Romain Grosjean kassierte beim ersten der beiden diesjährigen Formel-1-Rennen in Silverstone von seinen Fahrerkollegen harte Kritik und von den Stewards eine Verwarnung und eine Untersuchung. Vor dem zweiten Auftritt der Königsklasse auf der britischen Traditionsrennstrecke verteidigt der Franzose seine harte Gangart abermals. Wer für Haas fährt, muss sich etwas einfallen lassen.

"Topspeed ist definitiv nicht unsere Stärke. Wenn auf der Geraden ein Auto hinter uns ist, wissen wir, dass das nicht die schönste Situation für uns ist. Wir müssen uns verteidigen und dabei etwas kreativ sein", rechtfertigt Grosjean seine Manöver gegen Carlos Sainz und Daniel Ricciardo beim Großbritannien GP. "Wir fahren nicht jeden Tag in den Top-5 und ich habe für mich und mein Team mein Bestes gegeben. Ich habe so hart verteidigt, wie ich konnte, denn das ist mein Job."

Dank einer alternativen Strategie war er wie schon beim Ungarn GP in die Top-10 vorgerutscht und machte sich danach Hoffnungen, wie Teamkollege Kevin Magnussen auf dem Hungaroring ein zählbares Resultat für sein Team sicherzustellen. "Es war ein Schlüsselmoment in dem Rennen. Hätte ich zu den Autos hinter mir einen Abstand herausfahren können, hätten wir mit einem späten Boxenstopp vielleicht die Chance gehabt, durchs Feld zu kommen und Punkte zu holen", sagt er.

Grosjean bereut harte Moves nicht

In Budapest lagen Magnussen und er nach einem cleveren aber gemäß des Reglements illegalen Boxenstopp in der Einführungsrunde unmittelbar hinter der Spitze. Während der Däne sich wacker hielt und auf Platz neun über die Ziellinie fuhr, wurde Grosjean durchgereicht. In Silverstone wollte er es um jeden Preis besser machen: "Ich habe meine Karten so gut ich konnte gespielt und bereue nichts."

Worte, die Sainz womöglich nicht gerne hört. Für sein spätes Verteidigen gegen den Spanier auf der Hangar Straight erhielt Grosjean von den Stewards eine Verwarnung. Sein Rivale kündigte nach dem Rennen an: "Wir fahren da 300 km/h, da müssen wir uns ein bisschen respektieren, da siehst du sonst große Unfälle. Ich glaube, er wird es bereuen, wenn er es sich ansieht. Das war eindeutig gefährlich und inakzeptabel."

Grosjean machte sich laut ihm des Richtungswechsels beim Anbremsen schuldig, welches ein hohes Risiko mit sich bringt und deshalb auch regelmäßig bestraft wird. "Ich habe versucht die Grenzen nicht zu überschreiten. Und die beiden Male, als ich mich bewegt habe, befanden wir uns nicht beim Anbremsen", widerspricht Grosjean.

Grosjean sieht Kritik an Ricciardo-Block ein

Er schaute sich sowohl die Szene mit Sainz als auch die später von den Offiziellen untersuchte Situation mit Ricciardo an, bei dem er ebenfalls im letzten Moment auf eine Attacke reagierte und den Raum eng machte. "Ich habe so hart verteidigt, wie ich konnte, denn das ist mein Job. Carlos beschwerte sich im Funk aber da war noch richtig viel Platz", so seine Beurteilung.

Was den Block gegen Ricciardo angeht, hat er hingegen ein Einsehen. "Ich sehe ein, dass ich beim Manöver von Daniel zu spät dran war", gibt er zu und hat auch eine Erklärung für seine Aktion parat: "Das soll jetzt keine Ausrede sein, aber die Spiegel hier sind nicht die Besten und da wurde ich etwas überrascht."

Verwarnung als willkommene Abwechslung

Doch ob in der Anbremsphase oder nicht, Grosjean beteuert stets Wert auf Fairplay zu setzen. "Ich lasse immer eine Fahrzeugbreite Platz, auch wenn er das natürlich nicht wissen kann, wenn ich mich bewege", sagt er.

Dass die FIA von der seit diesem Jahr wieder verstärkt genutzten Verwarnung Gebrauch machte, begrüßt er. "Ich finde den Einsatz der schwarzweißen Flagge gut. Das ist eine gute Regel, die uns Anhaltspunkte gibt, was richtig und was falsch ist", so der 34-Jährige.