Überfällig ist es längst, jetzt machen die ersten Teams Druck, endlich Klarheit zu schaffen: Noch immer wartet die Formel 1 auf eine Einigung zu den neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die ab der Saison 2021 und bis 2026 zwischen kommerziellem Rechtinhaber, Weltverband FIA und den Teams gelten sollen - das sogenannte Concorde Agreement.

Im Januar hatte F1-Boss Chase Carey im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos noch prognostiziert, alle Beteiligten Parteien seien kurz davor, die Unterschriften unter die Verträge zu setzen. Dann kam es anders, auch wegen der Corona-Krise. Zumindest sorgte diese dafür, dass sich die Prioritäten verschoben. Kurz- bis mittelfriste Rettungsaktionen dominierten den Austausch zwischen Teams, FIA und Liberty Media.

Corona-Krise verschiebt Prioritäten

Nach dem in Österreich geglückten Saisonstart kehrt das Thema nun zurück auf die Agenda - und soll nun so zügig wie möglich abgehandelt werden. Zumindest wenn es nach Ferrari und McLaren geht. Die beiden Traditionsteam sind mit dem aktuellen Stand der Verhandlungen zu den neuen Formel-1-Verträgen bereits einverstanden, wollen diese nun so bald wie möglich unterschreiben.

„Was Ferrari angeht, sind wir bereit, zu unterschreiben. Wir würde sogar gerne recht bald unterschreiben“, sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto am Freitag vor dem dritten Saisonrennen der Formel 1 in Ungarn. „Ich halte das für wichtig für die Zukunft und für Klarheit. Dann wissen wir immerhin alle, wo wir stehen“, erklärte der Italiener den Standpunkt der Scuderia.

Binotto deutet an: Gewisse Ferrari-Boni bleiben

Das sei auch für kleinere Teams interessant, meint Binotto. Auch die wüssten dann final, woran sie seien. „Denn es ist Teil des Gesamtpakets. Mit Klarheit nach vorne zu schauen, ist wichtig. Deshalb sind einige bereit, zu unterschreiben.“

Ferrari selbst scheint mit dem neuen Abkommen - so es Stand jetzt verhandelt ist - auch deshalb zufrieden, weil offensichtlich gewisse Zugeständnisse für das älteste Team der Formel 1 bleiben, liest man bei Binotto zwischen den Zeilen: „Ich denke, wir sind in gewisser Weise froh, denn wir wissen, dass die F1 die Bedeutung der Rolle Ferrari in der F1 verstanden hat. Das war für uns der Schlüssel und sind damit zufrieden.“

Racing Point sieht noch Nachbesserungsbedarf

Für manch andere Teams gilt das offensichtlich nicht, wie Binotto durchklingen lässt. Warum noch nicht alle zufrieden seien, kann - oder will - der Italiener nicht verraten. „Ich kann das nicht wirklich beantworten, denn wir als Ferrari sind zufrieden und bereit, zu unterschreiben. Die Frage sollte man denen stellen, die noch nicht ganz zufrieden sind“, sagte Binotto.

Bei einem dieser Teams handelt es sich um Racing Point. Weit von einem Abkommen, das man guten Gewissens unterschreiben will, sieht auch das aktuelle Team der Stunde der Formel 1, die Verhandlungen nicht entfernt. „Ich denke, dass jede Menge Arbeit hineingeflossen ist und ich denke nicht, dass wir allzu weit von etwas entfernt sind, das wir alle unterschreiben können. Aber es gibt noch immer ein paar Punkte, über die zu sprechen ist. Ich denke aber, dass das kurzfristig passiert“, sagte Teamchef Otmar Szafnauer.

McLaren: Klares Bekenntnis zur Formel 1

Vor allem soll es bei den neuen Formel-1-Verträgen darum gehen, das Ungleichgewicht bei der Ausschüttung der Preisgelder zum Vorteil der großen Teams deutlich zu reduzieren. McLaren scheint mit dem aktuellen Stand jedenfalls zufrieden, ist sich - ausnahmsweise - mal mit Ferrari einig. „McLaren Racing bekennt sich vollständig zur Formel 1 und wie sind bereit, diese neue Vereinbarung in Kürze zu unterschreiben“, sagte McLaren-CEO Zak Brown vor dem Ungarn GP.

„Das neue Concorde Agreement [..] stellt eine starke Basis für die Nachhaltigkeit, das Wachstum und den Erfolg der Formel 1 und all ihrer Stakeholder sicher“, ergänzte Brown. Teamchef Andreas Seidl bestätigte das am Freitag in Ungarn: „Von McLaren-Seite verschreiben wir uns ganz klar, in der F1 zu bleiben. Mit allem, was wir auf dem Tisch liegen sehen, einem klaren Blick darauf, wohin es mit den sportlichen, technischen und finanziellen Regularien gehen wird, sind wir sehr zufrieden.“