Lewis Hamilton gewinnt den Großen Preis von Großbritannien auf dramatische Art und Weise: Der Mercedes-Pilot führte das gesamte Rennen ungefährdet vor Teamkollege Valtteri Bottas, ehe ein Reifenschaden kurz vor Rennende erst den Finnen weit zurückwarf und in der Schlussrunde dasselbe Phänomen auch noch Hamilton fast den Sieg kostete.

Max Verstappen konnte vom Reifendrama rund um Mercedes nicht profitieren, weil Red Bull den Niederländer nach Bottas' Reifenschaden an die Box holte, um die schnellste Rennrunde zu holen. Dadurch lag Verstappen zu weit zurück, um von Hamiltons Reifenschaden profitieren zu können. Am Ende fehlten Verstappen sechs Sekunden für den Sieg.

Charles Leclerc komplettierte das Podium vor Daniel Ricciardo und Lando Norris. Valtteri Bottas fiel durch den Reifenschaden weit zurück und wurde nur Elfter. Sebastian Vettel konnte kaum vom dramatischen Finale profitieren und wurde Zehnter. Nico Hülkenberg konnte das Rennen erst gar nicht aufnehmen.

So verlief der Großbritannien GP 2020

Drama vor dem Start: Nico Hülkenberg sollte als Ersatz für den positiv auf das Coronavirus getesteten Sergio Perez sein Sensationscomeback geben. In einer Nacht- und Nebel-Aktion hatte Racing Point am Donnerstag vor dem Rennwochenende alles dafür getan, dass Hülkenberg fahren konnte.

Nachdem die Trainings und das Qualifying reibungslos liefen, schaffte es Hülkenberg am Rennsonntag nicht einmal in die Startaufstellung. Ein Problem an seiner Power Unit zwang Racing Point zur Aufgabe noch vor dem Rennen.

Charles Leclerc schob sich kurz vor Max Verstappen, Foto: LAT Images
Charles Leclerc schob sich kurz vor Max Verstappen, Foto: LAT Images

Der Start: Bottas kommt etwas besser von der Linie weg als Hamilton, doch der Brite kann sich in Kurve eins durchsetzen verwandelt die Pole Position in die Rennführung. Verstappen verliert Platz drei eigentlich in Kurve zwei an Leclerc, kämpft sich aber zwei Kurven später wieder zurück.

Gewinner der Startphase sind Sainz und Ricciardo, die beide an Norris und Stroll vorbeigehen und sich auf Plätze fünf und sechs schieben. Norris und Stroll folgen dahinter vor Ocon und Vettel, der im Startgetümmel keine Plätze gutmachen kann.

Crash in Runde eins: In der letzten Kurve der verhältnismäßig ruhigen Startrunde kommt es zum Unfall zwischen Alexander Albon und Kevin Magnussen. Der Red-Bull-Pilot trifft Magnussen mit seinem linken Vorderreifen am rechten Hinterrad und befördert den Haas damit unsanft ins Kiesbett. Die Stewards sehen die Schuld klar bei Albon und belegen ihn später im Rennen mit einer Fünf-Sekunden Strafe.

Magnussen schlägt im Reifenstapel ein, durch die Wucht des Aufpralls wird seine linke Vorderradaufhängung abgerissen. Die Rennleitung bestellt sofort das Safety Car. Trotz des relativ heftigen Kontakts scheint Albons Vorderachse keinen Schaden genommen zu haben, doch beim Restart klagt der Thailänder über eine Beschädigung. Red Bull belässt es aber bei einem Boxenstopp und schickt Albon wieder auf die Strecke.

Für Kevin Magnussen war der Großbritannien GP schnell vorbei, Foto: LAT Images
Für Kevin Magnussen war der Großbritannien GP schnell vorbei, Foto: LAT Images

Der Restart: Nach sechs Runden wird der Großbritannien GP wieder freigegeben. Der Restart verläuft unspektakulär, große Kämpfe bleiben aus. Die Piloten beziehen ihre Positionen, vorne setzen sich die beiden Mercedes deutlich von Verstappen ab, der fährt wiederum eine Sekunde schneller als Leclerc hinter ihm.

Kvvat-Crash bringt nächstes Safety-Car: In Runde 12 sorgte Daniil Kvyat für einen großen Schreckmoment. Bei der Einfahrt in Maggotts bricht dem Russen urplötzlich das Heck aus, Kvyat fliegt ab und schlägt heftig in die Streckenbegrenzung ein. Kvyat entschuldigt sich beim Team, doch nach einem Fahrfehler sah der Abflug nicht aus. Teamkollege Pierre Gasly erukundigt sich am Funk, das Team lässt ihn wissen: "Er hat das Auto in Kurve zehn verloren, wir untersuchen das noch."

