Platz fünf beim Großen Preis von Ungarn der Formel-1-Saison 2020 für Alexander Albon. Dieses Ergebnis hätte der Red-Bull-Pilot vor dem Start (Qualifying-Resultat: P13) sofort unterschrieben. „Ja, auf jeden Fall“, sagte der Brite am Sonntag nach dem Rennen auf dem überholfeindlichen Hungaroring. „Wenn man mir nach dem gestrigen Tag gesagt hätte, dass wir Fünfter werden, dann hätte ich zugegriffen.“

Kein Wunder: Auf dem Papier stehen auf der Habenseite acht gewonnene Positionen. Andererseits stehen dort auch 70 Sekunden Rückstand auf Teamkollege Max Verstappen im Ziel. Auch der Niederländer hatte das Rennen mit einer großen Hypothek, Platz acht in der Startaufstellung, aufgenommen und sah die Zielflagge als Zweiter hinter Rennsieger Lewis Hamilton. Ist ein fünfter Platz bei diesem Rückstand auf Verstappen zu wenig?

Red-Bulls Setup-Odyssee Gift für Albon

Solche Kritik erntete Albon bereits vor einer Woche in Österreich. Schon in Spielberg stellte sich Teamchef Christian Horner klar vor den Briten. So auch in Ungarn, als sich Horner in seiner digitalen Medienrunde nach dem Rennen erneut mehrfachen Nachfragen zum Leistungsvermögen Albons ausgesetzt sah.

Sehr zufrieden sei er mit seinem Schützling, so Horner zunächst. „Es war ein schwieriges Wochenende für Alex. Die Spezifikation des Autos hat sich von Session zu Session geändert“, erinnerte Horner an diverse Setup-Umbaumaßnahmen bei Red Bull, vor allem von Freitag auf Samstag. „Wenn du noch nicht so die Erfahrung hast wie er, ist es eben schwieriger damit umzugehen.“

Horner lobt Albon, Kritik versteht er nicht

Für ein, noch dazu erfahreneres, Ausnahmetalent wie Verstappen sei das einfacher. „Er hatte einen harten Start in dieses Jahr, wir haben ihm aber auch kein Auto gegeben, das ihm lag“, verteidigte Horner auf eine erneute Nachfrage. „Max fällt es leichter, um diese Probleme herumzufahren und sie zu kaschieren.“

Damit zielt Horner vor allem auf das Qualifying. Im Rennen selbst müsse sich Albon ohnehin nicht verstecken. „Alex ist in den Rennen sehr gut gefahren. Wenn wir das Auto verbessern, werden sich hoffentlich auch seine Samstage verbessern. Aber seine Racecraft und Rennpace - in Österreich im zweiten Stint und auch heute im Rennen -, da hat er einen tollen Job gemacht“, lobt Horner - und rüffelte den Fragesteller: „Ich kämpfe damit, die Kritik zu verstehen, die ihr haben mögt!“

Alex Albon im Ferrari-Stau

Horner weiter: „Im Rennen war seine Pace sehr, sehr gut und vergleichbar mit Max als er einmal seinen Rhythmus gefunden hate. Er hat stark überholt, auch die Ferrari und wen auch immer. Er hat einen super Job gemacht. Seine Pace mit freier Bahn war super. Wir sind sehr zufrieden mit Alex.“

Albon bekam in Ungarn ein Ferrari-Sandwich serviert, das er gar nicht bestellt hatte, Foto: LAT Images
Albon bekam in Ungarn ein Ferrari-Sandwich serviert, das er gar nicht bestellt hatte, Foto: LAT Images

Tatsächlich litt Albon beim Ungarn GP vor allem darunter, seine Pace nie so recht zeigen zu können. Nahezu durchgängig hing der Brite im Verkehr fest, meist hinter Ferrari. „Ich habe heute ziemlich viel Zeit im Verkehr hinter den Ferrari verloren. Sonst wäre ich näher dran gewesen“, erklärte Albon seinen Rückstand im Ziel.

Albon erleichtert: Red Bull im Rennen zu bändigen

Nach wenigen Runden in die Top-10 vorgestoßen, war zunächst hinter Sebastian Vettel Schluss - bis sich der Ferrari-Pilot in Runde zehn einen kleinen Ausritt neben die Strecke leistete und Albon durchschlüpfen konnte. Acht Runden klebte er daraufhin hinter dem nächsten Ferrari. In Runde 18 war er dann vorbei - endlich freie Fahrt. Nach Albons Boxenstopp in Runde 34 wiederholte sich das Bild allerdings erneut. Vettel, lange vorher an der Box gewesen, hatte sich dank frischerer Reifen wieder vor Albon platziert - und machte sich dort breit. Mit stark nachlassenden Reifen kassierte Albon Vettel letztlich in Runde 66 - P5.

Ein Ergebnis - und ein Gefühl -, das Albon sehr viel mehr gefielt als das Qualifying. „Es konnte von P13 heute nie einfach werden, aber ich hatte einen guten Start und bin durch das Feld gekommen. Das Rennauto war so viel besser als das Quali-Auto“, lobte Albon.

„Das Auto war echt gut, wir steckten aber das ganze Rennen im Verkehr. Es ist auf dieser Strecke nicht leicht, zu überholen, deshalb musste ich schon ein paar große Manöver setzten, um an den Leuten vorbeizukommen. Jedes Manöver, das du setzt, ist hier immer am Limit, aber es hat für uns funktioniert und ich habe die Kämpfe genossen. Es hat Spaß gemacht da draußen. Ich habe viele rote Heckflügel gesehen, aber es hat Spaß gemacht mit ausgefahrenen Ellbogen!“