Nach der Kollision beim ersten Formel-1-Rennen der Saison 2020 in Österreich sind die Wogen zwischen Alexander Albon und Lewis Hamilton noch nicht vollständig geglättet. Eine Aussprache der Unfallgegner fand nicht statt. Der Red-Bull-Pilot teilt den Standpunkt des Weltmeisters auch mit ein paar Tagen Abstand nicht. Er sieht das Manöver weder als Rennunfall noch als Rookiefehler und würde es jederzeit genauso durchziehen.

"Ich würde es zu 100 Prozent nochmal machen", sagt der Thailänder im Vorfeld des Großen Preises der Steiermark am kommenden Wochenende. Die Kritik, überstürzt gehandelt zu haben, lässt er nicht gelten. Geduld war im Kampf gegen das Mercedes-Duo in diesem Moment keine Option: "Es musste erledigt werden. Du kannst nicht warten, besonders dann nicht, wenn du einen Reifenvorteil hast."

Den Vorwurf, er hätte Hamilton mehr Platz lassen können, entkräftet er. "Der Kurvenausgang ist nicht dort, wo die Leute ihn auf der Kameraeinstellung sehen, wenn sie behaupten, da war noch eine Autobreite Platz", so Albon zu Motorsport-Magazin.com. "Der Ausgang dieser Kurve kommt erst viel später. Turn vier ist sehr lang." Den vermeintlichen Platz auf der linken Seite zu nutzen, sei nicht realistisch: "Ich hätte außen an den Streckenrand fahren und dann nochmal einlenken müssen."

Albon wirft Hamilton keine Absicht vor: Einfach Pech

Albon betont, nichts an seinem Manöver zu bereuen. Letzteres teilt er in diesem Fall ausnahmsweise mit Hamilton. Der Mercedes-Pilot akzeptierte zwar die Strafe, ordnete die Szene aber als Rennzwischenfall ein. Dementsprechend gab es diesmal auch keine Entschuldigung. "Wir haben hinterher nicht gesprochen. Ich habe auch nicht viel zu sagen. Es ist wie es ist", so Albon, der seinen Funkspruch vom Sonntag daraufhin etwas relativierte.

Unmittelbar nach dem Kontakt hatte er Hamilton noch als schlechten Verlierer bezeichnet. Vier Tage später klingt das anders. "Ich bin mir sicher, dass Lewis nicht die Absicht hatte, mich zu torpedieren", gibt er zu. Dementsprechend wird es beim nächsten Aufeinandertreffen keine Abrechnung geben: "Überhaupt nicht. Es war einfach Pech, dass wir schon zweimal aneinandergeraten sind."

Albon lehnt härtere Strafe für Hamilton-Aktion ab

Dabei war es für Albon in beiden Fällen besonders schmerzhaft. Er verlor durch die Kollisionen mit Hamilton jeweils die Chance auf sein erstes Podest in der Formel 1. Letztes Jahr geriet er in Brasilien mit dem sechsfachen Weltmeister aneinander. Beide Male fiel er durch die Kollision ans Ende des Feldes zurück und ging leer aus, während der Rivale nach einer Zeitstrafe noch punktete.

"Am Anfang bist du natürlich sehr frustriert, denn du bist derjenige der in dieser Situation mehr verliert", so Albon, der das Vorgehen der Stewards dennoch befürwortet. Die Tragweite der Kollision für ihn sollte bei der Entscheidung keine Rolle spielen: "Es ist fair, dass die Strafen auf die gleiche Weise angewendet werden. Ich bin froh, dass es so ist."

Schmerzhaft war es für den 24-Jährigen dennoch. In Interlagos ging ihm nur die Chance auf ein Podium durch die Lappen. Diesmal durfte er sich berechtigte Hoffnungen auf den ganz großen Coup machen. "Es sah gut für uns aus und ich wusste, dass ich früh überholen musste um an Bottas heranzukommen. Ich denke, wir hätten etwas Großen erreichen können", sagt er.