Der Protest von Renault gegen den RP20 von Racing Point sorgte nach dem zweiten Rennen der Formel 1 2020 in Österreich für Schlagzeilen. Die Franzosen zweifeln daran, dass ihr bisher direkter Konkurrent im Mittelfeld - inzwischen hat sich Racing Point von der ‚zweiten Liga’ emanzipiert - den Boliden wirklich selbst konstruiert hat.

Schon bei den Testfahrten der F1 im Winter hatte Racing Point mit seinem neuen Auto Argwohn erregt, erinnerte der RP20 sofort sehr an den Mercedes des Vorjahres. Tatsächlich gab Racing Point frei heraus zu, den Silberpfeil nachgebaut zu haben, nach Foto-Vorlagen.

Ralf Schumacher: Formel 1 muss heute so etwas zulassen

Renault hingegen glaubt, dass mehr dahintersteckt und Racing Point Teile, die ein Team qua Reglement selbst konstruieren muss, eben nicht selbst entworfen, sondern von direkt von Mercedes übernommen hat. Ein harter Vorwurf. Die Stewards ließen am Sonntag den Protest zu, konfiszierten Teile Racing Points. Alle Beteiligten müssen nun Dokumente vorlegen, der Sachverhalt wird nun im Detail geprüft.

Für Ralf Schumacher ist die Regelung der sogenannten ‚Listed Parts’ in der gegenwärtigen Situation der Formel 1, sprich in Zeiten von Corona-Krise und Budgetdruck, nicht mehr angemessen. „Die moderne Formel 1 muss in der jetzigen Situation solche Dinge für kleinere Teams zulassen. Sie muss ermöglichen, dass solche Pakete gekauft werden können. Das ist viel effizienter. Nur so sind kleine Budgets auch wieder möglich“, schreibt der TV-Experte von Sky Deutschland in seiner aktuellen Kolumne für den Sender.

Zwei Klassen in der Formel 1 machen Schumacher keinen Spaß

Es mache keinen Sinn, dass jedes Team einen eigenen Windkanal habe und eigene Teile entwickele. „Die großen Teams mit ihren Budgets können sich so etwas leisten. Die großen Unterschiede wie im letzten Jahr haben doch gar keinen Spaß gemacht. Jetzt hat Racing Point die Chance, in die Top 5 reinzufahren. Das finde ich super“, schreibt Schumacher.

Auf dem Papier gilt jedoch das gegenwärtige Reglement. Sollten die Untersuchungen für Racing Point schlecht ausgehen, muss das Team demzufolge mit den Konsequenzen leben. Es droht eine Disqualifikation. Racing Point ließ allerdings schon wissen, man habe alle Belange des Designursprungs ohnehin schon mit der FIA geklärt.

Schumacher versteht Renault-Ärger nicht

Einzig durch den formalen Renault-Protest muss das Thema nun also wieder angesehen werden. Für Schumacher eine peinliche Aktion der Franzosen. „Den Ärger von Renault kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Sollen sie halt ein besseres Auto bauen“, wettert der Sky-Experte gegen die Franzosen. „Die haben alle Möglichkeiten dazu!“

Es sei wie in der Schule. Schumacher: „Ich kann mich auch nicht darüber ärgern, dass der Junge neben mir eine Eins geschrieben hat und ich nicht. Ich hätte ja auch lernen können! So läuft's einfach nicht!“

Formel 1, Österreich II: Wer sind die Gewinner & Verlierer?: (25:03 Min.)