Lewis Hamiltons 89. Pole Position in der Formel 1 war im Regen von Spielberg über jeden Zweifel erhaben. Der Weltmeister fuhr mit seinem Mercedes Kreise um die Konkurrenz und distanzierte den Zweitplatzierten Max Verstappen im Red Bull um unglaubliche 1,2 Sekunden. Der Brite war im Wetterchaos auf dem Weg zum ersten Startplatz für den Steiermark GP einmal mehr voll in seinem Element.

"Die Runde die ich vorher hatte war schon gut, aber diese letzte Runde war für mich so nah an der Perfektion wie ich sie bei diesen Bedingungen überhaupt nur erreichen kann. Wenn man bedenkt, dass der Regen in dem Moment zunahm, macht es mich sogar noch stolzer, dass ich mich verbessern konnte", so Hamilton nach seinem nächsten Meisterstück im Regen.

Das gesamte Feld wurde am Samstagnachmittag ins kalte Wasser geschmissen, als nach der Absage des 3. Freien Trainings das Qualifying mit Verspätung gestartet wurde. Hamilton war diese Ausnahmesituation nicht im Geringsten anzumerken. Der 35-Jährige fand in aller Ruhe seinen Rhythmus und beendete jedes Segment des Zeittrainings mit der Bestzeit.

Hamilton freut sich über schlimmste Bedingungen: Das ist Racing

"Das waren die schlimmsten Bedingungen, bei denen man solche Autos fahren kann", so Hamilton. Aufgrund der sintflutartigen Regenfälle vom Vormittag wurde das Qualifying erst mit 45 Minuten Verspätung gestartet. Zum Ende des Q2 hin wurde der Regen jedoch wieder stärker, sodass der Showdown im Q3 zu einer regelrechten Wasserschlacht wurde.

"Es war echt am Limit, aber das ist Racing", freut Hamilton sich über die Freigabe des Zeittrainings bei diesen Bedingungen. "Die Offiziellen haben an solch einem Tag einen schwierigen Job, zu entscheiden, wann sie die Autos fahren lassen und wann nicht. Ich bin froh, dass sie es laufen gelassen haben."

Hamilton erklärt Extraklasse im Regen mit Glaube an sich selbst

Der sechsfache Weltmeister zeigte nach Vorstellungen wie 2008 in Silverstone, 2016 in Interlagos und 2018 in Hockenheim einmal mehr, warum Experten ihn schon seit Jahren in einem Atemzug mit Ayrton Senna und Michael Schumacher nennen. Hamilton teilte sich die drei Sätze Regenreifen mühelos ein und setzte nicht einen Fuß falsch.

Der bei vielen Rennfahrern verhasste Regen ist für ihn die absolute Wohlfühlzone. "Im Trockenen ist es viel einfacher, keine Fehler zu machen. Auch wenn es dort ein Risiko gibt, im Regen wird es tausendfach verstärkt", erklärt er den Reiz des Fahrens im Nassen. "Im Regen gibt es keine Gnade. Wenn du abfliegst, dann richtig."

Doch woher kommt seine außergewöhnliche Gabe für das Fahren im Regen? Für ihn ist es weniger eine Frage der reinen fahrerischen Fähigkeiten als eine Frage der mentalen Herangehensweise: "Es kommt auf den Menschen an. Ich weiß, wie gut ich bin und das ist ein Glaube, den wir alle in uns haben müssen. Das gilt für jeden Sportler."

Mercedes-Strategie und kühler Kopf als Schlüssel

Seine strategische Herangehensweise im Regen kann er hingegen detaillierter erläutern. Für ihn waren seine Qualifying-Runden ein Produkt seiner unter Druck stets systematischen Herangehensweise. "Es ist wichtig, dir die Zeit richtig einzuteilen und auch deine Batterie. Du musst wissen, wann du die paar Runden mit dem Qualifying-Modus einlegst", sagt er. "Du musst dir den Platz suchen und darfst keinen Fehler machen, wenn es darauf ankommt."

Bei der Suche nach freier Fahrt auf dem Red Bull Ring war er natürlich nicht auf sich alleine gestellt. Renningenieur Peter Bonnington navigierte seinen Piloten wie üblich durch den Verkehr. "Die Kommunikation war wirklich perfekt und ich hätte es ohne ihn nicht geschafft", lobt Hamilton seinen Strategen. "Du fühlst dich dort draußen wirklich sehr alleine. Du siehst vor und hinter dir nur die Gischt und alles was du weißt, ist dass du unheimlich schnell fährst."