Der schwere Handbike-Unfall von Ex-Formel-1-Pilot Alessandro Zanardi liegt mittlerweile über einen Monat zurück. Anfang der Woche wurde der italienische Nationalheld in eine Reha-Klinik verlegt, nachdem die Ärzte ihn aus dem künstlichen Koma geholt hatten. Nun äußerte sich sein Sohn Niccolo Zanardi gegenüber der italienische Tageszeitung Corriere della Sera persönlich über den Zustand seines Vaters. Die Familie bleibt trotz langsamer Schritte optimistisch.

"Wir sprechen mit ihm. Jetzt, da er nicht mehr im Koma liegt, können wir das", so der 21-Jährige, der zusammen mit Mutter Daniela seit dem Unfall nicht von der Seite des zweifachen ChampCar-Meisters sowie viermaligen Paralympics-Siegers wich. Zanardi wurde nach seiner Kollision mit einem LKW beim Radrennen 'Obiettivo Tricolore' zunächst im Universitätsklinikum von Siena behandelt.

Dort lag der 53-Jährige einen Monat im Koma. In dieser Phase war es Mutter und Sohn nicht gestattet, aktiv mit ihm zu sprechen. "Es war untersagt. Die Ärzte haben erklärt, dass diese äußere Stimulation die Sedierung beeinträchtigt", erklärt Niccolo Zanardi. "Wir waren aber immer bei ihm. Ich habe keine einzige meiner Schicht an seiner Seite ausfallen lassen. Ich habe mich mit Mama abgewechselt, es waren jeden Tag 300 Kilometer Fahrt."

Familie durfte im Koma-Zustand nicht mit Alex Zanardi reden

Zwar darf die Familie seit der Verlegung in das Rehabilitationszentrum mit Zanardi sprechen, doch die Motorsport-Legende hat das Bewusstsein bisher noch nicht wiedererlangt. "Interaktion ist eine andere Sache", so Zanardi junior, der die Gesichtsverletzungen seines Vaters deshalb für den Moment als zu vernachlässigen ansieht.

"Das Problem mit seinem Auge ist nicht das größte. Wirklich wichtig ist, zu wissen ob wir wieder mit ihm sprechen werden können", sagt er. Doch die Geschichte und der bisherige Genesungsverlauf machen ihm Mut: "Wir sind froh, dass es viel schneller als erwartet ging. Aber das sollte uns auch nicht überraschen, schließlich ist das Papa. Die Kraft dieses Mannes ist unglaublich, er verfügt über eine außergewöhnliche Stärke."

Angesichts der schwere der Gehirnverletzungen wird aber auch einer Kämpfernatur wie Alex Zanardi von den Spezialisten eine lange Rehabilitation vorhergesagt. "Für den Moment sehen wir ermutigende Zeichen. Vor uns liegt ein langer weg, aber zumindest es geht endlich bergauf", sagt der Sohn. "Die Ärzte haben uns den gesamten Prozess im Detail erklärt, den wir befolgen müssen. Sie geben uns viele Informationen."

Alex Zanardi feierte in den USA die größten Erfolge seiner Motorsport-Karriere, Foto: Sutton
Alex Zanardi feierte in den USA die größten Erfolge seiner Motorsport-Karriere, Foto: Sutton

Zanardi-Familie für Unterstützung und Anteilnahme dankbar

Alex Zanardi kämpfte sich 2001 schon einmal zurück ins Leben. Bei einem schweren Unfall im ChampCar-Rennen auf dem Lausitzring verlor er beide Beine. Auf dem Weg ins Krankenhaus von Berlin-Marzahn musste er sieben Mal wiederbelebt werden. Seine Ehefrau stand ihm bei diesem Schicksalsschlag wie dieser Tage stets bei.

"Sie ist sehr erschöpft", sagt Niccolo Zanardi über seine Mutter. "Aber ich bin jetzt bei ihr. Damals, bei seinem ersten Unfall, konnte ich in Berlin nichts tun, um ihr zu helfen. Ich war erst drei Jahre alt und habe keine Erinnerungen daran." Zanardis schwerer Unfall machte ihn über den Motorsport hinaus weltbekannt.

Dementsprechend groß ist die Anteilnahme nach dem Unfall mit dem Handrad. "Wir haben es gesehen und gehört. Jeder Instagram-Post von mir geht um die Welt. Es gibt viel Zuneigung für ihn und auch für uns", so der Sohn. "Mir wurde bewusst, welch großes Glück wir damit haben. Ich will mir nicht vorstellen, wie es denjenigen geht, die in einer ähnlich schweren Situation stecken und das alleine bewältigen müssen."

Niccolo Zanardi bleibt optimistisch: Er wird es auch diesmal schaffen

Doch so sehr er den Fans gerne Hoffnung machen würde, die erlösende Nachricht ist noch weit weg: "Ich würde euch gerne mehr über seinen Zustand erzählen und all die Fragen beantworten, die wir von Menschen erhalten, die ihn lieben und uns schreiben, um etwas über ihn zu erfahren. Aber wir wissen wirklich nicht, wie es ausgehen wird."

Doch wenn es etwas gibt, dass ihm Hoffnung auf ein gutes Ende macht, ist es der unerschütterliche Optimismus seines Vaters: "Papa wird es schaffen, da bin ich mir sicher. Er wird es auch diesmal schaffen und eines Tages werden wir darüber sprechen. Er wird mit mir und auch meinen Kindern darüber reden. Ich bin zuversichtlich und meine Mutter ist es auch."