Daniil Kvyat crashte heftig, Foto: LAT Images
Daniil Kvyat crashte heftig, Foto: LAT Images

Erneut schickt die Rennleitung sofort das Safety Car auf die Strecke, um den havarierten AlphaTauri zu bergen. Bis auf Romain Grosjean nutzen alle Piloten die Gelegenheit, einen Boxenstopp einzulegen, das gesamte Feld entscheidet sich unisono für die harten Pneus. Vorne bleibt die Reihenfolge unverändert, Sebastian Vettel kommt durch den Stopp an Esteban Ocon vorbei.

Für Vettel ist das Safety Car ohnehin ein Segen: Der Ferrari-Pilot war nach dem Qualifying todunglücklich, weil er von Platz zehn auf den weichen Reifen starten musste. Durch die Rennneutralisierung kann er den ungeliebten weichen Reifen früh ablegen und kämpft nun mit identischen Waffen.

Restart Nummer zwei: Die Bergung des stark beschädigten AlphaTauri braucht eine Weile, erst am Ende von Runde 18 wird das Rennen wieder freigegeben. Wieder verläuft der Restart ruhig, vorne ziehen die Mercedes schnell davon, dahinter fährt Verstappen ein einsames Rennen vor Leclerc.

Zumindest dahinter gibt es etwas Action, weil sich Romain Grosjean durch die Boxenstopps plötzlich im vorderen Mittelfeld wiederfindet. Der Haas-Pilot verteidigt Platz fünf so vehement gegen Sainz, dass sich der Spanier über funk beschwert. Die Rennleitung sieht es wie Sainz: Grosjean bekommt die Schwarz/Weiße Flagge gezeigt und ist verwarnt.

Lange kann sich Grosjean ohnehin nicht mehr erwehren: Erst zieht Sainz vorbei, dann auch Teamkollege Norris, der beim Restart an Ricciardo im Renault vorbeigegangen war. Der Australier wiederum beißt sich an Grosjean bis kurz vor dessen Stopp in Runde 37 die Zähne aus.

Weiter hinten verliert Vettel die beim Boxenstopp gewonnene Position wieder an Ocon und findet sich nach dem Reifenwechsel von Grosjean auf Rang zehn wieder - seiner Startposition. Weil der Ferrari mit der Startnummer fünf einfach nicht auf Pace kommen will, geht sogar Gasly im AlphTauri in Runde 39 an Vettel vorbei.

Währenddessen verläuft das Rennen an der Spitze extrem unspektakulär: Hamilton fährt rund zwei Sekunden vor Teamkollege Bottas. Die Mercedes-Piloten verwalten einen Abstand von zehn Sekunden gemütlich auf Verstappen, der womöglich das einsamste Rennen seiner Karriere fährt: Leclerc kann sich zwar im Ferrari überraschend auf Rang vier behaupten, allerdings verliert der Monegasse selbst auf Verstappen zwischen einer halben und ganzen Sekunde pro Runde.

Reifenschäden bei Mercedes und McLaren: Drei Runden vor Rennende nimmt das große Drama seinen Lauf. Ohne Vorwarnung geht der linke Vorderreifen am Boliden von Valtteri Bottas ein. Der Mercedes-Pilot muss langsam an die Box schleichen und wird bis auf Rang zwölf durchgereicht.

Red Bull reagiert umgehend mit einem Boxenstopp für Max Verstappen, der auf frischen Reifen die schnellste Rennrunde einfahren soll. Als sich in der Schlussrunde auch der vordere linke Reifen von Lewis Hamilton verabschiedet, ist Verstappen zu weit weg, um davon profitieren zu können.

Fast eine halbe Minute verliert Hamilton, weil er die letzte Rennrunde mit Plattfuß zu Ende fahren muss. Trotz der schnellsten Rennrunde im letzten Umlauf fehlen Verstappen aber nach seinem Zusatz-Stopp sechs Sekunden auf den Sieg.

Formel 1: Was löste das Reifen-Drama in Silverstone aus?: (22:56 Min.)

Neben den Mercedes-Piloten erwischt das Reifen-Pech auch Carlos Sainz: Der McLaren-Pilot fällt zwei Runden vor Schluss ebenfalls mit einem defekten linken Vorderreifen weit zurück. Der Spanier verliert Platz fünf und wird am Ende nur Dreizehnter.