224 Tage musste Lewis Hamilton auf seinen 85. Karriere-Erfolg warten - sieben Tage länger, als dem sechsmaligen Formel-1-Weltmeister lieb war. Nach dem durchwachsenen Österreich GP vor einer Woche schlug Hamilton beim Steiermark GP zurück und holte sich seinen ersten Saisonsieg 2020 - und damit auch seinen ersten Sieg seit dem Abu Dhabi GP 2019.

"Auf dieses Gefühl musste ich seit dem letzten Saisonrennen im Vorjahr warten und es ist großartig, nach einem schwierigen Auftaktwochenende so zurückzuschlagen", freute sich Hamilton nach dem Rennen.

Dabei sah es zwischenzeitlich nach einem weiteren schwierigen Wochenende für Hamilton aus. Im 2. Training fehlte ihm urplötzlich die Pace. "Das war ein kleines Desaster", gestand Hamilton. Nach der Datenanalyse am Freitag ging er aber wieder gut gelaunt in den Samstag.

Hamilton freut sich über Trainingsabsage

Darüber, dass das 3. Freie Training abgesagt werden musste, freute er sich sogar: "Weil es dadurch weniger Zeit für alle gibt, im Regen zu trainieren. Ich wusste, was ich machen musste, als das Qualifying startete."

Hamiltons Pole-Runde mit 1,2 Sekunden Vorsprung war eine Ansage, die er im Rennen umsetzte. Vom Start weg dominierte er den ersten Steiermark GP der Formel-1-Geschichte. Auch beim Restart nach dem frühen Safety Car kam Hamilton nicht in Bedrängnis.

224 Tage musste Lewis Hamilton auf seinen 85. Karriereerfolg warten, Foto: LAT Images
224 Tage musste Lewis Hamilton auf seinen 85. Karriereerfolg warten, Foto: LAT Images

Sofort fuhr er einen Vorsprung von rund zwei Sekunden heraus, um Verstappen aus dem DRS-Fenster zu schmeißen. "Aber zu Beginn lag nicht viel zwischen Max und mir", erklärte er. Das mag aber vorzugsweise daran gelegen haben, dass Hamilton die Reifen managte, wie er selbst gestand.

Weil der Vorsprung am Ende des ersten Stints schon auf rund fünf Sekunden angewachsen war, brachte auch der frühe Stopp von Verstappen nicht die Gefahr eines Undercuts. Trotzdem entschied sich Mercedes für einen früher als geplanten Stopp.

"Wir sind auf Nachzügler aufgelaufen, deshalb haben wir uns entschieden, ihn zum Stopp zu holen und die Position zu sichern", erklärt Mercedes-Ingenieur Andrew Shovlin. Der frühe Stopp brachte aber einen Nachteil: Der zweite Stint wurde deutlich länger, als eigentlich geplant.

Im direkten Duell mit Verstappen war das egal, weil der Red-Bull-Pilot noch früher zum Stopp gekommen war und im zweiten Stint auch schnell abreißen lassen musste. Doch die Hoffnungen auf die schnellste Rennrunde musste Hamilton deshalb begraben.

"Am Ende habe ich versucht, mir die schnellste Rennrunde zu sichern, aber meine Medium-Reifen waren 40 Runden alt. Entsprechend war es schwierig gegen jemanden, der auf neuen, frischen Reifen unterwegs war", ärgerte sich Hamilton über den verlorenen WM-Punkt, der schließlich an Carlos Sainz gingt.

Hamilton: Red Bull in langsamen Kurven besser als Mercedes

Mit seinem Sieg kam Hamilton bis auf sechs Punkte an WM-Leader und Teamkollege Valtteri Bottas heran. Schon in sieben Tagen könnte er in Budapest aus eigener Kraft die Führung übernehmen.

2019 gewann Hamilton in Ungarn hauchdünn vor Verstappen, Foto: LAT Images
2019 gewann Hamilton in Ungarn hauchdünn vor Verstappen, Foto: LAT Images

Doch Hamilton erwartet auf dem Hungaroring nicht nur einen Zweikampf mit Bottas: "Dort ist der kürzere Red Bull normalerweise sehr, sehr stark." Doch hat der 2020er Mercedes überhaupt noch Schwächen?

Spielberg war für Mercedes in der Vergangenheit die Achillesferse. Nun gewannen die schwarzen Silberpfeile beide Rennen. Doch Hamilton warnt: "An diesem Wochenende haben uns die Red Bull in Kurve drei gekillt! In Kurve vier waren sie auch stärker!"

Die Kurven drei und vier sind die langsamsten Kurven auf dem Red Bull Ring. Doch fraglich ist, ob die Bullen in den zahlreichen engen Ecken des Hungarorings noch immer schneller sein werden - schließlich stimmt Mercedes den Boliden auch speziell für diese Herausforderung ab.