Katastrophaler Ungarn GP für Ferrari-Pilot Charles Leclerc: Beim dritten Formel-1-Rennen der Saison 2020 verpasste der Monegasse trotz seines bis dato besten Startplatzes (P6 in der Startaufstellung) als Elfter die Punkteränge - während ausgerechnet Teamkollege Sebastian Vettel ein starkes Rennen lieferte, auf dem Hungaroring mit Platz sechs ein Ergebnis nahe an dem aktuellen Ferrari-Maximum erzielte.

35 Sekunden fehlten Leclerc im Ziel auf Vettel, der unmittelbar neben ihm aus der dritten Startreihe losgefahren war. Wie konnte Leclerc derart weit zurückfallen? Zunächst wegen einer im Rückblick alles anderen als idealen Strategie. Zum ersten Reifenwechsel von Intermediate auf Soft kam Leclerc noch mit gutem Timing. Nachdem zwei Runden später auch alle anderen gewechselt hatten, fuhr Leclerc auf P6 vor Valtteri Bottas und Vettel.

Regen erwartet: Ferrari verzockt Reifen-Taktik

„Wir sind etwas früher als die anderen für Soft gestoppt, vielleicht war das etwas zu optimistisch. Aber es war ein guter Call und ich konnte ein paar schnelle Runde raushauen“, lobte Leclerc. Schon wenig später erwies sich die Reifenwahl allerdings als Fehler. Mit dem Soft litt Leclerc bereits nach wenigen Runden unter Graining, ließ Ferrari wissen. „Der Soft war nicht beste Wahl. Wir waren einfach langsam“, bestätigte Leclerc.

So zog Bottas in Runde zehn vorbei, acht Umläufe später kassierte auch Alex Albon, zuvor Profiteur eines Vettel-Schnitzers in Kurve zwölf, den Monegassen. Eine Runde später schob sich auch Vettel an seinem Kollegen vorbei. Erst in Runde 20 erlöste Ferrari Leclerc mit einem Wechsel auf Hard. Da hatte der Monegasse allerdings längst nicht die genannten Positionen, sondern auch jede Menge Zeit verloren.

Ferrari zögert Leclerc-Stopp zu lang hinaus

Warum Ferrari derart lang wartete, erklärte Teamchef Mattia Binotto mit einem für aufmerksame Zuschauer schon offensichtlichen Argument. Die Scuderia erwartete den auch angesagten Regen, zögerte deshalb den Stopp so lang wie möglich hinaus, um im Regen-Fall gleich noch einmal stoppen zu müssen.

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Deshalb hatte sich Ferrari bei Leclerc auch überhaupt für Soft entschieden. „Zu dem Zeitpunkt dachten wir, es sei richtig, weil wir sehr bald danach Regen erwartet hatten“, erklärte Binotto. Ferrari ging also davon aus, gar nicht so lang durchhalten zu müssen, wollte die bessere Performance des weichen Reifen nutzen. Im Rückblick ein Fehler, so Binotto. „Es war aber auch eine schwierige Position und Situation“, verteidigte der Italiener seine Strategen.

Leclerc: An Magnussen gescheitert, von Sainz gefressen

Damit jedoch nicht genug. Auch auf dem Hard kam Leclerc danach nicht in Fahrt. Nach dem Stopp auf P15 zurückgefallen, fuhr der Monegasse nie weiter vor als auf P10. Mehr als zehn Runden biss Leclerc sich gegen Rennende die Zähne am Haas von Kevin Magnussen aus. Vorbei kam er nicht. Dafür kam Carlos Sainz vorbei - an Leclerc. In Runde 60 drückte sich der künftige Ferrari-Teamkollege Leclercs innen in Kurve eins vorbei. Damit rutschte Leclerc aus den Punkten - P11. Selbst eine nachträgliche Zeitstrafe von zehn Sekunden gegen Magnussen reichte Leclerc nicht, um P10 wieder zu erben.

Leclerc klebte rundenland hinter Magnussen fest, Foto: LAT Images
Leclerc klebte rundenland hinter Magnussen fest, Foto: LAT Images

Warum er derart zahnlos um den Hungaroring schlich, vermochte Leclerc selbst nicht zu sagen. Einzig, dass es am SF1000, nicht an seiner Performance gelegen haben soll. „Um ganz ehrlich zu sein, denke ich, dass im Rennen irgendetwas nicht gestimmt hat. Es war nicht mehr das Auto, das ich im Qualifying oder einen Tag zuvor am Freitag hatte - und wir haben nicht viel geändert“, berichtete Leclerc.

Charles Leclerc klagt: Ferrari im Rennen ganz anderes Auto

„Die Balance war so viel schlechter. Es fühlte sich einfach nicht mehr wie dasselbe Auto an. Wir müssen also in die Daten schauen, um zu sehen, was falsch lief, denn das Auto war für mich heute extrem schwierig zu fahren. Vor uns liegt viel Arbeit“, ergänzte Leclerc. Das klingt fast wie die Aussagen Sebastian Vettels nach dem ersten Rennen in Österreich. Da fand Ferrari in der Analyse tatsächlich Fehler am Ferrari des Heppenheimers.

Im Fall von Leclerc spricht Ferrari bereits jetzt von einem fundamentalen Problem, ohne dieses genauer zu präzisieren oder präzisieren zu können. Binotto: „Wir müssen verstehen, was mit der Racepace los gewesen ist. Als Ferrari können wir überhaupt nicht zufrieden sein, das ist sehr enttäuschend. Wenn wir zurück in Maranello sind, werden wir das Auto gründlich analysieren.“