeiter. Wir waren immer ein Konstrukteur und werden auch immer einer sein. In diesen 30 Jahren war das Team in Underdog, der mit fantastischen Leuten unverhältnismäßig gut war. Zwischen 2016 und 2018 war das Team Vierter, ist regelmäßig aufs Podium gefahren und hatte dabei das kleinste Budget", so Stroll weiter.

Racing Point sollte niemanden überraschen

"Nach der Insolvenz sollte diese konkurrenzfähige Form heute mit Stabilität und frischem Investment niemanden überraschen", fährt Stroll fort. "Endlich kann das Team das Potential ausschöpfen. Es sollte deshalb für seine starke Leistung gefeiert werden", fordert er.

Anschließend zitiert Stroll aus dem Urteil der Stewards und kommt zu dem Schluss: "Eine Orientierungshilfe oder eine Klarstellung der FIA in Bezug auf den Umgang mit der Statusänderung von 'Listed Parts' hat gefehlt. Die Regeln, so wie sie geschrieben sind, sagen, dass nach 2019 keine weiteren Informationen über das Bremsbelüftungsdesign weitergegeben oder gekauft werden dürfen. An diesem Punkt ist das, was du weißt und was du gelernt hast, deine eigene Information. Von da an bist du auf dich allein gestellt. Genau das haben wir getan."

"Ich bin entsetzt von der Art und Weise, wie Renault, McLaren, Ferrari und Williams die Chance nutzen, um Berufung einzulegen. Damit versuchen sie, von unserer Performance abzulenken. Sie ziehen unseren Namen in den Dreck und das werde ich nicht akzeptieren", poltert Stroll. "Ich werde alle nötigen Maßnahmen treffen, um unsere Unschuld zu beweisen."

"Mein Team hat unermüdlich daran gearbeitet, jenes konkurrenzfähiges Auto zu bauen, das wir nun am Start haben", beginnt der 61-Jährige sein Abschlussplädoyer. "Ich bin ehrlich verärgert über den armseligen Sportsgeist unserer Konkurrenz. Ich verstehe auch, dass die Situation, in der sich die FIA wiederfindet, aus mehreren Gründen schwierig und kompliziert ist, aber ich respektiere und erkenne auch ihre Bemühungen an, eine Lösung zu finden, die im besten Interesse des Sports ist."