Die schnellste Rennrunde war beim ersten Steiermark-GP der Formel 1 hart umkämpft. Am Ende stand - etwas überraschend - erneut ein McLaren ganz oben auf der Zeitenliste. Carlos Sainz fuhr diesmal den üblichen Verdächtigen Lewis Hamilton und Max Verstappen in die Parade.

Sainz setzte sich in einer heißen Schlussphase gegen eine Reihe von Fahrern durch, die noch einmal das Tempo auf der Jagd nach dem Bonuspunkt anzogen. In den letzten zehn Runden wurde die schnellste Runde gleich fünf Mal nach unten geschraubt und wechselte vier Mal den Besitzer, ehe Sainz der Jagd mit einem neuen Renn-Rekord von 1:05.619 ein Ende setzte.

Hamilton verpasst schnellste Runde: Reifen zu alt

Los ging das Zeiten-Feuerwerk im Mittelfeld. Dort machte nämlich Sergio Perez Jagd auf den viertplatzierten Alex Albon, und drückte dabei die schnellste Rennrunde immer weiter nach unten. Zeitgleich versuchte Lando Norris im zweiten McLaren weiter hinten Lance Stroll einzuholen. Dabei nahm er Perez in Runde 64 mit einer 1:07.286 die schnellste Runde ab.

Dann schaltete sich der Führende Lewis Hamilton ein, und fragte am Funk nach der schnellsten Rennrunde. In Runde 66 stellte er den Mercedes-Motor scharf und unternahm den ersten Anlauf. Allerdings auf 40 Runden alten Medium-Reifen, denn sein Vorsprung reichte nicht, um einen Gratis-Stopp für neue Reifen einzulegen.

Aber alte Reifen stellten für Hamilton in der Vergangenheit kein Problem dar. 2019 brachte er in Silverstone mit 32 Runden alten Hard-Reifen einen soft-bereiften Valtteri Bottas um den Bonuspunkt. Beim Steiermark-GP fuhr zuerst trotz Verkehr eine 1:07.018, und legte noch eine 1:06.719 nach. Doch er zweifelte: "Gut, ich habe versucht die schnellste Runde zu holen, aber auf 40 Runden alten Mediums würde ich es nicht gegen jemanden mit neuen, frischen Reifen schaffen."

Verstappen scheitert an Sainz' Monster-Runde

Während Hamilton sein Feuerwerk abbrannte, kam Sainz als erster Fahrer an die Box, um sich neue Soft-Reifen zu holen. Der Spanier hatte nach einem starken Start wie der sichere Fünfte ausgesehen, doch ein schlechter erster Boxenstopp warf den McLaren-Piloten zurück in den Verkehr, und machte ihn schließlich zum einsamen Neunten. So einsam, dass er über einen Boxenstopp Vorsprung auf den zehntplatzierten Daniil Kvyat vorweisen konnte.

Warum also nicht neue Reifen holen und die schnellste Runde versuchen? Und wie schon Lando Norris vor ihm stellte Sainz mit einer 1:05.619 eindrucksvoll die Pace des McLaren MCL35 mit wenig Sprit auf eine Runde unter Beweis.

Während Sainz seinen Job erledigte, holte Red Bull Max Verstappen zum zweiten Stopp. Verstappen hatte soeben Platz zwei an Valtteri Bottas verloren und nichts mehr zu verlieren. Doch zu gewinnen gab es auch auf Soft-Reifen nichts, denn Verstappen kam im Überrundungsverkehr zurück auf die Strecke. "Verdammt!", funkte er nach einem vertrackten ersten Versuch. "Was für einen Sinn macht ein Stopp, wenn ich in den Verkehr komme?"

Sainz freut schnellste Runde nicht

Also hielt die Sainz-Rekordrunde. Grund zur Freude? "Die schnellste Runde interessiert mich nicht, obwohl ich sie am Ende geholt habe", meint er. "Es zeigt, dass die Pace im Auto war, nur leider haben wir es nicht zusammengebracht, als es drauf ankam."

Von Platz drei gestartet hatte Sainz anfangs das Mittelfeld kontrolliert, dann klemmte es sieben Sekunden lang beim ersten Reifenwechsel. "Wir sind in den Verkehr gekommen, den wir nicht geplant hatten, und haben im Kampf mit den Racing Points unsere Reifen zerstört", summiert er. "Ohne Fehler hätten wir Platz fünf geholt. In dieser Position zu sein ist sehr enttäuschend."