Die Formel 1 führt für die Saison 2021 eine Budgetobergrenze ein. Sie wird härter greifen als ursprünglich vorgesehen. Die Teams einigten sich Ende Mai darauf, zunächst einen Budget Cap von 145 Millionen Dollar (etwa 133 Millionen Euro) einzuführen, der in den beiden darauffolgenden Jahren um jeweils fünf Millionen US-Dollar reduziert werden soll. Ausgenommen sind Marketingkosten und die Gehälter von ranghohen Mitarbeitern. Das Ziel der Beschränkung ist, die Ressourcen der Teams anzugleichen und so den finanzschwächeren Rennställen eine Möglichkeit zum Aufholen zu geben.

Davon könnte auch AlphaTauri, das B-Team von Red Bull, profitieren. McLaren-CEO Zak Brown fürchtete kürzlich, dass beide Red-Bull-Teams auf demselben Niveau fahren könnten. Das könnte AlphaTauri zu einem weiteren Konkurrenten für sein aufstrebendes Team werden lassen.

Pierre Gasly sagt dazu: "Insgesamt ist das ein echt positiver und toller Schritt für ein Mittelfeld-Team. Im Moment liegt der Hauptunterschied beim Budget. Bei Top-Teams reden wir von 230 Millionen Dollar und bei Mittelfeld-Teams von 150 Millionen Dollar, die den Performance-Unterschied ausmachen. Hoffentlich wird es alle mehr oder weniger zusammenbringen. Das wollen auch wir als Fahrer."

Durch die Deckelung werden sich die Top-Teams einschränken und ihre Mannschaften verkleinern müssen. Auch die Entwicklungskosten müssen sie reduzieren. Die aktuellen Mittelfeldteams erreichen das Limit jedoch nicht. Faktisch werden die Teams durch den Budget Cap nicht auf dasselbe finanzielle Level gebracht. Die Schere zwischen reichen und armen Teams wird lediglich zum Teil geschlossen.

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Spekulieren, wie weit es mit den neuen Regeln für AlphaTauri nach vorne gehen könnte, will Gasly nicht. "Ob ich glaube, dass wir aufs Podium fahren können? Ich denke, es ist viel zu früh, um Erwartungen zu haben. Aber ich hoffe es. Die Anlagen und das Wissen, das die Top-Teams über die Zeit aufgebaut haben, können wir nicht in ein paar Jahren aufholen", sagt der Franzose.

Auch sein Teamkollege Daniil Kvyat glaubt, dass sich der Budget Cap erst langfristig auswirken wird. "Im Moment gibt es einen großen Performance-Unterschied zwischen den Teams. Wir müssen sehen, wie der Budget Cap die Situation ändert. Es ist eher eine langfristige Sache. Ich hoffe, dass es funktioniert und wir ein engeres Feld sehen werden und die Abstände zwischen dem ersten und letzten Team sehr klein werden. Ich hoffe auch, dass es zu besserem und interessanterem Racing führt, das fairer für alle Fahrer ist", sagt Kvyat.

Baut AlphaTauri eine Red-Bull-Kopie?

Für AlphaTauri gibt es einen weiteren Hoffnungsschimmer, mit dem das Team seine Leistung verbessern könnte: In Zukunft könnte es größere Synergieeffekte zum Red-Bull-Hauptteam geben. Entscheidend dafür ist, wie die Regelhüter den Renault-Protest gegen Racing Point bewerten. Das französische Werksteam glaubt, dass die Bremsbelüftungen von Racing Point illegal seien, weil sie vom Vorjahres-Mercedes abgekupfert sind. Sollte es allerdings legal sein, derartige Kopien anfertigen zu dürfen, würde AlphaTauri sofort damit beginnen, Red-Bull-Teile nachzubauen. Das kündigte Dr. Helmut Marko zuletzt mehrfach an.

Racing Point hat laut eigenen Aussagen lediglich Fotomaterial genutzt, um die Mercedes-Komponenten nachzubauen. Der Motorsportberater von Red Bull fordert nicht nur eine Klarstellung, was die Legalität des Vorgehens betrifft, sondern auch eine Anpassung des Reglements. Der Nachbau soll nicht nur anhand von Fotos erlaubt sein. "Das kann man sich alles sparen. Man soll gleich die Unterlagen vom Hauptteam nehmen dürfen und so Kosten sparen." Falls die Regeln soweit liberalisiert würden, könnte AlphaTauri im Vergleich zu Racing Point wertvolle Zeit sparen.

Nach den ersten drei Rennen der Formel-1-Saison 2020 liegt AlphaTauri auf der siebten Position in der Konstrukteurs-Wertung. Pierre Gasly hat sechs Zähler eingefahren, Daniil Kvyat einen Punkt.