1. - S wie Startaufstellung

Es ist angerichtet: Beim zweiten Formel-1-Rennen der Saison 2020 in Österreich (Steiermark GP in Spielberg heute um 15:10 Uhr live auf RTL, Sky und im F1-Livestream F1 TV Pro) starten mit Lewis Hamilton und Max Verstappen nicht nur die klaren Favoriten auf den Sieg aus Reihe eins der Startaufstellung, sondern bilden damit auch eine hoch explosive Mischung.

Hinter dem Mercedes und dem Red Bull geht es erneut mit einem McLaren weiter - diesmal ist es allerdings Carlos Sainz. Der Spanier teilt sich Reihe zwei mit Valtteri Bottas. Dahinter folgen mit Esteban Ocon ein stark platzierter Renault und der zweite Red Bull von Alexander Albon. Pierre Gasly, Daniel Ricciardo, der für ein Gelbvergehen im Training um drei Plätze strafversetzte Lando Norris und Sebastian Vettel im Ferrari komplettieren die Top-10.

Unmittelbar dahinter folgt sensationell der Williams von George Russell. Charles Leclerc muss das Rennen - ebenfalls nach einer Strafe von drei Plätzen - von P14 in Angriff nehmen. Die Pinkpfeile von Racing Point starten nach großen Problemen mit den Regenbedingungen im Qualifying nur von P12 und P17.

2. - S wie Start

Gleich nach der Startaufstellung zählt der Start zu einem der wichtigsten Faktoren eines jeden Formel-1-Rennens. 260,5 Meter kurz ist der Sprint bis zur ersten Bremszone auf dem Red Bull Ring gerade einmal. Dieser geht bergauf, gute Traktion ist dringend erforderlich. Dasselbe gilt nach dem langen Weg hoch bis Kurve drei - die erste Konterchance - aus dieser engen Spitzkehre ‚Remus’ hinaus. Hier ist Traktion abermals Trumpf

Wer mit einem materiellen Vorteil im Hinblick auf die Reifen ausgestattet sein wird, lässt sich diesmal noch nicht sagen. Durch die regnerischen Bedingungen im Qualifying entfällt für die Top-10 die Regelung, dass das Rennen mit jenem Satz Reifen gestartet werden muss, mit dem man sich für Q3 qualifiziert hatte. Anders ausgedrückt: Es herrscht für alle 20 Fahrer freie Reifenwahl. Wer Soft wählt, sollte besser wegkommen, dafür jedoch beim nächsten Faktor womöglich schlechter abschneiden.

Der Start beim ersten Rennen in Spielberg, Foto: LAT Images
Der Start beim ersten Rennen in Spielberg, Foto: LAT Images

3. - S wie Strategie

Womöglich, weil Pirelli in der Theorie tatsächlich den Start auf Soft empfiehlt. Rennzeit-optimiert und unter Labor-Bedingungen soll nichts schneller sein, um die 71 Runden zu bewältigen, als ein Start auf dem weichsten Reifen - mit einem Wechsel auf den Hard nach 28 bis 33 Runden.

Als zweitschnellste Variante geben die Italiener einen Start auf Medium an. Hier soll nach 30 bis 35 Runden auf Soft gewechselt werden. Andersherum sei das Rennen mit diesen Mischungen allerdings auch möglich. Allerdings bietet ein Start auf dem Medium erneut den Vorteil größerer Flexibilität - die Empfehlungen richten sich wie gesagt nach der Theorie. Wer den ersten Stopp länger hinauszögert, hat mehr Gelegenheit, ein mögliches Safety Car für einen zeitsparenden Reifenwechsel zu nutzen. Unwahrscheinlich? Vergangenen Sonntag sahen wir Bernd Mayländer öfters als in den vorherigen fünf Rennen in Spielberg zusammen.

4. - S wie Sonnen-Comeback?

Wetterumschwung in Spielberg. Am Sonntag hat die Formel 1 mit den Regenkapriolen des Samstags nichts mehr zu tun. Allerdings bleiben die Temperaturen kühl. Auf maximal 21 Grad Celsius soll das Quecksilber steigen, also kühler als am Freitag und am vergangenen Wochenende bleiben. Das dürfte vor allem Mercedes freuen. Immerhin traut noch immer niemand so ganz der Anfälligkeit der Weltmeister für große Hitze - zumal der Silberpfeil inzwischen zum Schwarzpfeil geworden ist.

5. - S wie Standfestigkeit

Das führt uns direkt zum nächsten Faktor - der Zuverlässigkeit. Neun Ausfälle verzeichnete die Formel 1 beim ersten Rennen auf dem Red Bull Ring vor einer Woche. In der modernen F1 ist das durchaus der Rede wert. Mögliche Gründe gab es einige. Nicht nur die noch wärmeren Temperaturen, sondern auch eine gnadenlose Strecke. Insbesondere die Negativkerbs von Spielberg sind ein echter Härtetest für die Boliden.

