Nach zwei Rennen auf derselben Strecke zieht der Formel-1-Tross am kommenden Wochenende weiter nach Ungarn. "Zwei Wochen auf der gleichen Strecke reichen auch", zeigt sich Max Verstappen ob der kommenden Abwechslung froh.

Mit dem Hungaroring nahe der ungarischen Hauptstadt Budapest steht nach dem Red Bull Ring eine gänzlich andere Strecke auf dem Programm. Nach zwei Mercedes-Siegen bei den ersten beiden Rennen ruhen die Hoffnungen auf der Streckencharakteristik.

Zwar zählte der Red Bull Ring in den vergangenen Jahren zu den erfolgreichsten Strecken der Hausherren, doch der große Vorteil aufgrund der Höhenlage scheint dahin zu sein. Motorenlieferant Honda entwickelte für die Saison 2020 einen neuen, kleineren Turbolader.

Der Vorteil, den Red Bull in Österreich, Mexiko und Brasilien verliert, soll dafür über die Saison ausgeglichen werden. Weil der Hungaroring nach Monaco und Singapur die langsamste Strecke im Rennkalender ist, sollte der Fokus an diesem Wochenende eher auf dem Chassis als auf dem Motor liegen.

Das dürfte vor allem Ferrari entgegenkommen. Die Italiener reisen als WM-Fünfte zum dritten Rennen der Formel-1-Saison 2020. Die große Schwachstelle des SF1000 sind die Geraden. Davon gibt es in Ungarn nur eine, die auch noch verhältnismäßig kurz ist.

Nach dem Debakel beim Auftakt gibt Ferrari keine klaren Ziele mehr aus. "So viele Punkte wie möglich", heißt es nur von Teamchef Mattia Binotto. Das Ziel in Österreich lautete ganz bescheiden Q3. Insgeheim hofft Ferrari aber sehr wohl, dass Ungarn die Schwächen des Boliden weniger deutlich aufzeigt.

Namentlich sind die Schwächen des SF1000 Luftwiderstand und Motor. Sie sind für rund 70 Prozent des Rückstandes verantwortlich. Bleiben noch immer 30 Prozent, die Ferrari in den Kurven verliert - auch mit Upgrade.

Deshalb dürfen Sebastian Vettel und Charles Leclerc auf eine etwas bessere Performance hoffen, doch die ganz großen Favoriten sind einmal mehr Mercedes und Red Bull. Während der Mercedes seine Stärken in den schnellen Kurven des letzten Sektors am Red Bull Ring ausspielen konnte, zeigte sich der RB16 vor allem in den langsamen Ecken stark.

"In Kurve drei haben sie uns gekillt und auch in Kurve vier waren sie stärker", sagte Lewis Hamilton nach seinem Sieg am vergangenen Sonntag. In Ungarn gibt es zahlreiche der langsamen Kurven. Richtig schnelle Passagen gibt es eher weniger.

Aber Mercedes testete schon am zweiten Rennwochenende einen speziellen Heckflügel für Strecken, die besonders viel Abtrieb erfordern. Die große Frage lautet: Verhält sich der F1 W11 mit speziellen Teilen und dem entsprechenden Setup in den langsamen Kurven noch immer vergleichsweise bockig oder hat er diese Schwäche dann abgestellt?

Im vergangenen Jahr war es ein Kopf-an-Kopf-Duell zwischen Hamilton und Verstappen - mit dem besseren Ende für den Mercedes-Piloten. Doch wie konkurrenzfähig Red Bull war, zeigte sich mit der ersten Honda-Pole-Position in der Hybrid-Ära. Hamilton musste Verstappen im Rennen niederringen.

Für Hamilton war es bereits der siebte Sieg auf dem Hungaroring. "Budapest war schon immer eine meiner stärksten Strecken", gibt sich der sechsfache Weltmeister selbstbewusst. 2009 holte er dort den ersten Hybrid-Sieg der Formel-1-Geschichte, 2013 gewann er sein erstes Rennen für das Mercedes-Werksteam.

Toto Wolff übt sich vorsorglich trotzdem im Tiefstapeln: "Der Hungaroring hat Red Bull schon immer gelegen und sie haben auch in diesem Jahr bereits ihre Stärke in den langsamen Kurven unter Beweis gestellt. Sie werden dort nur sehr schwer zu schlagen sein."

Weil der Monaco GP und der Singapur GP2020 nicht im Kalender sind, ist der Grand Prix in Budapest das langsamste Rennen der Saison. "Entsprechend wird es interessant zu sehen, wessen Aero-Paket hier am besten funktionieren wird", so Wolff.

Formel 1 Budapest 2020: Die Wettervorhersage

Traditionell zählt der Ungarn GP zu den heißesten Rennen im Jahr. 2020 wird diesbezüglich aber nicht in die Annalen eingehen: Das Quecksilber soll das gesamte Wochenende die 25-Grad-Marke nicht übersteigen. Freitag und Sonntag sind sogar Regenschauer angesagt. Mercedes dürfte das entgegenkommen: Am zweiten Österreich-Wochenende, als es mit 20-Grad rund zehn Grad kälter war als am ersten Wochenende, konnte Mercedes den Motor voll aufdrehen und zog Red Bull deshalb auf den Geraden um vier Zehntel davon.

Der Hungaroring: Die Strecke

Mit 4,381 Kilometern zählt der Hungaroring zu den kürzesten Strecken im Formel-1-Rennkalender. Die meisten der 14 Kurven sind langsam bis mittelschnell. Weil es nur eine etwas längere Gerade gibt, sind Luftwiderstand und Motorleistung nur sekundär. Deshalb setzten alle Teams auf maximalen Abtrieb. Die erste DRS-Zone befindet sich auf der Start- und Zielgraden, die zweite DRS-Zone direkt nach Kurve eins. Trotzdem sind Überholmanöver normalerweise Mangelware.

Formel 1 Ungarn GP 2020 live im TV

Im Pay-TV bei Sky und beim Streaming-Dienst F1 TV Pro gibt es wie gewohnt alle Sessions der Formel 1 und der Rahmenrennserien live zu sehen. Das Wochenende der Königsklasse beginnt mit den ersten beiden Freien Trainings am Freitag um 11:00 Uhr und um 15 Uhr. Samstag geht es um 12:00 Uhr mit dem dritten Freien Training weiter. Um 15:00 Uhr beginnt die Qualifikation. Am Sonntag wird das Rennen um 15:10 Uhr gestartet. Im deutschen Free- TV gibt es das zweite Freie Training (n-tv) sowie die Qualifikation und das Rennen (jeweils RTL) live zu sehen.