Viel fehlt Lewis Hamilton nach seinem Sieg beim Großen Preis von Ungarn 2020 nicht mehr, um Michael Schumacher nach den wichtigsten Statistiken und Zahlen des Sports als Größten aller Zeiten (GOAT) der Formel 1 abzulösen. Durch seinen achten Triumph bei einem Rennen auf dem Hungaroring stellte der Mercedes-Pilot eine weitere Bestmarke des Rekordweltmeisters ein. Öfter auf einer einzigen Strecke hatte zuvor ausschließlich Schumacher im französischen Magny-Cours gewonnen.

Den größten Formel-1-Rekorden Michael Schumachers droht nun ein ähnliches Schicksal. Schumachers 155 Podestplätze kann Hamilton bereits beim kommenden Doubleheader beim seinem Heimrennen in Silverstone egalisieren, die 91 Schumi-Siege sind in Monza greifbar und die sieben WM-Titel Schumachers rückten durch die in Ungarn übernommene WM-Führung ebenfalls immer näher.

Lewis Hamilton: Jagd auf Michael Schumachers Rekorde?

Als seine Mission gibt es Hamilton allerdings nicht aus, die Hausnummern Schumachers zu überbieten. „Das habe ich nicht wirklich im Kopf, das befindet sich nicht einmal in der Nähe meiner Prioritäten“, sagte der Brite nach seiner Triumphfahrt in Ungarn. Als Kind habe er sein Idol Ayrton Senna, später auch Schumachers Karriere genau verfolgt.

„Und ich hätte mir in einer Million Jahre nicht ausgemalt, dass ... ich habe wie alle Kinder große Träume gehabt, aber habe ich je gedacht, dass ich mal 90 Poles haben würde?“, fragte Hamilton rhetorisch über einen im Qualifying noch weiter ausgebauten Rekord, den er bereits seit drei Jahren allein hält. „Das wäre so abwegig gewesen... Ich habe nie geplant oder geträumt, dass dies geschieht.“

Hamilton zollt Schumacher Respekt: Dominanz & Exzellenz

Für Hamilton fühlen sich diese Zahlen seltsam an. „Ich erinnere mich noch, wie ich auf der anderen Seite des Fernsehers war und zugesehen habe, wie Michael all seine Rennen gewann. Jetzt bin ich da drin und komme der Zahl von Siegen, die er hatte, näher“, schilderte Hamilton sein Gefühl der Surrealität.

Der Respekt vor Schumachers Rekorden ist und war dem Mercedes-Piloten immer anzumerken. „Ich habe viel gewonnen, aber nicht so viel wie Michael“, sagte Hamilton am Sonntag nach dem Rennen. „Das erinnert mich an die Dominanz und Exzellenz, die er so lang gezeigt hat. Ich kann die Position, in der er war, verstehen. Ich den Druck, dem er sich ausgesetzt sah, verstehen. Das ist ziemlich bemerkenswert.“

Sebastian Vettel: Michael Schumacher der Beste

Einer, der das ganz genauso sieht, ist Sebastian Vettel. „Er hat mich inspiriert und inspiriert mich noch immer“, sagte der Ferrari-Pilot am Wochenende in Ungarn in einem Interview mit Martin Brundle für die britische Ausgabe von Sky Sports F1. „Ich denke, dass er der Beste ist, den es je gab.“ Für Vettel gilt das offenbar uneingeschränkt - egal, ob Hamilton die statistischen Messlatten Schumachers nun überspringt oder nicht.

Gleichzeitig ist Vettel bekannt für sein Interesse an der Formel-1-Geschichte - auch an den dazu gehörigen Zahlen. Auf dem Papier, so Vettel, hätte er gerne mehr vollbracht, um die Rekorde seines Vorbilds und Freunds Michael Schumacher zu bewahren. „Ich hatte gehofft, Lewis ein paar WM-Titel abnehmen zu können, damit Michaels Rekorde länger stehen“, sagte Vettel mit einem Augenzwinkern über seine „in der Hinsicht gescheiterte Mission“ WM-Titel mit Ferrari.

Vettel: Hatte gehofft, Hamilton Titel abzunehmen

Jetzt sei es dafür zu spät, 2020 ist Ferrari dafür zu schwach aufgestellt. „Wir sind etwas außer Schlagweite, um zu versuchen, ihn abzuhalten“, sagte Vettel. Dass er je die riesigen Fußabdrücke Schumachers in Maranello habe füllen wollen - eine insbesondere zum Zeitpunkt seines Wechsel zu den Roten gerne geschriebene Geschichte -, bestritt Vettel in dem Interview. „Das wollte ich nicht wirklich. Ich war realistisch genug, dass ich nie buchstäblich in Michaels Fußstapfen treten wollte“, sagte Vettel. „Ich wollte, dass es für mich selbst funktioniert, nicht für Michael. Schade, dass es nicht geklappt hat.“

Eine tragende Rolle bei seiner Entscheidung für Ferrari vor sechs Jahren spielte Schumacher allerdings. „Ferrari war immer einer meiner Träume. Ich war von meiner Kindheit und Michael im roten Auto unfassbar inspiriert“, sagte Vettel. „Es ist eine faszinierende Marke. Diese attraktive rothaarige Frau, die Interesse gezeigt hat, hat mich gelockt.“ Trotz des Scheiterns der WM-Mission, trotz der wenig angenehmen Trennung blickt Vettel nicht verbittert zurück: Wir hatten trotzdem gute Jahre und Highlights. Ich bedaure das nicht.“