Selbst Mercedes-Motoren waren beim Saisonstart nicht vor Defekten gefeit, Foto: LAT Images
Selbst Mercedes-Motoren waren beim Saisonstart nicht vor Defekten gefeit, Foto: LAT Images

Noch dazu kam die Formel 1, vielleicht doch etwas eingerostet, aus einer monatelangen Pause - und das in vielen Fällen gleich mit einer Reihe von noch unerprobten Updates. Diese dürften inzwischen besser bekannt, die berühmten Kinderkrankheiten ausgetrieben sein. Komplett? Das kann nur das Rennen beantworten. Mercedes sorgt sich jedenfalls noch immer wegen der Getriebe, noch dazu brauchten einige Teams gleich weitere Neuerungen, Ferrari sogar in einer gefühlten Panikreaktion. Ob alles hält?

6. - S wie Speedy ‚Checo’ Gonzalez

Starten die schnellsten Autos weit hinten, liefert das immer Grund für besondere Aufmerksamkeit. Eine große Aufholjagd kann zur Geschichte des Rennens werden. Doch wo soll das bei dieser Startaufstellung der Fall sein? Beide Mercedes und Red Bull befinden sich in den gewohnten ersten drei Startreihen. Ferrari zwar längst nicht, aber die Scuderia baut gerade ohnehin längst nicht die schnellsten Boliden der Königsklasse.

Racing Point hingegen schon. Oder baut sie nach, besser gesagt. Die Kopie des letztjährigen Mercedes verbreitete im Training am Freitag jedenfalls Angst und Schrecken in der Formel 1. „Die sind ja fast schon ein Top-Team“, sagte etwa AlphaTauris Pierre Gasly nach P1 und P3 für Sergio Perez. „Die waren sogar nah an Mercedes und Red Bull dran, was sogar denen ein paar Sorgen bereitet hat“, bestätigte McLaren-Youngster Norris.

Racing Point hingegen schon. Oder baut sie nach, besser gesagt. Die Kopie des letztjährigen Mercedes verbreitete im Training am Freitag jedenfalls Angst und Schrecken in der Formel 1. „Die sind ja fast schon ein Top-Team“, sagte etwa AlphaTauris Pierre Gasly nach P1 und P3 für Sergio Perez. „Die waren sogar nah an Mercedes und Red Bull dran, was sogar denen ein paar Sorgen bereitet hat“, bestätigte McLaren-Youngster Lando Norris.

Ausgerechnet genannter Checo Perez startet nun allerdings nur von P17 - Racing Point und Regen, das wollte im Qualifying einfach so gar nicht passen. Im Rennen sollte das wieder ganz anders aussehen. Das klar drittschnellste Auto im Feld - auch Stroll startet nur von P12 - steht also weit hinten und will Wiedergutmachung. „Aber es wird schwierig, unsere direkten Konkurrenten sind weit vor uns“, fürchtet Perez allerdings eine Mammutaufgabe.

7. - S wie Sieger

Um 1,2 Sekunden distanzierte Lewis Hamilton im Qualifying die gesamte Konkurrenz. Selbst der zweite Regenspezialist im Feld - Max Verstappen - war deklassiert. Kontert der Niederländer dafür bei trockenen Verhältnissen im Rennen? Das ist alles andere als ausgeschlossen. Red Bull kam am Freitag deutlich besser zurecht als noch vor einer Woche. Doch reicht das für Mercedes?

Formel 1, Analyse: Warum war Hamilton so viel schneller? (09:40 Min.)

Für ein klares Regen-Setup, das Hamiltons Hammer-Runde erklären könnte, wollen sich die Silberpfeile schon einmal nicht entschieden haben Ein erster Dämpfer für Red Bulls Hoffnungen. Ein zweiter: Sonderlich viele Longrun-Daten wurden am Freitag nicht gesammelt. Die Teams fuhren wegen einer drohenden Absage des Qualifyings selbst im FP2 mehr auf Bestzeiten. Deshalb hat Red Bull hier deutlich weniger Erfahrungswerte als Mercedes. Immerhin schied Verstappen vergangenen Sonntag früh aus während beide Mercedes über die Distanz kamen.

Was dagegen Hoffnung macht, sind Hamiltons gewaltige Probleme im zweiten Training. Da würde der Brite so gar nicht warm mit seinem Mercedes, das Team stand vor einem großen Rätsel, warum das so war. Hat der Regen das im Qualifying nur kaschiert, Mercedes noch immer keine Lösung für Hamilton? Offenbar doch. Das gab Hamilton jedenfalls zu Protokoll.

Teamkollege Bottas - diesmal nur auf P4 statt auf Pole - wird etwas anderes hoffen. Aufgegeben hat der Finne auch von dort längst nicht. „In der zweiten Reihe liege ich in Schlagdistanz. Wir wissen, wie stark unser Auto im Rennen ist“, sagte Bottas. Bleibt jedoch das Risiko der Zuverlässigkeit. Neuer Kabelbaum hin oder her, gänzlich sorgenfrei in Sachen Kerbs und Vibrationen ist Mercedes längst nicht. Ein Schongang wäre deshalb weiter gern gesehen - mit einem Verstappen im Getriebe ist das jedoch kaum vorstellbar.